Amerikaner sind vom Präsidentschaftswahlkampf frustriert

Bild: Lipton sale/ CC-BY-SA-3.0

Nach einer Umfrage herrscht Politikverdrossenheit und mangelndes Vertrauen in demokratische Institutionen, Parteien und Wahlen vor

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Dass die Amerikaner vom politischen System in ihrem Land wenig halten, ist seit langem bekannt. In Reden preisen etwa die amerikanischen Präsidenten regelmäßig die USA als demokratisches Vorbild an. Dabei sagen auch in der AP-NORC-Umfrage, die Mitte Mai durchgeführt wurde, nur 4 Prozent, sie hätten großes Vertrauen in den Kongress, hingegen meinen 46 Prozent, sie hätten keines. 10 Prozent haben großes Vertrauen in das gesamte politische System, dafür mehr als die Hälfte, bei den Anhängern der Republikaner sogar 70 Prozent in das nicht gerade selbst demokratisch organisierte Militär.

Ebenso skeptisch betrachten die Amerikaner den gegenwärtigen Präsidentschaftswahlkampf. Zwar sagen 65 Prozent, sie hätten an ihm Interesse, aber für 70 Prozent ist er frustrierend, 55 Prozent fühlen sich hilflos (bei den Unter-30-Jährigen sind es Zweidrittel!), 52 Prozent sind verärgert. Hoffnung verspüren 37 Prozent, stolz sind auf den Wahlkampf gerade einmal 13 Prozent. Damit kann man wohl kaum für das amerikanische System werben. Zumal ein Viertel davon ausgeht, dass die Stimmen bei den Wahlen nicht richtig gezählt werden, und 40 Prozent erklären, sie hätten nur ein gewisses Vertrauen in die korrekte Zählung. Wenig Vertrauen haben die Amerikaner auch in den Nominierungsprozess beider Parteien für den Präsidentschaftskandidaten.

Überhaupt ist das Parteiensystem für die Amerikaner verkrustet. Erwartet wird weder von den Demokraten noch von den Republikanern etwas Neues. Dass Zweiparteiensystem verhindert ähnlich wie eine Große Koalition, dass neue Wege beschritten werden. Für 38 Prozent ist das Zweiparteiensystem bereits am Ende, für 49 Prozent hat es wirkliche Probleme, dass es fair ist, finden nur 13 Prozent. Eines der Probleme ist eben auch, dass Quereinsteiger wenig Chancen haben, obgleich mit Trump ein solcher gerade bei den Republikanern reüssiert hat. Auch Sanders ließe sich als Quereinsteiger verstehen. Er war zwar lange als Abgeordneter und Senator tätig, aber großenteils für die Unabhängigen.

Nur 17 Prozent sagen, die Demokraten sind offen für neue Ideen, bei den Republikanern sind es nur 10 Prozent. Natürlich beurteilen die Anhänger der Republikaner die Demokraten als verkrustet, ebenso ist es umgekehrt. Wichtiger aber scheint, dass die Politikverdrossenheit überhaupt groß ist, offenbar können auch Außenseiter wie Trump und Sanders daran wenig ändern. Gerade einmal 14 Prozent sind der Meinung, die Demokratische Partei reagiere auf die Meinung der durchschnittlichen Wähler, 8 Prozent glauben dies von der Republikanischen Partei.

Für die Hälfte der Befragten hat der Wahlkampf von Trump der Republikanischen Partei geschadet. Unter den Anhängern der Partei sehen dies allerdings 57 Prozent anders. Sanders schneidet besser ab. 49 Prozent sagen, seine Kandidatur habe der Demokratischen Partei gut getan, unter den Anhänger der Partei sind 64 Prozent der Meinung.