Computersystem der jugoslawischen Zentralbank gecrackt?

Angeblich sollte verhindert werden, dass Angehörige des Milosevich-Clans Geld ins Ausland überweisen, während die Goldreserven des Landes mittlerweile in China sein sollen

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Man konnte in den letzten Tagen mit den Bildern aus Jugoslawien fast den Eindruck erhalten, in die Zeiten der Französischen Revolution und des Sturm auf die Bastille zurückversetzt zu werden. Nach vollendeter Machtübernahme des gewählten Präsidenten bleibt die Demonstration der Demokratie hoffentlich weiterhin friedlich und demokratisch. Der Zusammenhalt, den das Milosevich-Regime durch die Inszenierung des Nationalismus lange Zeit forcieren konnte, wird dann hoffentlich das, was Nationalismus meist ist: etwas Vergangenes und rückwärts Gerichtetes. Aber hinter den demokratischen Massenaktionen haben sich anscheinend noch andere, "handfestere" Aktionen mit ungewissem Ausgang vollzogen.

Milosevich hat, vermutlich seiner Macht über Polizei und Militär verlustig gegangen, seine Wahlschlappe eingeräumt und scheint zu versuchen, seine Haut in Jugoslawien vor dem Internationalen Gerichtshof zu retten, während sein Sohn sich bereits unter falschem Namen und mit der Hilfe des Direktors der jugoslawischen Fluglinie nach Russland abgesetzt hat.

Angeblich haben mit der ehemaligen Opposition sympathisierende Hacker am Freitag die Computersysteme der Zentralbank Jugoslawiens lahmgelegt, um zu verhindern, dass Milosevich oder seine Anhänger noch schnell angesichts der unvermeidlichen Niederlage Geld ins Ausland schaffen können. Wie Futurezone berichtet, sagte Mladjan Dinkic, der den Vorstand der Nationalbank übernehmen soll, dass Hacker durch die Herbeiführung eines Systemabsturzes eine Überweisungen verhindert haben sollen. Es habe zuvor Hinweise darauf gegeben, dass "die jugoslawische Staatskasse durch Überweisungen ins Ausland völlig geplündert werden sollte."

Und Radio B92 meldet, dass Milosevic gestern Nacht versucht haben soll, eine Tonne Gold außer Land zu schaffen. Die Goldbarren sollen, wie die regimekritische Wirtschaftsexpertengruppe G17 Plus meinte, auf dem Belgrader Flughafen in eine DC-10 der staatlichen serbischen Luftfahrtgesellschaft JAT geladen worden. Die DC10, die die Goldreserven in Höhe von 150 Millionen Dollar transportiert haben soll, landete heute in Peking.

Erfreuliches meldete hingegen der Vorsitzende der DOA, Zoran Djindjic. Seit Samstag sei das illegale Abhören aller Telefone in Serbien eingestellt worden. Wo sich Milosevich, der jetzt nach seinen Angaben vor der Rückkehr in die Politik erst einmal ein bisschen Urlaub machen will, aufhält, scheint aber noch immer unbekannt zu sein.