Alphanumerisches Chaos

PINs, TANs, PUKs, Kennwörter, Passwörter ...

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Das Chaos hat mich eingefangen. Heute morgen wollte ich mein Handy einschalten und muß dazu - wie es sich gehört - die PIN, die Persönliche Identifikations-Nummer, eingeben. Nach drei Versuchen ist es vorbei, das Handy macht keinen Mucks. Ausgerechnet bei dieser Routinetätigkeit, die ich eigentlich im Halbschlaf beherrsche, komme ich ins Schwitzen. Wie lautet sie denn noch einmal: 2749 oder 2794 oder 2974? Oder ist es doch 7249? Nein, das ist doch die PIN von der EC-Karte oder von der Kreditkarte.

Und dann passiert, was immer in solchen Situationen passieren muß: man findet den Zettel mit der PUK nicht. Sicherheitshalber soll man ja alle Zahlenkombinationen und Kennwörter getrennt aufbewahren und versteckt daher alles sorgsam. Nur - wo ist dieser Zettel mit der PUK? Und überhaupt, was heißt eigentlich PUK? Es ist nicht die Abkürzung von Pumuckl, obwohl der durchaus seine Hände im Spiel gehabt habe könnte, sondern dahinter versteckt sich der Personal Unblocking Key! Dann endlich, in einem meiner 1000 Bücher - welches, wird hier aus Sicherheitsgründen natürlich nicht verraten - findet sich der Zettel der Telefongesellschaft. Sorgfältig eingetippt entscheide ich mich dann für die neue PIN 3731. Nur - wie merke ich mir diese neue Kombination? Nun, ich bin am 1. Tag eines Monats geboren, wohne in der Hausnummer 31 und habe seit 1973 ein Auto gefahren. Also packe ich hinten den Geburtstag hin und klammere das Jahr des 1. Autos mit der Hausnummer ein: 3 (73) 1.

Aber das Chaos sollte heute mit mir sein. Kleiner Absturz des Computers und schon sind alle Einstellungen von T-Online weg. Die neuerliche Installation klappt auf Anhieb (und es ist eigentlich schon ein kleines Wunder, daß ich die benötigte CD gleich gefunden habe!), aber dann: wo sind die Daten? Und überhaupt, wie wurde das doch gleich in die DFÜ-Verbindung eingegeben? Der Zettel findet sich in der Softwareverpackung von - wird nicht verraten! Nur soviel, mir fällt auf, daß ich scheinbar ein System habe, wo ich die diversen Zettel verstecke. Also erst die Anschlußnummer 0XYZ0001, dann die Anschlußkennung 000XYZ und nun noch in der Extraspalte das persönliche Kennwort. Letzteres soll aber eigentlich frei bleiben, erinnere ich mich, weil sonst jemand per Knopfdruck auf meine Kosten Unfug anstellen kann. Jetzt einfach die Verbindung herstellen - und nichts passiert. Nein, es passiert schon etwas: T-Online meldet in dem berühmten kleinen Fenster, daß keine Verbindung hergestellt werden konnte. Ich solle noch einmal meine Einstellungen überprüfen. Schnell wird mir als Profi klar, das kann doch nur wieder an diesem Onlinedienst liegen und mache mir erst einmal einen Kaffee. Nach einer weiteren Phase von "try and error" und endlosen Beratungstelefonaten mit einigen Freunden wird mir klar, daß natürlich erst die Anschlußkennung, unmittelbar gefolgt von der Anschlußnummer mit der Mitbenutzerkennung funktioniert. Beim Kennwort habe ich natürlich keine Zahlenkombination gewählt, sondern eine Zahlen-Buchstabenkombination. Die ist auch ganz einfach entwickelt: 3VW1. Sie erinnern sich: Hausnummer 31 klammert das 1. Auto!

Glauben Sie mir nichts, denn meine Zahlen und meine alphanumerischen Kombinationen sind natürlich ein wenig anders gestrickt. Dennoch - der Alltag verlangt immer mehr Kennwörter und Zahlen. So habe ich z.B. ein Kennwort für den Counter auf meiner Homepage, ich bin bevorzugtes Mitglied bei der EXPO 2000, drei File Transfer Protokoll-Server (FTP) werden mit unterschiedlichen Passwörtern gefüttert, Funcity verlangt nach einem Kennwort und diverse Pressedienste bieten nur einen Journalistenzugang, wenn man sich per Passwort anmeldet. Emailadressen sollten besonders sorgfältig mit entsprechenden Kennwörtern gefüttert werden. Software verlangt einen Freischaltungscode und Türöffner wollen auch bedient werden. Und es werden immer mehr Stellen, an denen man sich identifizieren muß. Grundsätzlich sollte man die Namen des Lebenspartners, der Kinder, des Dackels oder des Stubentigers nicht in die engere Wahl ziehen. Ebenso sollten keine Autokennzeichen oder Geburtsdaten genutzt werden. Hacker und andere gewiefte Leute kennen alle Tricks, um solche Kennwörter auszuspähen. Profis können blitzschnell die gedrückten Tastenkombinationen erkennen. Zweckmäßig sind also wirklich nur alphanumerische Kombinationen, die möglichst kryptisch sind und mindestens sechs bis acht Zeichen umfassen. Beispiel: 3EAF5DE1.

Aber wie viele solcher Kombinationen werde ich mir merken können und wo soll ich denn noch alles verstecken? Ich bitte um Vorschläge!