Bioinformatiker im Kampf gegen die Apartheid

SANBI und Egenetics verbinden wissenschaftlichen mit gesellschaftlichem Fortschritt

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Das Institut South African National Bioinformatics Institute entwickelt in Zusammenarbeit mit der Kapstadter Firma Electric Genetics neue Genomik-Technologien. Gleichzeitig soll schwarzen Studenten im Rahmen des Projekts die Möglichkeit gegeben werden, sich zum einflussreichen Wissenschaftler weiterzuentwickeln.

Tania Broveak, Direktorin und Mitbegründer von Electric Genetics, betont die motivierende Wirkung des Programms:

Viele der Studenten, die das aufgrund ihrer sozialen Stellung vorher gar nicht für möglich gehalten hätten, werden bei uns Doktorwürden erreichen. Davon beflügelt, werden sie weitere Erfolge anstreben, und das wird schlussendlich wieder der südafrikanischen Gesellschaft zugute kommen.

Bis heute haben sich bei SANBI und Egenetics über 100 schwarze, südafrikanische Studenten im Fach Bioinformatik eingetragen. Bioinformatik ist die Verbindung aus Informationstechnologie und Biologie; mit dieser sehr jungen Disziplin werden Fragen zu Genen, Proteinen und anderen biologischen Einheiten und Funktionen erforscht.

Winston Hide, Gatte der Egenetic-Direktorin und selbst Leiter des SANBI, weist darauf hin, dass die vier ersten schwarzen Studenten des Bioinformatik-Programms in wenigen Monaten graduieren werden. "Früher", so Hide, "hätten sie sich anschließend wahrscheinlich Jobs in den Vereinigten Staaten gesucht, heute haben sie gute Gründe, in ihrem Heimatland zu bleiben."

Junaid Gameldien, einer der vier genannten Studenten, plant bei SANBI an der Produktion von Datenbanken mitzuarbeiten. Er will Indeces für die Genome aller denkbaren Organismen schaffen. "Wenn SANBI nicht wäre", so betont er, "müsste ich mich in den USA nach einer Stelle umsehen." Nach einem Gespräch mit Hide über neue Möglichkeiten in Kapstadt habe er sich jedoch zum Bleiben entschlossen. "Der Hauptvorteil der Bioinformatik ist die Geschwindigkeit. Unsere Projekte brauchen nicht allzuviel Zeit", so Gameldien.

Die Firma und das Institut begannen ihre Zusammenarbeit 1997 in den Räumen der University of the Western Cape, einer schwarzen Bildungsstätte, die offiziell als "historisch benachteiligte Universität" geführt wird.

"Wir sitzen hier in einer schwarzen Uni und kämpfen gegen die Apartheid. Es ist unsere Pflicht, etwas für diese Gesellschaft zu tun", so Broveal, "nicht nur, indem wir Schwarze mit einem entsprechenden Hintergrund einstellen, sondern auch solche mit ganz anderen Lebensläufen. Hier gibt es viele Leute mit großen Begabungen, die trotzdem Zeit ihres Lebens keine Gelegenheit hatten, sich auszudrücken oder gar weiterzuentwickeln."