AOL/Netscape-Gigant gefährdet den Markt für unabhängige Provider

Consumer Project will den Kauf unterbinden

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Ralph Naders Consumer Project on Technology fordert die amerikanische Behörden dazu auf, dem Kauf von Netscape durch AOL nicht zuzustimmen. Angeblich werde die Federal Trade Commission keine Einwände gegen die Übernahme des Browserpioniers durch den weltweit größten Provider äußern. Schließlich hat AOL, selbst wenn es das größte Portal werden sollte, keine derartige Marktdominanz wie etwa Microsoft im Bereich der Betriebssysteme.

Seltsam ist diese Verbindung ja schon. Schließlich war vor wenigen eine AOL-Mailadresse nicht gerade chic, während Netscape geradezu als Gegensatz zu AOL - und natürlich auch zu Microsoft gefeiert wurde. Die Netzpioniere und die Newbies. Doch der alte Schwung der "digitalen Revolution" bricht unter der Kommerzialisierung zusammen. Das Web als Massenmedium schert sich nicht mehr um irgendwelche Utopien, jetzt geht es ums Geschäft. Der Verkauf von Wired war bereits ein symbolischer Höhepunkt, den AOL-Netscape jetzt nur noch abrundet. Auch Hollywood hat rechtzeitig einen Film zum Thema gemacht, der zur passenden Zeit anläuft: You've got Mail, eine Liebesgeschichte, die mit einer Begegnung in einem chat room beginnt. Hauptdarsteller sind Meg Ryan, Tom Hanks und, wie die New York Times süffisant hinzufügt, Anerica Online.

Microsoft's public relations machine has tried to paint the antitrust laws as outdated and irrelevant in the fast-paced computer industry. But antitrust laws were created in response to the new technologies of the industrial revolution, and they have been a factor in each new wave of technology. We still embrace the Bill of Rights, which is much older than the antitrust laws. What's critical for antitrust enforcement is to find remedies that address the sources of anticompetitive conduct and are appropriate for an industry with short product cycles, changing product definitions and production innovations.

Ralph Nader, James Love

James Love, Leiter des Consumer Project, ist vielleicht noch einer von der alten Sorte. Er war natürlich auch gegen Microsoft und plädiert für die strikte Durchsetzung der Antitrust-Gesetzgebung. Jetzt also will er in den USA und auch anderswo dafür sorgen, daß der Kauf annulliert wird. Der Browser-Markt sei bereits zu sehr konzentriert, da es letztlich nur Microsoft und Netscape gebe. Daher würden bereits nahezu alle Online-Kunden einen Browser der beiden Firmen verwenden: "Die Verschmelzung von Netscape mit AOL bedroht die künftige Rolle der unabhängigen ISPs. Wir sind besorgt, daß sie es ermöglicht, das Internet von offenen Standards zu einem stärker proprietären Ansatz zu führen, der von AOL und Microsoft verfolgt wird."

AOL und Microsoft sind für Love Stellvertreter für eine Vision des Internet, die auf proprietären Standards und Inhalten, intensiver Kommerzialisierung, Überwachung der Kunden aus geschäftlichen Interessen und Verbindungen mit Partnern für den E-Commerce beruht. Die unabhängigen Provider würden mit dem Kauf an den Rand gedrängt, vor allem aber wären offene Standards bedroht, möglicherweise auch die Bereitschaft von Netscape, weiterhin Betriebssysteme wie Linux zu unterstützen: "Wir fürchten beispielsweise, daß AOL einwilligen würde, Linux an den Rand zu drängen, um erwünschte Positionen auf dem Windows Desktop von Microsoft zu behalten."

Kritisch sieht Love auch die Open Source Lizenz für Mozilla. AOL könne zwar nicht den bereits offengelegten Quellcode zurückziehen. Aber alle folgenden Veränderungen könnten dann unter einem neuen Lizenzvertrag erfolgen, so daß alle neuen Features von den Benutzern nicht ohne Zustimmung der neuen Lizenz verwendet werden können. Love weist darauf hin, daß die öffentliche Lizenz von Netscape sich in einigen entscheidenden Punkten etwa von GNU unterscheidet. Hier ist es keinem Distributor erlaubt, die Weiterverbreitung von GNU einzuschränken, was auch heißt, daß proprietäre Modifikationen nicht zulässig sind. Netscape hingegen hat sich eingeräumt, den Quellcode mitsamt den darin eingebauten Veränderungen lizensieren zu können, ohne daß diese zusätzlichen Produkte zum Gegenstand der öffentlichen Lizenz werden. Man hat sich auch die Möglichkeit vorbehalten, zusätzliche Produkte unter einem anderen Namen als den in der Lizenz aufgeführten zu lizensieren.