Aus für das Bindeglied zwischen DDR und Barack Obama?

Mwai Kibaki siegte bei den Präsidentschaftswahlen in Kenia über Raila Odinga. Zumindest vorläufig.

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Am Sonntagnachmittag erklärte Samuel Kivuitu, der Leiter der Wahlkommission, Amtsinhaber Mwai Kibaki zum Sieger. Kurz darauf wurde Kibaki erneut als Präsident Kenias vereidigt. Kivuitu zufolge erhielt der Kikuyu Kibaki etwa 232 000 Stimmen mehr als sein Luo-Herausforderer Raila Odinga. Der jedoch sprach von einem gefälschten Ergebnis: So soll etwa die Wahlbeteiligung in der Zentralprovinz, in der viele Kikuyu leben, bei bemerkenswerten 115 % gelegen haben. Nun werden sich wahrscheinlich die Gerichte mit der Frage einer Neuauszählung beschäftigen

2002 waren Kibaki und Odinga noch gemeinsam in einem "Regenbogenbündnis" gegen die KANU, die Partei des langjährigen Präsidenten Daniel arap Moi, angetreten. Kibaki, der 2002 von deutschen und amerikanischen Medien als Hoffnungsträger bejubelt wurde, entpuppte sich bald als hochgradig korrupt. Zahlreiche Privatisierungsinitiativen boten ihm und seinem Kabinett auch genügend Gelegenheiten, das unter Beweis zu stellen. Alleine in Geschäften mit der Firma "Anglo Leasing" verschwanden 125 Millionen Euro in dunklen Kanälen.

Ob sich das unter Odinga geändert hätte (beziehungsweise ändern würde), ist allerdings mehr als fraglich: Er entstammt einer Familie, die bereits seit der Staatsgründung zur politischen Oligarchie gehört: Sein Vater "Jaramogi" Oginga Odinga war der Stellvertreter des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta. In Kibakis hochkorruptem Kabinett stand Raila Odinga bis November 2005 ausgerechnet dem "Ministry of Roads, Public Works and Housing" vor. Da sein wirtschaftspolitisches Programm im Wahlkampf weitgehend im Dunkeln blieb, stand zu befürchten, dass er weitere Privatisierungen genutzt hätte, um seine eigenen Taschen und die seiner Günstlinge zu füllen.

Geschick bewies Odinga vor allem darin, Allianzen ausgesprochen radikal und schnell zu ändern: 1982 beteiligte er sich an einem misslungenen Militärputsch gegen Präsident Moi und wurde inhaftiert. Im Jahrzehnt darauf vereinigte er seine damalige Partei NDP mit Mois KANU und wurde Generalsekretär. Als Moi 2002 wider Erwarten nicht ihn, sondern den Kikuyu Uhuru Kenyatta zu seinem Nachfolger machte, verbündete er sich mit verschiedensten alten Feinden des Kalenjin zu einem "Regenbogenbündnis", dessen Führung allerdings der Kikuyu Kibaki übernahm.

Nach seinem Rauswurf aus dem Kabinett Kibaki gründete Odinga das Orange Democratic Movement (ODM), das aufgrund des geringeren Bevölkerungsanteils der Luo versuchte, andere Volksgruppen stärker anzusprechen, indem es die Kikuyu-Dominanz in Kibakis Bündnis öffentlich hervorhob. Auch, dass der Vater des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama Luo ist, wurde in Kenia viel diskutiert. Odinga hatte versucht, dies ebenso zu nutzen, wie die Tatsache, dass er in Magdeburg studierte und fließend deutsch spricht. Seine Wähler sollten sich davon potentiell engere Beziehungen zu den beiden Ländern und mehr Förderung versprechen.

Bereits vor Bekanntgabe eines Endergebnisses kam es vor allem in den Städten zu Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen der Luo und der Kikuyu. Bereits bei den letzten Wahlen sollen vorwiegend nach ethnischen Kriterien organisierten Banden von Politikern instrumentalisiert worden sein: David Mwenje, der ehemalige Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Sicherheitsfragen, gestand seine Beteiligung an solch einer Gruppe ein; dem früheren Justizminister Kiraitu Murungi wurden ebenso wie Raila Odinga zumindest enge Kontakte nachgesagt. Die kenianische Drei-Millionen-Metropole Nairobi gilt unter anderem aufgrund dieser Bandenkriminalität als eine der unsichersten Städte Afrikas