Sanktionen gegen Russland: Preisdeckel auf Erdöl treibt Schiffe in die "Schattenflotte"

Tanker mit russischem Öl auf hoher See

(Bild: Aerial-motion / Shutterstock.com)

Immer mehr Tanker kehren westlichen Versicherern den Rücken. Über diese Folgen des Preisdeckels beschweren sie sich jetzt beim britischen Parlament.

Die Preisobergrenze für russisches Öl sollte der große Wurf unter den westlichen Sanktionen werden. Er sollte die Einnahmen des Kremls schmälern und gleichzeitig die Versorgung des Weltmarktes mit fossilen Energieträgern sichern. Doch inzwischen untergräbt er zunehmend die Position westlicher Unternehmen.

Sanktionen gegen Russland: Preisobergrenze für Öl untergräbt westliche Position

Das jedenfalls beklagt die International Group of P&I Clubs, ein Zusammenschluss westlicher Versicherer, in einer Stellungnahme an das britische Parlament. Die Preisobergrenze führe dazu, dass sich immer mehr Schiffe der sogenannten Schattenflotte anschlössen.

Die Preisobergrenze (OPC) ermöglicht es westlichen Verladern und Versicherern, sich am russischen Ölhandel zu beteiligen, solange das Öl unterhalb einer bestimmten Preisgrenze verkauft wird. Ursprünglich wurde dieser Preis auf 60 US-Dollar pro Barrel festgelegt.

Probleme mit der Preisobergrenze und ihre Auswirkungen

Die International Group of P&I Clubs, die 87 Prozent der weltweiten Seetonnage abdeckt, stellt jedoch fest, dass diese Sanktionen bisher nicht funktioniert haben. In der Stellungnahme werden mehrere Gründe genannt. Es wird in dem Schreiben auf die Nachweispflicht hingewiesen.

Der Nachweis des Verkaufspreises dieser Erzeugnisse hängt von einer Reihe von Bescheinigungen ab, die zunächst vom Mineralölhändler vorgelegt werden müssen. Diese Bescheinigungen können korrekte Preisangaben enthalten oder auch nicht, sodass Schiffseigner und Versicherer dem Vorwurf ausgesetzt sind, gegen die Vorschriften des OPC verstoßen zu haben und riskieren Sanktionen.

International Group of P&I Clubs

Die Unsicherheit der Unternehmen im Umgang mit Nachweisen

Die Unternehmen seien nun unsicher, wie sie die Vertrauenswürdigkeit eines Zertifikats überprüfen könnten. Vor diesem Hintergrund hätten sich die Handelsaktivitäten verlagert und teilweise den Zuständigkeitsbereich der G7 und ihrer Koalition verlassen.

Die zunehmende Verlagerung von Handelsaktivitäten außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der G7 und ihrer Koalition hat nach Angaben der International Group of P&I Clubs zu einer Zunahme von Schiffen geführt, die von Beobachtern und Kommentatoren als "Schattenflotte" oder "Parallelflotte" bezeichnet werden. Diese Schiffe transportieren russisches Öl und Ölprodukte, unabhängig davon, ob sie dem OPC entsprechen oder nicht.

Warnung vor einer weiteren Abwanderung von Schiffen

Die Gruppe warnt zudem, dass noch mehr Schiffe aus dem Bereich der International Group of P&I Clubs abwandern könnten. In der Erklärung heißt es:

Die Ölpreisobergrenze scheint zunehmend undurchsetzbar zu sein, da immer mehr Schiffe und damit verbundene Dienstleistungen in diesen Parallelhandel einsteigen. Wir schätzen, dass bereits rund 800 Tanker die International Group of P&I Clubs als direkte Folge der Einführung der Ölpreisobergrenze verlassen haben.