Pfadfinder liberalisieren sich

In den USA erlauben die Boy Scouts nun auch homosexuelle Mitglieder - in der Hoffnung, an neue Zeiten anzuknüpfen und wieder populär zu werden

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Die Boy Scouts sind ziemlich in Vergessenheit geraten. Jüngere in Deutschland denken, wenn sie überhaupt auf Pfadfinder stoßen, wahrscheinlich vor allem an Donald Duck und seine Neffen, die bei Fähnlein Fieselschweif ("Junior Woodchucks" i. O.) tolle Tricks vorführen und ihren Onkel über ethische Maximen in Kenntnis setzen. Ältere mögen an alte Fernsehserien wie etwa "Lassie" zurückdenken. Auch in den USA hat die Populäritat der Pfadfinder deutlich abgenommen.

Das soll sich nun ändern. Mit einer Grundsatzentscheidung sorgen die Boy Scouts heute für große Aufmerksamkeit: Bei einer Abstimmung hat sich die Organisation mit großer Mehrheit dafür entschieden, anders als bisher die Mitgliedschaft nicht von der sexuellen Orientierung des Bewerbers abhängig zu machen. Ab Januar 2014 dürfen auch schwule Jungs offiziell Mitglied der Scouts sein: "no youth may be denied membership 'on the basis of sexual orientation or preference alone", wird aus den USA gemeldet.

Die Abstimmung bringe die Pfadfinder auf Linie mit dem derzeit zu beobachtenden raschen Anwachsen der öffentlichen Akzeptanz der Homosexualität; die Organisation erhoffe sich damit die Sympathie junger Eltern, die wesentlich für die Zukunft der Institution sei, die seit Jahrzehnten über Mitgliederschwund klage, berichtet die New York Times. Dem stünde jedoch eine starke konservative Opposition gegenüber. Aus Kirchen und Elternkreisen, nicht mit der Entscheidung einverstanden seien, kommt Kritik, wonach die Entscheidung im Gegensatz zum Eid der Pfadfinderorganisation stünde, der doch darauf baue, "morally straight" zu sein. Inwieweit Homosexualität dem widerspricht, wird nicht begründet.

Die Empörung über die Entscheidung lässt einige, wie etwa einen Kirchenführer aus Florida, laut darüber nachdenken, zusammen mit gleichgesinnten Eltern eine neue Organisation als Alternative zu den Scouts zu gründen; der vorläufige Arbeitstitel dafür zeigt, wie sehr man dem antimodernen Ressentiment der 1950er Jahre verhaftet ist: "a character development organization for boys".

Bürgerrechtsanwälte nehmen die aktuelle Entscheidung als Grundlage dafür, die neue Offenheit gegenüber Menschen mit unterschiedlicher sexueller Ausrichtung auch auf führende Posten auszuweiten, was hieße, dass auch erwachsene Mitglieder homosexuell sein dürfen. Das wird den Boy Scouts sicher für eine Weile einige Aufmerksamkeit sichern, ob sie mit der Liberalisierung eine Renaissance erleben, ist allerdings fraglich.