Bezos, der Gründer von Amazon, hat große Pläne

Heimlich hat Jeff Bezos eine Firma gegründet, um eine Weltraumfähre zu entwickeln, andere Start-ups sind schon weiter und wollen den X Price gewinnen

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Viele haben eine Bauchlandung gemacht. Manche kommerziell orientierten Internetpioniere aber konnten in der Blütezeit des Web ein Vermögen schaffen. Und wenn es das Unternehmen wie das schon legendär gewordene Amazon.com noch immer gibt, dann sind das schon wirkliche Erfolge. Weil alles so gut gelaufen ist und der 39jährige Amazon-Gründer Jeff Bezos gute 1,5 Milliarden an persönlichem Vermögen schwer ist, kann er nun seinen Träumen ein wenig besser als andere nachgehen. Bezos will nämlich selbst zur Weltraumerschließung beitragen und sich nicht nur ein Ticket als Weltraumtourist kaufen.

SpaceShipOne auf White Knight von Scaled Composites

In den 90er Jahren hat nicht nur das Internet mit dem Web einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht und Visionen von der digitalen Revolution angestoßen, ist man nicht nur in den virtuellen Raum vorgestoßen, sondern man wollte endlich auch die einzig andere frontier, die man noch erkannte: den Weltraum, für alle Menschen erschließen. Auch hier ging man weg von den schwerfälligen und teuren staatlichen Raumfahrtagenturen und wollte privatwirtschaftlich mit neuen billigeren Technologien die Erschließung der Welt jenseits der Erde für alle vorantreiben, die noch Pioniergeist in sich haben (Ab dem Jahr 2000 im Weltraum).

Diese Vision verfolgt offenbar auch Bezos, der 2000 die Firma Blue Origin oder Blue Operations gegründet hat. Firmensitz ist in Seattle. Emsig arbeiten dort, wie Newsweek herausbekommen hat, Physiker, frühere Nasa-Wissenschaftler, ehemalige Mitarbeiter von den gescheiterten Start-ups, in den 90er Jahren Weltraumtechnologie entwickeln wollten, oder Enthusiasten wie der Autor Neal Stephenson, der offenbar auch Interesse an Weltraumraketen hat.

Entwickelt werden soll eine wiederverwendbare Raumfähre, die innerhalb der nächsten Jahre mit Entwicklungskosten von 30 Millionen US-Dollar sieben Touristen für einen Ausflug in die Schwerelosigkeit Platz bieten soll. Auch einen Namen soll es schon geben: New Shepard. Alan Shepard war der erste Amerikaner im Weltraum.

White Knight von Scaled Composites

In den 90er Jahren gab es allerdings schon eine Reihe von Firmen, die daran gescheitert sind, mit der staatlich finanzierten Raumfahrt aufgrund von billigeren Weltraumfähren in Konkurrenz zu treten und so den Weltraum kommerziell zu erschließen, allem voran für den Tourismus. Um die private Weltraumfahrt anzustoßen, wurde 1996 die X Price Foundation gegründet. 10 Millionen Dollar werden für die erste Firma ausgeschrieben, die mit der jetzt vorhandenen Technologie und privaten Geldern eine Raumfähre herstellen kann, die zwei Mal innerhalb von zwei Wochen auf eine Höhe von 100 Kilometern fliegt und drei Menschen transportiert. Der Preis der Stiftung ist dem Wettbewerb nachgebildet, bei dem Charles Lindbergh 1927 über den Atlantik flog. 23 Teams haben sich zumindest angemeldet.

Andere Projekte arbeiten schon länger als Bezos mit Blue Origin und sind daher technisch auch schon weiter, was freilich noch nicht garantiert, ob auch mit einer vergleichsweise billigen Technik tatsächlich ein Markt für kommerzielle Weltraumfahrten vorhanden wäre. Weiter ist beispielsweise Scaled Composites (SC) von Burt Rutan, der früher Flugzeuge entworfen hat. Sein Unternehmen wird getragen von einem unbekannten Investor, manche nehmen an, es könnte sich um Microsoft-Mitbegründer Paul Allen handeln. Am 18. April hat SC die Weltraumfähre SpaceShipOne (SS1) der Öffentlichkeit vorgeführt, die den X Price gewinnen soll. SS1 ist eine Weltraumfähre, die ausgelegt ist, drei Passagiere bis in eine Höhe von 100 Kilometern zu bringen. In den Weltraum gebracht wird sie von dem Trägerflugzeug "White Knight", ebenfalls entwickelt von Scaled Composites.

Bei Armadillo wird noch gebastelt

Auch Armadillo Aerospace hat eine Verbindung mit der Computerbranche. Deren Gründer ist der 32jährige John Carmack, der das Shooter-Spiel Quake geschrieben hat. Bei Armadillo glaubt oder hofft man, dass Rutan nicht schon dieses Jahr den X Price gewinnen wird. Seit zwei Jahren arbeitet hier ein Team von sieben Mitarbeitern an einem Fluggerät für eine Person, das zum Landen dienen soll, und an einer Rakete, mit der der X Price gewonnen werden soll.

Es gibt allerdings noch weitere Projekte wie den "Falcon" von SpaceX, Mitte des letzten Jahres gegründet vom 31jährigen Elon Musk, der sein mehrere hundert Millionen US-Dollar vom Verkauf der Software-Firma Zip2 an Compaq und von PayPal an eBay nun in sein neues Unternehmen investiert. Schon Ende des Jahres soll "The Falcon", eine zweistufige Rakete, getestet werden, die allerdings erst einmal nur billiger Satelliten in den Weltraum bringen soll. Die erste Stufe der Rakete, in die Musk bis zu 50 Millionen Dollar investieren will, soll bis zu einem Dutzend Mal wieder verwendet werden können, die zweite Stufe ist nur für den einmaligen Gebrauch. "Space is really fun", sagt Musk.

Auch ein von einer Frau geleitetes und mitbegründetes Unternehmen ist dieses Jahr für den X Price angetreten, der schon 2004 gewonnen werden soll. Interorbital Systems (IOS) entwickelt das Raketenflugzeug "Solaris X", das auch eine Frau steuern soll. Optimistisch werden bereits auf eBay Tickets für 10 Flüge angeboten: "RIDE A ROCKET INTO SPACE FOR *FREE!" Kosten sollen sie 50.000 US-Dollar anstatt 100.000 - und zwei Jahre später habe man noch einmal die Möglichkeit, kostenlos zu fliegen. Geboten hat allerdings noch niemand für den 25-minütigen Flug und 10 Minuten Schwerelosigkeit. In Zukunft sollen Menschen und Güter zwischen der Erde und Mond transportiert werden.