Anthropogener Klimawandel oder Klimahysterie?

Bild: Mika Baumeister/unsplash

Man sollte sich vielleicht mal überlegen, welche Folgen ein so schneller Klimawandel hat

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Dass wir einen Klimawandel haben und es immer wärmer wird, kann niemand mehr abstreiten. Die Messwerte und Fakten sprechen für sich und wer behauptet, dass es keine Klimaerwärmung gibt, macht sich nur lächerlich.

Deshalb wird von den Gegnern der Energiewende die Erderwärmung jetzt meist gar nicht mehr abgestritten, sondern als ganz natürlicher Prozess dargestellt, an dem der Mensch keine Schuld trägt. Warm- und Kaltzeiten gab es ja schon, bevor es die ersten Menschen gab.

Diese Aussage ist natürlich richtig. Die Schlussfolgerung, dass es sich bei der jetzigen Klimaerwärmung ebenfalls um einen ganz natürlichen Prozess handelt, an dem der Mensch keine Schuld als Verursacher trägt und gegen den er auch nichts unternehmen kann, allerdings nicht.

Das lässt sich relativ einfach nachvollziehen. Die Atmosphäre wird in erster Linie durch die einfallende Sonnenstrahlung erwärmt (Erdwärme und Wärme aus Verbrennungsprozessen sind gegenüber der Sonneneinstrahlung vernachlässigbar klein). Allerdings kann das Sonnenlicht die Atmosphäre nur aufheizen, wenn es absorbiert wird (andernfalls wird es wirkungslos reflektiert).

Das Gleichgewicht

Diese Absorption findet an den Molekülen der Treibhausgase statt, die durch die Lichtenergie angeregt werden und die auf sie übertragene Energie dann in Form von Wärme an die Umgebung abgeben. Das wichtigste Treibhausgas ist CO2, weil es einerseits in den größten Mengen auftritt und andererseits in der Atmosphäre stabil ist.

An zweiter Stelle folgt Methan, CH4. Dies Gas absorbiert das Licht zwar 300 Mal so stark wie CO2, aber die Mengen, in denen es in der Atmosphäre vorkommt, sind um Größenordnungen geringer als beim CO2. Außerdem reagiert das Methan in der Atmosphäre zu CO2 und Wasser, und seine Verweildauer in der Atmosphäre hat deshalb eine Halbwertszeit von circa 15 Jahren.

Wenn Licht am Boden absorbiert wird, wird natürlich auch Wärme erzeugt und an die Atmosphäre abgegeben. Aber der Hauptteil wird vom CO2 in der Atmosphäre absorbiert. Deshalb kann man sich hier auf das CO2 beschränken.

Die Temperatur der Erde ergibt sich als Gleichgewicht zwischen absorbierter Sonnenenergie und abgestrahlter Wärmeenergie. Wird mehr Sonnenlicht absorbiert, steigt die Temperatur so lange, bis wieder genau so viel Wärme abgestrahlt wird, wie Sonnenlicht absorbiert wurde. Wenn zu wenig Licht absorbiert wird, sinkt die Temperatur, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist.

Die Absorption des Lichtes korreliert mit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre (Schwankungen in der Strahlungsintensität der Sonne können hier vernachlässigt werden). Die Frage ist also, wovon hängt die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre ab?

Die Antwort ist einfach: Vom Eintrag von CO2 in die Atmosphäre durch Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen und aus vulkanischen Vorgängen sowie vom Verbrauch von CO2 aus der Atmosphäre, in erster Linie bei der Photosynthese der Pflanzen.

Eiszeiten und Warmzeiten

Wenn wir nun das Ende einer Warmzeit betrachten, so ist nur noch wenig Eis an den Polkappen vorhanden und das Land bis in hohe Breiten mit Vegetation bedeckt. Diese verbraucht zur Photosynthese mehr CO2, als nachgeliefert wird. Dadurch sinkt der CO2-Gehalt der Atmosphäre und das Klima kühlt sich ab. Die Folge ist, dass sich das Eis von den Polkappen in Richtung Äquator ausbreitet. Wir bekommen eine Eiszeit.

Durch die Vereisung großer Landmassen auf der Nordhalbkugel werden die dortigen Wälder zerstört und fallen als CO2 -Verbraucher aus. Wenn nicht alles erzeugte CO2 verbraucht wird, steigt die CO2 -Konzentration in der Atmosphäre wieder an und es wird wärmer, eine neue Warmzeit beginnt. Zunächst weicht das Eis in Richtung Polkappen zurück, dann folgt die Vegetation und in dem Maße, wie die Wälder zunehmen, wird wieder mehr CO2 verbraucht.

Die höchste CO2 -Konzentration in der Atmosphäre tritt am Ende einer Eiszeit auf, wenn das Eis schon zurückgeht, die nachrückende Vegetation aber noch weniger CO2 absorbiert, als zeitgleich gebildet wird. Die geringste CO2 -Konzentration tritt zu Beginn eine Eiszeit auf, wenn das vorrückende Eis die Vegetation noch nicht so stark geschädigt hat, das der CO2 -Verbrauch durch die Photosynthese geringer ist als die CO2 -Freisetzung.

