31 Tote bei Terroranschlag in Urumqi

Täter "pflügen" mit Geländewagen in Menschenmenge und werfen Sprengsätze

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In der westchinesischen Stadt Urumqi (Urümqi, Urumdschi), die in der autonomen Region Xinjiang liegt, verübten Terroristen heute Morgen gegen 7 Uhr 50 Ortszeit einen Anschlag auf einen Marktplatz in der Nähe des Renmin-Parks, bei dem nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua mindestens 31 Menschen ums Leben kamen und 94 weitere verletzt wurden. Unter den Toten sind angeblich viele ältere Menschen, die auf dem Markt Gemüse einkaufen wollten.

Wer die Täter waren, die mit zwei Geländewagen ohne Nummernschilder einen Zaun niederrissen, in die Menschenmenge "pflügten" und Sprengsätze warfen, steht bislang noch nicht sicher fest. Aufgrund der Probleme, die es in Xinjiang in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit uigurischen Separatisten und Dschihadisten gab, vermuten die meisten Beobachter jedoch, dass die Täter aus diesen Kreisen stammen.

Volksgruppenmehrheiten in Xinjiang. Karte: Telepolis.

Die Uiguren sind ein Turkvolk von etwa zehn Millionen Menschen, das fast ausschließlich im extrem trockenen und dünn besiedelten Xinjiang lebt. Dort stellen sie knapp die Hälfte der Bevölkerung, wobei ihr Siedlungsschwerpunkt im Südwesten liegt. Obwohl sie ihre Zahl in den letzten 50 Jahren verdoppeln konnten, ihre Sprache in den Schulen gelehrt wird und es uigurische Zeitungen, Bücher und Rundfunksender gibt, wurden sie in die Gruppe der "bedrohten Völker" aufgenommen. Als Begründung dafür wird die chinesische Zuwanderung in die autonome Region angeführt, die sich auf den Osten und die großen Städte konzentriert.

Nachdem die international zusammengesetzten und finanzierten "Mudschaheddin" in Afghanistan die Russen vertrieben und die Regierung gestürzt hatten, begannen sie, uigurische Separatisten im nahe gelegenen Xinjiang zu unterstützen. Seitdem gibt es dort Terroranschläge, die bereits in den 1990er Jahren 160 Todesopfer forderten. Bevorzugte Ziele waren damals Uiguren in hohen Verwaltungspositionen und Imame, die man beschuldigte, mit Peking zusammenzuarbeiten. Aber auch Busse wurden in die Luft gesprengt. 1997 gelang den Separatisten sogar ein Sprengstoffanschlag in einem belebten Einkaufsbezirk in Peking, der allerdings nur Verletzte und Sachschäden zu Folge hatte.

Im Jahrzehnt darauf hoben chinesische Sicherheitskräfte unter anderem eine uigurische Terrorgruppe aus, die plante, ein Flugzeug zu sprengen. Im Juli 2009 forderten Unruhen in Urumqi 140 Todesopfer und mehr als 800 Verletzte. Einen Monat später wurden in der Stadt Kaschgar 17 Menschen getötet und 15 verletzt. Die Täter rasten mit einem Müllaster in eine Gruppe von Polizisten, die gerade ihren Frühsport absolvierte, warfen dann Granaten und griffen zuletzt noch mit Messern an. Sechs Tage danach versuchten Separatisten, mit selbstgebauten Rohrbomben in mehrere Supermärkte, Hotels und Verwaltungszentrum in der Stadt Kuqa im Süden Xinjiangs einzudringen. Im September 2009 kam es dann in Urumqi erneut zu Unruhen, bei denen vier Menschen starben.

2010 forderte ein Bombenanschlag in der Stadt Aksu sieben Tote und 14 Verletzte. 2011 töteten uigurische Terroristen in der Ortschaft Hotan 18 Zivilisten mit Sprengkörpern und Messern. Im selben Jahr versuchten sechs Uiguren, ein Flugzeug zu entführen, was jedoch an der Gegenwehr anderer Passagiere und der Besatzung scheiterte. Am 24. April 2013 kamen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Kashgar 21 Menschen ums Leben, am 26. Juni 2013 folgten weitere 27.

Auch das Massaker im Bahnhof der südchinesischen Stadt Kunming, bei dem am 1. März 2014 29 Han-Chinesen erstochen wurden, geht auf das Konto uighurischer Fanatiker. Der letzte Anschlag vor dem heutigen geschah am 30. April 2014, als uigurische Terroristen in Ürümqi drei Menschen mit Messern und Sprengsätzen töteten und 79 weitere verletzten.

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