Tödliche Lebensretter

Betablocker sollen bei Operationen das Herzinfarktrisiko senken, aber erhöhen in Wirklichkeit das Risiko zu sterben.

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Dass Medikamente eher schaden als helfen können, ist bekannt. Das könnte auch der Fall mit Betablockern sein, seit Jahrzehnten ein wichtiges Mittel zur Senkung des Herzinfarktrisikos. Betablocker werden auch bei Operationen gegeben, die nicht am Herz stattfinden, um Herzinfarkte bei Patienten zu vermeiden, die als riskant gelten. Betablocker reduzieren die Folgen von Stresshormonen, die bei Operationen entstehen und dazu führen, dass das Herz mehr Sauerstoff benötigt. Daher gehen manche Ärzte davon aus, dass die Einnahme von Betablockern das operationsbedingte Herzinfarktrisiko denkt.

Nach einer internationalen Studie an 190 Krankenhäusern mit über 8.000 Patienten, von denen die Hälfte zwei Stunden vor der Operation Betablocker und die andere Placebos erhielt, zeigte sich, dass die Patienten, die 30 Tage lang Betablocker erhielten, ein bis zu 3,1 Mal Risiko hatten, in dem Monat nach der Operation zu sterben, als die Kontrollgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu bekommen, ist doppelt so hoch.

Der Kardiologe PJ Devereaux von der McMaster University in Hamilton, Kanada, der die in der Zeitschrift Lancet veröffentlichte Studie leitete, sagt, dass die für Operationen verordneten Medikamente mehr Menschen das Leben gekostet als gerettet haben. Wenn die Ärzte den entsprechenden Empfehlungen der American College of Cardiology aus dem Jahr 1996 gefolgt seien, so könnten seitdem 800.000 Menschen unnötig gestorben und eine 500.000 einen Herzinfarkt erhalten haben. Ganz einfach ist der Sachverhalt freilich nicht, denn Betablocker, die für eine nicht am Herzen stattfindende Operation genommen werden, senken das Herzinfarktrisiko, erhöhen aber das Todesrisiko. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Betablocker den Blutdruck bei manchen Patienten zu stark absenken.