Computer mit 20.000 Dateien misshandelter Kinder geklaut

Die britische Stiftung vermutet eine Tat Pädophiler, hat aber vermutlich die Daten nicht gut gesichert

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Mit der Sicherheit nicht allzu genau genommen hat es vermutlich eine Stiftung für Kinder bei von ihr gesammelten Daten. Dieben sind die Fallgeschichten von 20.000 misshandelten Kindern mitsamt Namen, Telefonnummern und Adressen in die Hände gefallen.

Diebe sind gestern in das Büro der Stiftung Kidscape in London eingedrungen und haben alle fünf Computer mitsamt dem Mainframe Server gestohlen. Die neuen Computer im Büro darunter schienen sie hingegen nicht zu interessieren. Daher fürchtet Michele Elliott, die Direktorin der Stiftung, dass es sich um einen gezielten Einbruch aus den Kreisen von Pädophilen gehandelt haben könnte. Ernsthaft besorgt sei sie, da die Dateien auf den Computern viele Informationen enthalten, "die zur Belästigung missbrauchter Kinder" dienen könnten.

Angeblich ist die Stiftung schon des öfteren von Pädophilen angegangen worden, um an Informationen über Kinder heranzukommen. Elliott fürchtet, dass die Diebe nun die Menschen belästigen könnten, mit denen die Stiftung zu tun hatte. Kidscpape arbeitet mit Familien in ganz England, um sexuellen Missbrauch und das Schikanieren von Kindern zu verhindern. Wenn diejenigen, denen die Daten in die Hände gefallen sind, jetzt wieder an die bereits misshandelten Kinder herantreten, würde das ihre schlimmen Erinnerungen wieder heraufbeschwören und den Verarbeitungsprozess zurückwerfen, fürchtet Elliot.

Die Londoner Polizei, die den Fall untersucht, hat bereits die Diebe aufgefordert, die Computer wieder zurück zu geben. Kidscape selbst hat angeblich keine Sicherungskopien gemacht. Und ob die Daten irgendwie weiter gesichert waren, lässt sich den Berichten nicht entnehmen. Angesichts der Sorge von Kidscape lässt sich vermuten, dass man an sie relativ leicht herankommen muss, was natürlich auch ein schlechtes Licht auf Stiftung werfen würde, sollte sie tatsächlich recht sorglos mit den Daten der Kinder umgegangen sein.

Gerade erst wurde von Interpol London aufgrund von Hinweisen des BKA ein Verdächtiger auf frischer Tat ertappt, der auf seinem Computer rund 19.000 Dateien mit verbotener Kinderpornographie gespeichert hatte. Erst vor weniger Tagen wurde in einem Bericht moniert, dass die für Kinderpornographie zuständigen Polizisten nicht ausreichen und schlecht ausgebildet seien. Schulen wurden gebeten, auf ihren Websites keine Bilder der Schüler aus Angst vor Pädophilen zu veröffentlichen. Warnungen werden immer wieder laut, dass Pädophile vornehmlich in Chat-Räumen versuchen, in Kontakt mit Kindern zu treten. Vor kurzem bekannten sieben Engländer sich schuldig, an Wonderland beteiligt gewesen zu sein, dem weltweit größten Pornoring im Internet, der bislang aufgedeckt wurde. Mitte Januar führte die britische Polizei im ganzen Land Razzien durch, nahm 13 Menschen fest und konfiszierte über 20 Computer mit Tausenden von kinderpornographischen Bildern.