Boko-Haram-Terror: Obama schickt Soldaten in den Tschad

US-Einheit soll bei der Befreiung der entführten Schulmädchen helfen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Seit Boko Haram am 15. April 276 Schulmädchen entführte (von denen 53 flüchten konnten), ist eine größere Öffentlichkeit in Europa und den USA auf die salafistische Anti-Bildungs-Sekte aufmerksam geworden, die Nigeria seit 2009 terrorisiert und alleine 2014 für eine vierstellige Zahl von Toten verantwortlich ist. Nachdem es von Seiten der US-Regierung erst hieß, man werde bei der Suche nach den Mädchen und bei deren Befreiung lediglich mit Beratern, dem Aufklärungsflugzeug MC-12, der Drohne Global Hawk und Informationen helfen, aber keine Truppen entsenden, hat Präsident Barack Obama jetzt das Repräsentantenhaus und den Senat darüber informiert, dass nun doch eine 80 Mann starke Einheit in den Tschad verlegt wurde.

Der Tschad grenzt im Südwesten an den nigerianischen Bundesstaat Borno, in dem die Terror-Salafisten am aktivsten sind, und wird von Boko Haram - ebenso wie Kamerun und die Republik Niger - als Rückzugsgebiet genutzt. Die dorthin verlegte US-Einheit soll vorerst nur "Geheimdienst- Überwachungs- und Aufklärungsoperation" unterstützen, die sich auf das Gebiet um den 1350 Quadratkilometer großen Tschadsee konzentrieren, an dessen Ufern Nigeria, Niger, Kamerun und der Tschad liegen. Eine feste zeitliche Begrenzung für den Einsatz gibt es nicht: Obama sprach davon, dass die Soldaten so lange im Tschad bleiben würden, "bis ihre Unterstützung bei der Beendigung der Entführung nicht länger erforderlich ist".

Tschadsee. Karte: Vereinte Nationen. Lizenz: Public Domain.

Das stärkere amerikanische Engagement dürfte seinen Grund auch darin haben, dass sich die Boko-Haram-Terroristen von den bisherigen Maßnahmen offenbar wenig beeindruckt zeigten und ihre Aktivitäten sogar verstärkten: Gestern überfielen sie das am Tschadseeufer gelegene Dorf Chukongudo, ermordeten gut zwei Dutzend Menschen, stahlen große Mengen Lebensmittel und setzten alle Häuser in Brand.

Am Tag davor hatte die Terrorgruppe durch zwei Sprengstoffanschläge in der zentralnigerianischen Stadt Jos eine dreistellige Anzahl Menschen getötet. Am Sonntag waren bei einem Autobombenattentat in einem Christenviertel in der nordnigerianischen Stadt Kano mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Und in der Nacht von Freitag auf Samstag hatten etwa 200 Boko-Haram-Terroristen eine Baustelle in Waza, im Norden Kameruns überfallen und zehn chinesische Ingenieure entführt.

Ein neues Afrika-Konzept, das die deutsche Bundesregierung gestern verabschiedete, sieht vor, dass bei bewaffneten Konflikten auf dem Schwarzen Kontinent "notfalls" deutsche Soldaten entsandt werden. In diesem Punkt setzte sich Informationen des Bayerischen Rundfunks nach Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gegen Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) durch, der das militärische Engagement einschränken wollte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.