20 Tote in Bangladesch

IS-Terroristen nahmen Italiener, Japaner und Inder als Geiseln

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In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch stürmten Bewaffnete gestern Abend unter Allahu-Akbar-Rufen das im Diplomatenviertel Gulshan gelegene und bei Ausländern beliebte und im Tripadvisor gelobte Café Holey Artisan Bakery und nahmen zahlreiche Gäste als Geiseln - darunter japanische, italienische und indische Staatsangehörige.

Nach zwölf Stunden erfolgloser Verhandlungsversuche und mehreren Explosionen beendete eine Hundertschaft Polizisten die Geiselnahme und erschoss dabei mehrere Terroristen. Dabei sollen auch zwei Polizisten ums Leben gekommen sein. Dazu, ob Terroristen festgenommen wurde, gibt es unterschiedliche Angaben. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beanspruchte über ihre Nachrichtenagentur Amaq die Verantwortung für die Geiselnahme und postete dazu Fotos von Leichen, die die Geiselnehmer über Mobiltelefone verbreitet haben könnten.

Geiselnahme in der Holey Artisan Bakery

Nach Angaben eines Militärsprechers kamen insgesamt 20 Ausländer ums Leben. 13 Geiseln haben der Times of India zufolge überlebt - viele davon verletzt sind, ist noch unklar. Eines der in ein Krankenhaus verbrachten Opfer ist angeblich Japaner. Sieben der Geiseln sollen dem italienischen Botschafter in Dhaka nach italienische Geschäftsleute gewesen sein. Ob sich deutsche Staatsangehörige unter den Opfern befinden, wird von der deutschen Botschaft in Dhaka derzeit geklärt.

Mordserie traf Hindus, Blogger und Professoren

Hasina Wajed, die Ministerpräsidentin von Bangladesch, bezeichnete die Geiselnehmer in einer Ansprache als "gottlos" und betonte die Entschlossenheit ihrer Regierung, den Terrorismus auszumerzen. Der nahm in dem südasiatischen Land bereits vor der Geiselnahme zu: Am Freitag hackten mutmaßlich islamische Extremisten einen Hindu zu Tode, der in einem Tempel arbeitete. Vorher hatte es unter anderem Hindu-Priester, Angehörige von Polizisten, Mitarbeiter ausländischer Botschaften, Schwulenrechtsaktivisten, Verleger, Schriftsteller, Blogger, und Professoren getroffen, die man teilweise mit Messern enthauptete - oder deren Enthauptung man damit versuchte, was in einem noch grausameren Tod resultierte. Neben den international aktiven Terrororganisationen IS und al-Qaida bekannten sich auch lokal agierende Dschihadisten wie Ansar-al-Islam und Jamaat-ul-Mujahideen zu solchen Taten.

Bangladesch spaltete sich 1971 in einem blutigen Bürgerkrieg von Pakistan ab. Es ist der südöstliche Teil des bengalischen Sprachgebiets, das 1947 in eine vorwiegend moslemische und eine vorwiegend hinduistische Zone geteilt wurde. Aus dem hinduistischen Teil mit der Stadt Kalkutta wurde der indischen Bundesstaat Westbengalen. Heute sind fast 90 Prozent der etwa 160 Millionen Einwohner Bangladeschs Moslems, vor allem Sunniten. Etwa neuneinhalb Prozent sind Hindus, 0,7 Prozent Buddhisten und 0,3 Prozent Christen, die vor allem aus niedrigen oder Nicht-Kasten stammen und sich dieser Religion während der britischen Kolonialzeit anschlossen.

Derzeit regiert in Bangladesch die sozialdemokratische Awami-Liga mit 230 der insgesamt 300 Sitze im Einkammerparlament. Die Wirtschaftsentwicklung betrug in den letzten zehn Jahren durchschnittlich fünf bis sechs Prozent - wegen des extrem hohen Bevölkerungswachstums (gegen das die Staatsführungen - anders als beispielsweise in China - nichts unternahmen) ist das Pro-Kopf-Einkommen aber immer noch sehr niedrig und das Land steht nur auf Platz 142 des Human Development Index. Neben dem Reisanbau ist vor allem die Textilindustrie von Bedeutung, die immer wieder durch schlechte Arbeitsbedingungen von sich Reden macht - zum Beispiel 2013 beim Einsturz eines Fabrikgebäudes in Savar mit 1.130 Toten und 2.500 Verletzten.

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