Ausweise für Internetcafes

Um die wachsende Internetkriminalität zu bekämpfen, will die Polizei von Bombay für Internetcafes Ausweispflicht einführen, während die erste indische Cyberpolizei-Einheit aus Bangalore in 18 Monaten gerade einmal eine Anzeige erhalten hat

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Der Polizei in Mumbai (Bombay) scheinen vornehmlich die zahlreichen Internetcafes ein Dorn im Auge zu sein. Hier, wo sich die Identität der Benutzer nicht feststellen lässt, kommt es angeblich vermehrt zu Betrügereien, Drohungen, Hackereien und Austausch von Pornographie. Dem will die Polizei jetzt einen Riegel vorschieben und verlangen, dass sich die Kunden von Internetcafes mit gültigen Ausweisen registrieren.

Jeder kann in ein Internetcafe gehen, um von dort aus etwa anonym Emails zu versenden, klagt Amitabh Kumar, Direktor des Internetproviders VSNL. Auch die Eigentümer der Internetcafes wissen über die Benutzer nichts, erhalten aber täglich bis zu 50 Beschwerden. Doch mehr als das Zurückverfolgen des Übeltäters auf die IP-Nummer ist nicht möglich. Und die gehört normalerweise zu einem Internetcafe.

Doch die Zeit, in der man einfach sich an einen Computer in einem Internetcafe setzen kann, könnte bald vorbei sein, wie die Zeitung Indian Express am 16.5. berichtet. Die Entscheidung, dass von Kunden der Internetcafes in Mumbai Ausweise verlangt werden, ist bereits gefallen, wann die Maßnahme eingeführt wird, ist aber noch unbekannt. Der Yehi Hai Mumbai, der Verband der Cyber Cafes, in dem 200 der über 2000 Betreiber von Cybercafes Mitglieder sind, wurde allerdings bereits beauftragt, einige Cafes zu benennen, in denen die Ausweispflicht eingeführt werden soll.

Manoj Lohiya, der Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität, sagte, dass Kunden einen Pass, einen Führerschein oder auch einen Studentenausweis vorlegen müssten. Das betrifft auch Ausländer, die entweder einen Pass oder wenigstens ihr Flugticket herzeigen müssen, um an die Computer zu dürfen.

Wie die Registrierung genauer aussehen soll, scheint aber noch nicht festgelegt worden zu sein. Gedacht wird offenbar, dass man nach der in bestimmten Cybercafes eine für eine bestimmte Zeit gültige Karte erhält, die für ganz Bombay gültig ist. Vermutlich wird den Kunden auch ein Kennwort oder eine digitale Signatur zugewiesen. Für die Betreiber der Cybercafes kommt mit der Kontrolle der Kunden zusätzliche Arbeit zu: "Das ist eine zusätzliche Bürde für uns und die Benutzer." meinte etwa Sam Davadiga, der Manager von Cyber Funcity. "Wir haben nicht das Recht, in die Privatsphäre unserer Kunden einzudringen. Sie können, wenn sie uns dafür bezahlt haben, machen, was sie wollen."

Ganz andere Erfahrungen kommen allerdings aus Bangalore. Der Bundesstaat Karnataka mit der Hauptstadt Bangalore, dem IT-Zentrum Indiens, hatte als erster vor anderthalb Jahren eine Einheit für Cyberkriminalität eingerichtet. Während dieser 18 Monate soll bislang nur eine Anzeige eingegangen sein. Srikumar, der Leiter der Abteilung sagte, man könne keinen Straftaten nachgehen, wenn keine Anzeigen gemacht werden: "Die Straftaten finden statt, aber die betroffenen Unternehmen stellen keine Anzeige, weil sie um ihr Ansehen fürchten", wird von Times of India der Angestellte einer ansässigen Firma zitiert.

Nach Bhasker, dem Geschäftsführer von Questech, einer Firma für Sicherheitslösungen, sei allerdings die Cyberkriminalität in Bangalore nicht so hoch wie in der übrigen Welt. Möglicherweise kann die Spezialeinheit also noch länger warten, obwohl sie sich nach Srikumar mit der neuesten Technik ausgestattet habe und bestens Bescheid wisse. Die fünf Cyberpolizisten unterrichten als Computerexperten aber auch die anderen Kollegen: "Dem Personal beizubringen, welche Straftaten am ehesten im Cyberspace ausgeführt werden und welche Forderungen die Menschen stellen, ist die eine Seite", meint Srikumar. Die andere Seite besteht darin, die nötige Ausrüstung zu haben. Die Cybercrime-Einheit jedenfalls könne mit eigenen Geräten die Straftat simulieren, aber auch Beweise sichern. Dadurch werde das ganze System "cyber-orientiert".