Achten Sie auf das linke untere Gesichtsviertel!

Während Frauen permanent flirten, ohne es zu wissen, wie uns die eifrigen Wissenschaftler mitteilen, drücken die Männer ihre Gefühle recht einseitig im Gesicht verteilt aus

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Wie gut, dass wir die Wissenschaften und vor allem die Wissenschaftler haben, die uns auch über die Essentials des Lebens aufklären - empirisch belegt natürlich. Gerade erst haben wir aus New Scientist erfahren, dass Frauen unbewusst auch dann die Männer anmachen, wenn sie gar nichts von ihnen wollen. Vielleicht also einfach sicherheitshalber einmal, um zu sehen, ob Frau Domina sein kann, jedenfalls könne man anhand der weiblichen Signale herausfinden, wie die männlichen Reaktionen sein werden, nicht aber umgekehrt.

Jetzt haben Wissenschaftler auch etwas über die Männer herausgefunden, die nicht nur, als sie noch seltener waren, ihre Handys als Sexualsymbol auf den Balzplatz mitbringen, sondern auch ihre Emotionen im unteren linken Viertel des Gesichts zeigen. Das ist natürlich sparsam, die Frauen sind da nicht so geizig und benutzen ihr ganzes Gesicht als Schaufenster. Aber diese Offenherzigkeit ist ja, wie gesagt, ein Bluff, um erst einmal die Lage zu sondieren.

Aufgemacht hatten sich Psychologen der University of Florida, um zusammen mit Computerwissenschaftlern das männliche und weibliche Ausdrucksverhalten mittels einer Software zur Erkennung von Gesichtsausdrücken zu untersuchen. Die Versuchspersonen wurden erst einmal mit dem Video aufgenommen, während sie Gefühle wie Glück, Traurigkeit, Angst oder Ablehnung zeigten oder eher schauspielerten. Die SW-Bilder wurden dann einem Computer eingegeben, der aufgrund der Veränderungen in der Lichtverteilung die Gesichtsbewegungen quantifiziert. "Wenn man das Gesicht einer Person ansieht, dann verarbeitet das Gehirn die Veränderungen der Lichtwiderspiegelung auf der Gesicht, wenn es sich bewegt", erklärt Dawn Bowers.

Die Unterschiede in der Grauabstufung der Pixel wurden für jedes Bild berechnet, wobei sich zeigte, dass Frauen und Männer die Gesichtsmimik im selben Ausmaß bemühten, um ein Gefühl zu zeigen. Analysierte man jedoch, in welchen Gesichtsteilen sich die meisten Veränderungen abspielten, dann stellte sich heraus, dass die Verteilung bei den Männern nicht asymmetrisch ist, sondern dass sich das Meiste eben im unteren linken Viertel abspielt.

Eigentlich müsste das ja ganz seltsam aussehen, aber auch Bowers räumt ein, dass man offensichtlich dieses einseitige Ausdrucksverhalten nicht bemerkt. "Es könnte aber durchaus sein", so Bowen, "dass Männer und Frauen ihre Aufmerksamkeit unterschiedlich ausrichten, wenn sie kommunizieren." Bei einer früheren Untersuchung habe sich so herausgestellt, dass Frauen eher den Ton erkennen, wenn jemand mit ihnen spricht, während die Männer ein weniger stärker auf die Worte achten.

Recht viel wissen wir jetzt aber auch nicht, es sei denn, dass wir ein wenig mehr auf unser linkes unteres Gesichtsviertel achten. Wichtig sei das aber deswegen, um herauszubekommen, inwiefern die Gehirne von Frauen und Männern hinsichtlich des Gefühlsausdrucks unterschiedlich strukturiert sind. Es gebe so die Hypothese, dass die Gehirne der Männer einseitiger auf die Gehirnhälften verteilt sind. Und die Sprachareale seien bei Männern vornehmlich in der linken Gehirnhälfte, bei den Frauen sind sie dagegen eher gleich auf beide Hälften verteilt. "Es ist möglich, dass dies auch bei den Gesichtsausdrücken so ist, also dass die emotionalen Systeme bei den Männern sich eher in den rechten Hirnhälfte befinden, während sie bei den Frauen auf beide verteilt sind."

Interessant sind solche Unterschiede natürlich für die Entwicklung von Programmen zur Erkennung und Interpretation von Gesichtsausdrücken. Die kann man nicht nur einsetzen, so der Informatiker Didem Gökcay, der die für die Untersuchung verwendete Gesichtserkennungssoftware mit dem beredten Namen CHEES entwickelt hat, um die Interaktion zwischen Computer und Mensch zu verbessern, sondern auch um etwa Schmerzen bei Patienten feststellen zu können, die nicht mehr sprechen können.

"Wenn wir heute mit einem Computer arbeiten, dann reagiert er wie ein Roboter", erklärt Gökcay seine Vision. "Wir können uns auf eine freundlichere Interaktion zubewegen. Wenn die Maschine unsere Stimmungen versteht, indem sie unseren Gesichtsausdruck erkennt, dann wäre dies ein großer Schritt." Fragt sich nur, ob wir diesen Schritt so unbedingt wollen. Sich auch noch emotional mit einem Computer auseinander zu setzen, der meint zu wissen, was gerade gut für uns ist, unsere Tätigkeiten stört, gar noch dauernd dazwischen quasselt, wenn er gar nicht gefragt ist, oder auch noch seine Zicken hat, ist alles andere als ein Forschritt. Wir wären schon zufrieden, wenn der Computer wie ein zuverlässiger und stummer Roboter just das macht, was er soll.