Berlin schwindelt sich öko

Land entscheidet sich bei "Ökostrom" für wirkungslose Billiglösung - und zahlt noch drauf

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Die Berliner Politik und Verwaltung scheinen nach Sarrazins Hartz-IV-Menüvorschlägen ein neues Glanzstück erarbeitet zu haben. Die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) lobte denn auch vor allem wie schön billig die Ökostrom-Lösung geworden sei. Das Land zahle nur einen Aufpreis von 0,2 Prozent oder 150.000 Euro mehr für den neuen Stromvertrag. Per Ausschreibung entschied sich das Land für einen Stromanbieter der die öffentlichen Einrichtungen Berlins ab 2010 vollständig mit "Ökostrom" versorgen soll. Nach Recherchen des Tagesspiegel entschied sich die Verwaltung am Ende aber dafür, von Vattenfall den gleichen Strom wie bisher beziehen, nur dass er per RECS-Zertifikaten zu "Öko" umetikettiert wird. Es wird eine Studie von Uwe Leprich von der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft zitiert, die zu dem Ergebnis kommt, dass 2007 92 Prozent der RECS-Zertifikate für die Stromproduktion norwegischer Wasserkraftwerke ausgestellt werden.

Diese Zertifikate werden dann als pures Attribut verkauft, so dass Kohlestrom zu sauberem Wasserkraftstrom wird, ohne dass sich vor Ort in Berlin irgendetwas an der Art der Stromerzeugung ändert. Als Sitz der Regierung hätte das Ergebnis auch Signalwirkung für andere Länder und Kommunen haben können. Ein bewußter Umstieg auf Strom aus regenerativen Quellen hätte gezeigt, dass man ernsthaft für den Übergang zu einer regenerativen Energieversorgung eintritt. Statt dessen wurde anscheinend mit hohem Verwaltungsaufwand und Mehrkosten von 150.000 Euro nichts verändert, die Mehrkosten die das Land zahlt decken wohl auch mehr als den Preis für die RECS-Zertifikate, diese sind im Grunde reine Datenbankeinträge, zur Zeit werden sie für etwa 0,05 Cent pro kWh gehandelt.