Natürlich haben auch andere Faktoren einen Einfluss. Beispielsweise stellen die Meere einen riesigen CO2 -Speicher dar, im Wasser der Meere und in der Luftfeuchtigkeit der Atmosphäre sind riesige Mengen Wärme gespeichert, das Eis an den Polkappen und Gletschern reflektiert das Licht viel besser als der Boden (geringere Absorption) und stellt gleichzeitig einen riesigen Kältespeicher dar.

Hinzu kommt, dass ein Wald beim Aufwachsen entsprechend der gebildeten Biomasse eine große Menge CO2 aus der Atmosphäre absorbiert, aber wenn die Pflanzen dann absterben und verbrennen oder vermodern, wird das CO2 fast vollständig wieder freigesetzt.

Nur ein sehr kleiner Teil des in den Pflanzen gespeicherten Kohlenstoffs, der im Boden nicht vollständig oxydiert werden kann, wird der Atmosphäre dauerhaft entzogen. Es dauert also sehr lange, bis die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wieder sinkt. Dadurch vollziehen sich die natürlichen Klimaveränderungen sehr langsam (die letzte Eiszeit endete vor 18000 Jahren).

Der Temperaturanstieg

Natürlicherweise müssten wir derzeit eine Abkühlung des Klimas haben. Stattdessen steigt die Temperatur aber weltweit schnell an. Und dieser Temperaturanstieg ist menschengemacht. Im Zuge der Industrialisierung fördern und verbrennen wir immer größere Mengen fossile Brennstoffe und blasen so immer mehr CO2 in die Atmosphäre.

Gleichzeitig werden immer größere Waldgebiete gerodet, Flächen versiegelt und riesige Gebiete in Afrika, Asien und Südamerika durch landwirtschaftliche Übernutzung (meist Überweidung) in Wüsten verwandelt, wo nur sehr wenig CO2 durch die Vegetation gebunden wird. Dadurch kommt es zu einem Anstieg der CO2 -Konzentration in der Atmosphäre und in der Folge zur globalen Klimaerwärmung.

Die Frage ist natürlich, wie man diese bewertet? Die Damen und Herren von der AfD sagen, dass das alles nicht so schlimm sei und reden von Klimahysterie.

Aber man sollte sich vielleicht mal überlegen, welche Folgen ein so schneller Klimawandel hat. Pflanzen und Tiere haben sich im Laufe langer Zeit an die herrschenden Umweltbedingungen angepasst. Wenn sich die Umweltbedingungen langsam ändern, können sie sich erfahrungsgemäß auch an neue Umweltbedingungen anpassen.

Bei einer zu schnellen Änderung der Umwelt ist eine Anpassung aber nicht möglich und es kommt zu einem großen Artensterben mit dem Zusammenbruch ganzer Ökosysteme. Wir Menschen sind aber zum Überleben auf eine intakte Umwelt angewiesen. Und nicht nur das. Ein großer Teil der Erdbevölkerung lebt nicht im Inneren der Kontinente, sondern in den fruchtbaren Küstenregionen.

Wenn durch die Erderwärmung die Polkappen abschmelzen, steigt der Meeresspiegel stark an. Dann heißt es dort "Land unter" (Hamburg z.B. muss dann aufgegeben werden). Die Menschen, die dort leben, haben dann keine andere Wahl, als zu fliehen. Wenn das richtig in Gang kommt, wird man sich noch wehmütig an die "gute alte Zeit" erinnern, als es "nur ein paar Millionen" Bürgerkriegsflüchtlinge gab, die nach Europa wollten.

Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel die Extremwetterlagen zunehmen und in der Landwirtschaft auch bei uns Missernten, z.B. durch Dürreperioden, drohen.

Natürlich wird die Welt durch den Klimawandel nicht zugrunde gehen und vermutlich wird es auch nach einer Klimakatastrophe Leben auf der Erde geben. Eventuell werden auch einige Menschen überleben. Aber die menschliche Zivilisation in ihrer heutigen Form und geographischen Ausdehnung wird eine solche Klimakatastrophe sicher nicht überstehen.

Deshalb sollten wir es nicht darauf ankommen lassen, sondern durch den Übergang zu erneuerbaren Energien und durch Aufforstung von Wüsten und Ödland in großem Stil den CO2 -Anstieg in der Atmosphäre und damit die Erderwärmung begrenzen.

Natürlich kann Deutschland den Klimawandel nicht im Alleingang aufhalten. Wir produzieren unter 2% der weltweiten CO2 -Emissionen. Selbst wenn wir diese auf null herunter fahren, wird das den Klimawandel nicht stoppen. Und auch große Wüsten oder Ödland zur Aufforstung haben wir nicht. Aber wir müssen unseren Teil zum Klimaschutz beitragen und können uns nicht hinter der schiefen Argumentation verstecken, dass andere noch größere Klimasünder sind als wir.

In diesem Zusammenhang wird gern China als großer Klima- und Umweltsünder genannt. China hat in der Vergangenheit ohne jede Rücksicht auf die Umwelt das Land industrialisiert. Aber das ist Geschichte.