Tausende Russen kehren nach Flucht vor Krieg zurück und stärken Putins Kriegswirtschaft

Rückkehr russischer Bürger - Symbolische Darstellung einer Menschenmenge in Bewegung

Symbolische Darstellung der Heimkehr russischer Bürger.

(Bild: KI-generiert)

Wer vor dem Krieg aus Russland floh, wurde in den Zielländern nicht herzlich empfangen. Viele Flüchtlinge kehren zurück, was die russische Wirtschaft deutlich stärkt.

Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine war auch für viele Bürger der Russischen Föderation ein Schock. Im ersten Kriegsjahr verließen bis zu einer Million Menschen das Land, darunter viele Fachkräfte. Inzwischen kehren viele von ihnen zurück, nicht zuletzt wegen der grassierenden Russophobie im Westen.

Putin feiert Rückkehr der Auswanderer als Propagandaerfolg

Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ist ihre Rückkehr ein Propagandaerfolg. Sie stärken aber auch die russische Wirtschaft, berichtet Bloomberg. Nicht zuletzt werden Unternehmen und Branchen gestärkt, die für den Bedarf der Streitkräfte produzieren.

Viele Russen stünden heute vor einer schwierigen Entscheidung, heißt es in dem Bericht. Mit ihrer Flucht hätten sie damals ihre Ablehnung des Krieges und der Politik des Kremls zum Ausdruck gebracht. Doch zwei Jahre später tobt der Krieg immer noch und ein Ende ist nicht in Sicht. Zudem steht Wladimir Putin vor der nächsten sechsjährigen Amtszeit, sodass mit einer grundlegenden Änderung seiner Politik nicht zu rechnen ist.

Die Herausforderungen russischer Auswanderer im Ausland

Gleichzeitig spüren sie in ihren Gastländern deutlich, dass sie nicht willkommen sind. Sie haben Probleme, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Sie haben Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche. Auch wenn sie Urlaub machen wollen, sind sie nur an wenigen Orten willkommen.

Russische Auswanderer müssten im Ausland feststellen, dass sich "die Welt buchstäblich gegen sie verschworen hat", sagte die Soziologin Anna Kuleshova gegenüber Bloomberg.

Kuleshova lebt in Luxemburg und ist Soziologin bei der Social Foresight Group, die russische Einwanderer befragt. Sie wird mit den Worten zitiert: "Sie kehrten mit einem Gefühl der Verbitterung zurück und dem Gefühl, dass ‚Putin doch nicht so falschlag. Die hassen uns wirklich.‘"

Die Rückkehr der Auswanderer als Propagandasieg für den Kreml

Zweifellos ein Propagandasieg für den Kreml. Kritiker merken an, dass die russische Regierung die Rückkehr ihrer Bürger als Bestätigung der Russophobie im Westen darstellt. Das entspricht aber auch den Erfahrungen, die viele Russen im Ausland gemacht haben. Immerhin gibt jeder Vierte an, Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht zu haben.

Es wird geschätzt, dass sich die Abwanderung inzwischen umgekehrt haben könnte, d. h. dass mehr Menschen nach Russland zurückkehren als auswandern. Bis zu 45 Prozent der im ersten Kriegsjahr Geflohenen könnten demnach wieder in Russland sein.

Putin lobte die Rückkehr von Geschäftsleuten, Unternehmern und hochqualifizierten Fachkräften als "guten Trend". Er wertete den Zustrom als Zeichen der Unterstützung seiner Politik, unabhängig von den tatsächlichen Gründen für die Rückkehr, und als Beweis dafür, dass die Russen "ein Zugehörigkeitsgefühl haben, ein Verständnis für das, was passiert".

Die wirtschaftliche Bedeutung der Rückkehr der Auswanderer

Wirtschaftlich macht sich die Rückkehr bemerkbar. Nach Schätzungen von Bloomberg Economics trägt sie zwischen einem Fünftel und einem Drittel zum jährlichen Wirtschaftswachstum Russlands bei. Im vergangenen Jahr wuchs die russische Wirtschaft um 3,6 Prozent.

Die Rückkehrer entlasten den russischen Arbeitsmarkt kaum. Sie machen nur 0,3 Prozent aller Beschäftigten aus. Daraus lässt sich aber schließen, dass diese kleine Gruppe einen großen Beitrag zur Wirtschaftstätigkeit leistet.