Amerikaner haben nichts gegen Folter

Nach einer Reuters-Umfrage ist in den USA die Angst vor einem Terroranschlag hoch, man fürchtet jedoch eher, einem amerikanischen Amokläufer ausgeliefert zu sein

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Donald Trump hätte nicht solche Erfolge, wenn er nicht sagen würde, was viele Amerikaner denken. So hatte er unter vielem anderem erklärt, dass er eigentlich befürworten würde, Terrorverdächtige zu foltern, zumindest mit "water boarding", was unter Bush zu den "verschärften Verhörmethoden" zählte und praktiziert wurde. Er drohte auch an, als Präsident schärfere Maßnahmen gegen die Bösen zu befürworten und den Islamischen Staat schlicht mit Bomben auszuradieren ("bomb the hell out of ISIS").

Eine repräsentative Reuters/Ipsos-Umfrage, die Ende März nach den Anschlägen in Brüssel durchgeführt wurde, macht nun klar, dass Trump den Willen des Volkes äußerte. 63 Prozent erklärten, dass Folter gegenüber verdächtigen Terroristen oft oder manchmal gerechtfertigt sei, um Informationen zu erhalten. Nur 15 Prozent sagten, Folter sollte niemals verwendet werden. 82 Prozent der Anhänger der Republikaner haben grundsätzlich nichts gegen Folter, aber auch 53 Prozent der Demokraten.

Jeweils um die 30 oder 40 Prozent sagen, dass sie Anschläge bei Besuchen von Sportveranstaltungen, Konzerten, Festivals, Messen, Kinos oder Marathonläufen befürchten. Die Angst also lauert, obgleich nach dem Anschlag in San Bernardino in den USA nichts mehr vorgefallen ist. Vor allem ist sie bei politischen Veranstaltungen oder auf Flughäfen bzw. Bahnhöfen groß. Das sagen mehr als 50 Prozent. Mehr als die Hälfte spricht sich dafür aus, dass öffentliche Veranstaltungen besser von Sicherheitskräften geschützt werden sollten. Gleichzeitig sagen 46 Prozent, sie hätten Sorge, dass nach Anschlägen wie in Brüssel die Bürgerrechte weiter eingeschränkt werden.

Öffentliche Räume, in denen sich viele Menschen aufhalten, sind Ziele der Terroristen, wenn auch nicht unbedingt in den USA. Dort ist eigentlich die Gefahr größer, von Amokläufen, der westlichen, individualisierten Variante der Selbstmordattentäter, ins Visier genommen zu werden. Tatsächlich sagen mit 45 Prozent die meisten Befragten, sie hätten am meisten Angst vor Massenschießereien oder zufälligen Gewalttaten von Amerikanern, erst danach kommen Terroranschläge von Nicht-Amerikanern in der USA mit 33 Prozent oder politisch bzw. religiös motivierten Terrorismus von Amerikanern mit 22 Prozent. Gegen den "Homegrown-Terrorismus" der Amokläufer helfen die Antiterrorkriege im Ausland ebenso wenig wie die Aufrüstung. Die Verbreitung von Schusswaffen in den USA dürfte die größte Bedrohung sein, zufällig Opfer einer Gewalttat zu werden.

Mit Trump stimmen auch 48 Prozent der Befragten überein, keine Flüchtlinge aus Ländern aufzunehmen, wo der Islamische Staat ist, weil damit die Gefahr besteht, auch Terroristen ins Land zu lassen. Nur 34 Prozent sind dafür. 64 Prozent sagen nämlich, es ei wahrscheinlich, dass es im nächsten halben Jahr einen Terroranschlag in den USA geben werde.