Bestseller eines "Deutschlandliebhabers"

Wie Akif Pirinçci die Volksseele wachrüttelt

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Thilo Sarrazin wird Freude an diesem Buch haben, jedoch keine reine - ein seelenverwandter Autor mit Migrationshintergrund überrundet ihn bei der Eroberung des Marktes im Tempo, ein eher randständiger kleiner Verlag hat (so der Verfasser selbst) den "Verkaufsknüller des Jahres" produziert: "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer".

In den Medien hat das Buch sofort Aufmerksamkeitskonjunktur, wenn auch mit einigen Bedenken - Akif Pirinçci, sehr erfolgreich als Erfinder des Katzenkrimis, hat diesmal nämlich den Gossenton eingesetzt, "Lutherdeutsch" nennen das seine Bewunderer.

Ganz begeistert ist die "Junge Freiheit", eine Wochenzeitung, die sich, was zurückhaltend ausgedrückt ist, als rechtskonservativ präsentiert. "Warum Pirincci Recht hat", titelt das Blatt; endlich liege nun ein "patriotisches Plädoyer" in vulgärer Sprache vor, verfasst von einem "Gastarbeiterkind als Deutschlandliebhaber"; das Buch sei geeignet, die Menschen "wachzurütteln". Denn Deutschland ist, man ahnt es, total "versifft", obwohl es doch so schöne Wälder hat; die "grüne KindersexparteI" und die roten Einrichter des "Raubtiersozialismusstaats" haben es "kaputt gemacht", "fick Dich".

Einwanderer können es treiben, wie sie wollen, Feministinnen und Soziologieprofessoren machen Meinungsterror, rot-grüne "Wichser beherrschen das Staatsfernsehen" und selbst im Bayerischen ist "die Polizei verschwult". Und die CDU/CSU ist längst auch schon angesifft, die Kanzlerin hat den Deutschlandzerstörern keinen Einhalt geboten.

Onlineforisten der "Jungen Freiheit" fühlen sich durch Pirinccis Aufdeckungen des "Irrsinns" angeregt und wissen, was da zu tun ist: "Sowas", schreibt einer (er meint Angela Merkel), "gehört in die Klapse." Der nächste will es rigoroser, er äußert: "Sowas gehört an die Wand gestellt." Man sieht: Volkstümliche Argumentation fördert politische Phantasie.

Der Verleger des Buches über "Deutschland von Sinnen" möchte sich offenbar ein bisschen absichern, was den so beifallsträchtigen "Wutausbruch" seines Autors angeht; er merkte an, bei Pirinçci zeige sich "türkisches Temperament". In Gefahr allerdings, wegen Hasspredigerei ausgewiesen zu werden, kommt ein Deutschlandliebhaber nicht.