Bill Gates tritt als CEO von Microsoft zurück

Ballmer wird neuer Geschäftsführer, Gates bleibt Vorsitzender und "chief software architect"

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Taktisch geschickt nach Börsenschluss teilte Bill Gates mit, dass er im Rahmen einer "großen strategischen Initiative" von Microsoft für sich eine neue Rolle als Vorsitzender des von ihm zusammen mit Paul Allen begründeten Unternehmens und als "chief software architect" gefunden habe, so dass er seine ganze Zeit jetzt für die Entwicklung der nächsten Generation der Windows-Plattform und anderer Programme widmen könne: "Ich kehre zu dem zurück, was ich am meisten liebe: mich mit den Technologien der Zukunft zu beschäftigen."

Foto: Microsoft

Der seit 1998 als Präsident fungierende Steve Ballmer, der bereits seit einiger Zeit immer mehr Managementaufgaben übernommen hat, wird nun auch zum Vorstandsvorsitzenden des Konzerns. Angeblich habe der Entschluss von Gates nichts mit der Kartellklage und den möglichen Absichten der Behörden zu tun, den Konzern aufzuspalten, sondern sei eine persönliche Entscheidung gewesen, die er seit längerem mit Ballmer und den Direktoren durchdiskutiert habe. Indirekt räumt Gates ein, dass Microsoft sich neu orientieren müsse: "Es sind dramatische Zeiten in unserer Branche." Erforderlich sei eine neue "strategische Orientierung, um die Dienste der nächsten Generation für unsere Kunden" zu entwickeln, weswegen eine Umstrukturierung der Ressourcen und Talente notwendig geworden sei.

Offenbar glaubt Gates, der durch Microsoft mit einem Vermögen von 80 Milliarden Dollar zum reichsten Menschen der Erde avancierte, dass er die "gute Software" für die Zukunft entwickeln könne, wenn er jetzt sich ganz seiner Leidenschaft widmen kann. Vor allem wolle er Software für Internetapplikationen entwickeln, die auch Teil der künftigen Windowsversionen sein sollen. Man wird sehen, ob Gates der Visionär ist, für den er sich wohl hält.

Überdies betonte Gates, dass er in der Absicht der Kartellbehörden, Microsoft aufzusplitten, keinen Sinn für die Kunden und Shareholder sehe. Auf die Frage, ob Microsoft ähnlich wie AOL mit Time Warner mit einem anderen Unternehmen fusionieren wolle, sagte der neue Chef Ballmer: "Unser Unternehmen hat in erster Linie mit Software und der Distribution von Softwarediensten zu tun. Ich sehe nicht voraus, dass Megafusionen dies realisieren können."