Am Rand des Abgrunds: Israel erhält grünes Licht für Gaza-Invasion

Israelische Panzer an der Grenze zu Gaza. Bild: Screenshot Democracy Now

Opfer-Familien des Hamas-Angriffs sprechen sich gegen israelische Vergeltung aus. UN warnt vor Gaza-Kollaps und großem Krieg. Was wollen USA und Europa?

Während sich die Situation in Gaza und im Nahen Osten weiter zuspitzt, werden die Stimmen lauter, die sich gegen die Vergeltungsmaßnahmen Israels in der palästinensischen Enklave aussprechen.

"Auch sie haben Opfer zu beklagen, auch sie haben Gefangene, auch sie haben weinende Mütter ... Lassen Sie uns echten Frieden schaffen". Das sagt Yaakov Argamani dem britischen Guardian, dessen Tochter Noa bei einem Musikfestival in der Nähe von Re'im an der israelischen Grenze zum Gazastreifen von der Hamas als Geisel genommen wurde.

Die Familie von Hayim Kasman erklärte zeitgleich, dass ihr Sohn nicht gewollt hätte, dass sein Tod Vergeltungsmaßnahmen gegen Palästinenser auslöst. Hayim Katsman gehörte zu denjenigen, die in Israel von militanten Hamas-Kämpfern bei der Erstürmung des Kibbuz Holit getötet wurden.

Der 32-Jährige war Gärtner, Mechaniker und Friedensaktivist, der mit Anti-Besatzungsgruppen zusammenarbeitete. Während des Angriffs schützte er eine Frau mit seinem eigenen Körper vor den Kugeln und rettete so ihr Leben auf Kosten seines eigenen.

Der Rabbi David Basior, zu dessen jüdischer Gemeinde in Seattle Hayim Katsman früher gehörte, sagte gegenüber Democracy Now, dass das "Leben das Höchste" sei. "Das ist die wichtigste Lehre, die ich aus meiner Tradition, von meinen Vorfahren erhalten habe", sagt Basior. Er beruft sich auf den Satz "Nie wieder", der im Gedenken an den Holocaust und andere Völkermorde verwendet wird.

Basior ergänzte, dass dieses Gebot bedeutet, dass man sich auch gegen die Gewalt, die Palästinenser angetan werde, "aussprechen muss".

Israel hat heute erneut Pläne für einen Waffenstillstand im südlichen Gazastreifen zurückgewiesen, nachdem aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautet worden war, eine solche Vereinbarung sei möglich.

Währenddessen werden laut Rettungskräften mehr als 1.000 Palästinenser unter den Trümmern von Gebäuden vermisst, die bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen zerstört wurden. Das UN-Büro für humanitäre Hilfe warnt, dass die letzten Treibstoffreserven der Krankenhäuser im Gazastreifen wahrscheinlich in wenigen Stunden aufgebraucht sein werden, nachdem Israel eine humanitäre Totalblockade verhängt hat.

Mehr als 600.000 Menschen sind nach der Evakuierungsaufforderung des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen bisher in den südlichen Teil des Gazastreifens nahe der ägyptischen Grenzstadt al-Arish geflohen. Internationale Helfer im Gazastreifen sprechen von einer historischen Situation und einem "humanitären Zusammenbruch".

Währenddessen bombardiert Israel weiter die Enklave mit 2,2 Millionen Menschen, einem der stärksten besiedelten Orte der Welt. Mindestens ein Fluchtkonvoi wurde dabei getroffen, 70 Palästinenser sollen laut Berichten dabei getötet worden sein.

Bei den unausgesetzten Angriffen auf Wohnhäuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen verstarben auch mindestens elf Journalisten. Die Zahl der durch die israelischen Angriffe gegen den Gazastreifen getöteten Menschen ist auf 2.670 und die der Verletzten auf 9.600 angestiegen. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Kinder und Frauen.

Khalil Abu Qambaz, der in der al-Jalaa-Straße wohnt, sagte, die Luftangriffe seien ohne Vorwarnung erfolgt. "Die Menschen waren gerade in ihren Häusern", sagte er. "Glauben die Israelis, dass wir von hier weggehen werden? Wir können nirgendwo hingehen!"

Israel hat Tausende von Soldaten, Panzer und Waffen entlang des Grenzzauns zum Gazastreifen stationiert, in Reaktion auf einen Hamas-Angriff, der 1.400 Zivilisten und Soldaten innerhalb Israels vor zehn Tagen tötete. Es wird allgemein erwartet, dass bald eine Bodeninvasion gestartet wird.

Kenner der Region warnen davor, dass ein Einmarsch zu einem Blutbad führen wird und das Leben der dort von der Hamas festgehaltenen Geiseln gefährdet. Auf einen Gefangenenaustausch, wie von der Hamas unter Vermittlung von Katar angeboten, ist Israel bisher nicht eingegangen.