Allianz der Imageverlierer

Der katarische Scheich al-Thani steigt bei der Deutschen Bank ein

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Die Deutsche Bank und das Emirat Katar sind zwei Entitäten, die nicht den besten Ruf haben:

Die Deutsche Bank machte in den letzten Jahren unter anderem durch bizarr hohe Managerabfindungen, Riesenboni, die auch dann kaum sanken, als der Gewinn um 85 Prozent zurückging, Verstrickungen in die Libor-Manipulationsaffäre, in Prozessbetrugsermittlungen und in die Offshore-Leaks-Steueroasengeschäfte sowie mit der Bespitzelung von Mitarbeitern und Aktionären Schlagzeilen. Hinzu kamen Vorwürfe, dass amerikanische Hausbesitzer mit "Robo-Signing" rechtswidrig zwangsgeräumt und Anleger durch fragwürdige Finanzprodukte ruiniert wurden.

Katar stand dem an Negativmeldungen kaum nach: Das relativ kleine, aber enorm ölreiche und finanzstarke Emirat am persischen Golf finanzierte unter anderem Islamisten in Libyen, Ägypten, Syrien und mehreren afrikanischen Ländern. Im März beriefen drei der unmittelbaren Nachbarn Katars - Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate - ihre Botschafter ab, weil sie den Eindruck gewonnen hatten, dass diese Politik auch ihre eigenen Länder gefährdet.

Wie es das Emirat schaffte, an die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zu kommen, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Es gibt Hinweise darauf, dass europäische und amerikanische Funktionäre in großem Maßstab bestochen worden sein könnten. In jedem Fall hatte die Vergabe katastrophale Auswirkungen: Weil man lieber Geld in europäische Vereine, ausländische Manager oder goldene Geschenke steckte, als in sichere Arbeitsbedingungen, kamen zwischen 2010 und 2012 700 indische und nepalesische Bauarbeiter auf den WM-Baustellen um. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten rechnet man trotz der Medienaufmerksamkeit, die die Lebensabschnittssklaven mit einkassierten Pässen mittlerweile in Europa erregten, mit weiteren 400 Toten.

Katar. Karte: CIA.

Gestern wurde bekannt, dass der Scheich al-Thani, der dem katarischen Herrscherhaus angehört und bis vor kurzem Ministerpräsident des Emirats und Verwalter der staatlichen Investmentgesellschaft war, über seine private Investmentfirma Paramount Services Holding für insgesamt 1,75 Milliarden Euro 60 Millionen Aktien der Deutschen Bank zeichnen will. Wenn dieses Geschäft abgeschlossen ist, gehören ihm sechs Prozent der Deutsche-Bank-Aktien - mehr als jedem anderen Aktionär.

Der Einstieg ist Bestandteil einer Acht-Milliarden-Kapitalerhöhung, die bis zum 24. Juni abgeschlossen sein soll. Grund dafür ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung unter anderem die Angst, dass die Bank bei den anstehenden EZB-Bilanzprüfungen ohne mehr Kapital nicht besonders gut abgeschnitten hätte. Ihre harte Kapitalquote lag mit zuletzt nur 9,5 Prozent nämlich recht niedrig. Offiziell hieß es, man "verbessere" mit der Kapitalerhöhung die "Wettbewerbsposition" und könne damit weiter "in gezielte Wachstumsinitiativen investieren".

An der Börse stieß die Ankündigung des Katar-Einstiegs in jedem Fall auf wenig Begeisterung: Dass der Kurs der Bank gestern um zwei Prozent sank, dürfte aber nicht nur am schlechten Image des Emirats liegen, sondern auch daran, dass jede Kapitalerhöhung die Anteile der Altaktionäre "verwässert". Außerdem setzte die Unternehmensführung die Erwartungen im Privatkundengeschäft herunter. Dass dies mit Ankündigungen in deutschen Foren zu tun hat, Konten wegen des Katarscheicheinstiegs aufzulösen, wollte man jedoch nicht bestätigen.

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