APPD versus Pogo-Partei

Punks werden ordentlich und entdecken für sich die Juristerei

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Politik ist ein schmutziges Geschäft, hieß es früher gern. Und nun wird diese alte Spießerweisheit ausgerechnet von der Anarchistischen Pogo Partei (APPD) bestätigt. Eine Partei, die den letzten Bundestagswahlkampf aufmischte mit mehr oder weniger lustigen Mitteln, mit anarchischen Parolen, mit einem Wahlspot, der die Fernsehanstaltsleiter und die Bild-Zeitungsredaktion erschütterte (APPD-Wahlwerbespot). Und die mit Alt-Punk Karl Nagel einen cleveren Wahlkampfmanager besaß, der schon seit Jahren geschickt mit den Medien zu spielen weiß. Doch nun greift dieser einst so bunte Haufen zu Mitteln, wie man sie bestenfalls aus anderen Parteien kennt. Und die APPD, die stets die Rückverdummung predigte, ist dabei, sich zu seiner ganz stinknormalen Partei zurückzubilden. Auch wenn das führwahr überhaupt keinen Sinn macht.

Was ist geschehen? Nun, seit Wochen tobt in der APPD ein Kampf um eine Macht, die nicht vorhanden ist. Dabei streiten sich der APPD-Vorstand um Christo Grossmann mit Karl Nagel um den zukünftigen Weg der Partei und um die wahren Punk-Werte - was ja auch bei einer Punk-Partei nach dem zehnten Bier mal vorkommen kann. Doch selbst nach dem zwölften Bier ist bisher noch kein Anarcho oder kein Punk auf die Idee gekommen, sich untereinander mit einstweiligen Verfügungen zu belästigen. Genau das ist aber jetzt geschehen.

Aus dem Wahlwerbespot der APPD

Dabei geht es in erster Linie um die Netzseite appd.de, die Karl Nagel angemeldet hatte. Seine Gegenspieler erwirkten Anfang November also einen Gerichtsbeschluss. Darin wurde Nagel aufgefordert, mit sofortiger Wirkung die APPD-Seite vom Netz zu nehmen, anderenfalls wurden ihm 250.000 Euro Ordnungsgeld und Haft angedroht. Und wegen der angeblichen Dringlichkeit erging in diesem Fall am 3. November noch eine einstweilige Verfügung mit einem Streitwert in Höhe von 50.000 Euro.

Am Sonntag, den 6. November 2005, hätten sie dann, erzählt Nagel, „die APPD auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen und in Hamburg feierlich die Pogo-Partei gegründet! Und diesmal werden wir granatensicher dafür sorgen, dass Pöstchenjäger und Polit-Irre wirklich nichts zu sagen haben... Es gibt keine Spaltung der APPD - Wir machen einfach unter neuem Namen weiter!" Man wird sehen...

Jetzt jedoch wird aber erst einmal im Netz schmutzige Wäsche gewaschen, dabei nach altväterlicher Parteisitte mit Unterstellungen und schönen Gemeinheiten gearbeitet. Und dies alles mit einem solchen Bierernst, dass man sich wirklich fragt, was das ganze Affentheater eigentlich soll. Mit Punk hat der Streit der Machtlosen um die nicht vorhandene Macht jedenfallsnichts mehr zu tun. Und Nagel hat durchaus Recht, wenn er dies alles Realsatire nennt - die für ihn aber, wie er gleichzeitig betont, leider böse finanzielle Folgen haben könnte.