Avengers 2 - Age of Ultron

Bild: © Marvel Studios

Warum die maßlose Kritik an angeblichem "Sexismus" des Films nicht zutrifft

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Der zweite Film rund um das Heldenteam "Avengers" aus dem Hause Marvel bietet Anlass zur Kritik. Aber diese entfacht sich gerade an etwas, was nicht zu bemängeln ist.

Wer das Marvel-Universum zur Verfügung hat, dem mangelt es vor allen Dingen an einem nicht: an starken Frauenfiguren. Diejenigen, die derzeit für Verfilmungen der beliebten Comics aus dem Hause Marvel sorgen, können insofern aus dem Vollen schöpfen - gleichgültig, ob sie sich im Universum der X-Men, der Rächer/Avengers, der Fantastischen Vier oder der Guardians of the Galaxy bewegen. Die bisherigen Verfilmungen warten nicht nur mit starken Frauen auf - vielfach dreht sich sogar die Gesamthandlung um sie.

Bei den frühen X-Men-Filmen waren es Jean Grey (Phoenix), Storm (Ororo Munroe) und Rogue (Marie), die zentrale Rollen einnahmen. Auf der Seite der Feinde brillierte zunächst Mystique (Raven Darkholme), gefolgt von der seitenwechselnden Jean Grey. Jean Grey war dabei auch die zentrale Person des Gesamtplots. Ihre Verwandlung zum dunklen Phoenix war (neben dem Liebesdreieck Wolverine-Cyclopy-Jean-Grey) elementar für den Dreiteiler.

In den neueren Verfilmungen wurde auf Jean Grey verzichtet - konzentrierten sie sich doch eher auf die Entwicklung Professor Xaviers. Dies bedeutete jedoch keineswegs einen Verzicht auf eine starke Frau: Mit Mystique (als gemeinsam mit Charles Xavier aufwachsende Mutantin), Emma Frost sowie Shadowcat (Kitty Pryde) wurden in den bisher zwei Teilen (X-Men: First Class, X-Men: Days of Future Past) neue Frauenfiguren aufgenommen, die erneut im Zentrum der Handlung standen - gerade auch bei Days of Future Past. Komplettiert wurde diese Riege durch Blink (Clarice Ferguson).

Doch auch im Universum der Avengers hatten und haben starke Frauen ihren festen Platz. Bereits in den ersten drei Iron-Man-Verfilmungen war Pepper Potts, gespielt von Gwynneth Paltrow, mehr als nur schmückendes Beiwerk für Tony "Iron Man" Stark. Sie erfüllte hier gleich mehrere Funktionen - zum einen war sie die Sekretärin/Assistentin, in die sich Tony verliebt, zum anderen auch die, die ihn stets wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt, die Geschäfte leitet und ihm die Stirn bietet. Aber auch in Kampfsituationen war sie mehr als nur die berüchtigte Maid in Nöten, was sich insbesondere im dritten Teil zeigte, als sie die Iron Man rettete.

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Bereits im zweiten Teil der Iron-Man-Trilogie sollte noch eine weitere wichtige Frau in das Avengers-Universum treten: Natasha Romanov (Black Widow), Agentin von S.H.I.E.L.D.. Im dritten Iron-Man-Teil machte sie Platz für die Wissenschaftlerin Maya Hansen. Dafür wurde ihre Rolle kontinuierlich ausgebaut. In den beiden Avengers-Filmen war ihre Figur in vielen Szenen zu sehen und vielschichtig angelegt: Sie war nicht nur Kämpferin und Spionin, sondern auch Beraterin, konnte in Captain America 2. The Winter Soldier die zweite Hauptrolle übernehmen und sich für die Rettung der Welt am Schluss zu einem großen Teil mitverantwortlich zeichnen. Im ersten Teil war mit Peggy Carter ebenfalls eine wichtige Frauenfigur eingeführt worden, die ihre eigene Serie erhalten hat.

Gerade an der Figur der Black Widow hat sich nunmehr aber eine Diskussion entzündet, die es nötig macht, die Wichtigkeit der Black Widow in den diversen Marvel Filmen zu beleuchten. Denn anders als in den bisherigen Filmen, so lautet die Kritik, habe die Black Widow zu wenig Auftritte im neuen Avengers-Film. Und charakterlich sei sie zu dünn gezeichnet worden.

