Charité nimmt umstrittene Studie zu Corona-Impfnebenwirkungen offline

Seite 2: Löschung durch Charité nur halbherzig

Der Vergleich mit den Daten des PEI, dem schwere Impfreaktionen per Gesetz gemeldet werden müssen, ist darum irreführend. Selbst wenn man darüber hinwegsieht, hat Matthes mit seiner Studie bei den Eingaben von 10.000 Personen ganze 80 Berichte zu schweren Reaktionen erhalten, die möglicherweise im Zusammenhang mit einer Covid-Impfung stehen. Schon das relativiert die Funde.

Die Studie besitzt einen Informationswert darüber, wie Menschen solche Probleme erfahren und wie sie damit umgehen. Sie kann aus prinzipiellen Gründen aber keine Hinweise darauf liefern, wie häufig schwere Impfnebenwirkungen insgesamt sind.

Die nun erfolgte Löschung der Charité stellt sich bei näherer Betrachtung als halbherzig heraus: Über den älteren Aufruf bei der Charité kann man sich nämlich immer noch zur Teilnahme anmelden.

Handelt es sich hierbei nun um eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit? Oder gar um Zensur? Meiner Meinung nach nicht: denn niemand hindert Matthes an der weiteren Durchführung seiner Befragung. Es geht hier prinzipiell um die Standards der Charité selbst, unter welchen Umständen sie ihre Internetseiten für Aktivitäten ihres medizinischen und wissenschaftlichen Personals zur Verfügung stellt.

Die bekannte Universitätsklinik, die sich gerne auch als Vorbild für andere Institutionen im Gesundheitsbereich sieht, könnte den Vorfall aber transparenter kommunizieren. Ein einfacher Hinweis auf eine interne Prüfung und die vorläufige Entfernung der Studie auf dem eigenen Webauftritt würde schon reichen.

Im Sinne einer qualitativen Erhebung zur Erfahrung von Impfnebenwirkungen kann man Matthes Fragebögen durchaus sehen. Die Missverständnisse zu ihrer Aussagekraft hat der Studienleiter mit seinen so weitreichenden wie unfundierten Aussagen in den Medien aber selbst zu verantworten.

Als Medizinprofessor müsste er es besser wissen – und insbesondere müsste er die Unterschiede zwischen seiner Erhebung und der Arbeit des PEI zu Impfnebenwirkungen besser verstanden haben. Damit hat er wohl auch der Anthroposophie, die mit ihrem holistischen Ansatz durchaus wichtige Gedanken enthält, einen Bärendienst erwiesen.

Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Form im Blog Menschen-Bilder unseres Autors Stephan Schleim