Bild: © Marvel Studios

Ohne auf ihre Rolle im Film zu detailliert einzugehen, lässt sich jedoch feststellen, dass die Black Widow in "Avengers 2: Age of Ultron" nicht nur weiterhin mit an der vordersten Front steht, sondern so viele Aufgaben übernehmen muss, dass sie überfordert ist. Nichtsdestotrotz ist ihr nicht mehr so viel Zeit wie im ersten Film gewidmet, was zwei Gründe hat:

Zum einen war die Darstellerin der Black Widow, Scarlett Johansson, zur Zeit der Dreharbeiten hochschwanger. Ihre Rolle wurde von bis zu sechs verschiedenen Schauspielerinnen übernommen. Auf manche zu starke Actionszene musste daher verzichtet werden.

Zum zweiten hat "Age of Ultron" mit der "Scarlet Witch" (Wanda Maximoff) gleich die nächste Frau mitten ins Geschehen gestellt. Sie wandelt sich vom Feind zum Partner und ist in "Age of Ultron" mit die wichtigste Person überhaupt, weil sie die gesamte Handlung rund um die künstliche Intelligenz Ultron erst in Gang bringt.

Bild: © Marvel Studios

Mit Maria Hill (gespielt von Cobie Smulders) wurde auch noch eine dritte wichtige Frauenfigur eingebracht, die schon in "Winter Soldier" mit von der Partie war und in der Serie Agents of S.H.I.E.L.D neben Daisy "Skye" Johnson und Melinda May erneut die Wichtigkeit von starken Frauen bei Marvel unter Beweis stellt.

Doch einigen Kommentatoren war dies nicht genug - sie sahen die Veränderung der Screen Time für die Black Widow als (erneuten) Beweis für ein angeblich "sexistisches" Verhalten von Joss Whedon. Eine Vorwurf, der den den (sich als feministisch beeinflusst sehenden) Künstler hart getroffen haben soll. Eine Collage aus Tweets zeigt, welches Ausmaß die mehr als harsch geäußerte Kritik, die längst in persönlichen Beleidigungen etc. ausuferte, angenommen hat.

Avengers 2 - Age of Ultron (10 Bilder)

Bild: © Marvel Studios

Wie der Vorwurf des Sexismus entstehen kann, wird in diesem längeren Text analysiert. Er zeigt, dass im Endeffekt jede Szene, in der eine Frau vorkommt, mittlerweile stark nach Zeichen eben jenes "Sexismus" abgesucht wird. Wird beispielsweise eine Frau wie die "Scarlet Witch" (die dank ihrer Gedankenkontrolle die Menschen mit ihren eigenen Ängsten konfrontieren kann) als neuer Character eingeführt, dann kann dies als Sexismus gewertet werden, weil hier eine Frau als "manipulatives Biest" dargestellt wird. Eine Wissenschaftlerin, die sich während einer Kampfszene duckt, könnte die typische "Damsel in Distress" abbilden usw.

Nur müsste hier jeweils auch die Alternative bedacht werden: Wissenschaftlerinnen, die per se auch kampferprobt sind, Comiccharaktere, die bis zur Unkenntlichkeit verändert werden ...?

Bild: © Marvel Studios

Joss Whedon hat mittlerweile seinen Twitter-Account gekündigt, aber bestritten, dass dies mit den teilweise wüsten Beschimpfungen zu tun hat, die ihn erreichten. Er betrachtet Twitter, wie er sagt, mehr und mehr als eine zeitfressende Ablenkung. Was das Politische in seiner Arbeit angeht, gibt er sich pragmatisch:

Wer sich politisch erklärt, zerstört sich als Künstler. Denn plötzlich ist dies dann der Lackmustest für alles, was du tust - in meinem Fall, beispielsweise, ist dies Feminismus. Wenn du diesen Test dann nur einmal nicht bestehst, bist du ein Frauenhasser. Es kommt sofort auf dich zurück.

Vorwürfe von Feministinnen, so Wheadon, seien für ihn Alltag seit er seinen Twitter-Account nutzt. Daran sei er gewöhnt. Ein Teil der Feministen würde den anderen Teil angreifen und jede Untergruppe der "Liberals" (in der US-amerikanischen Begriffsbedeutung) würde die nächste Untergruppe attackieren. Denn sich zusammenraufen und gemeinsam für ein Ziel kämpfen - da sei Gott vor.

Kritik an den Methoden der "Social Justice Warriors", kam nicht von ihm selbst, sondern von Kollegen wie James Gunn, der in einem in einem Tweet meinte:

Den meisten dürfte dies klar sein - aber jeder, der wegen einer Handlung, die ihm nicht gefällt, dem Regisseur eines Filmes rät, sich selbst umzubringen, sollte sich mal ernsthaft Gedanken über sein eigenes Leben machen.

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