Dallas: Polizei geht nun von einem Einzeltäter aus

Der getötete Amokläufer war ein Kriegsveteran

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Beruhigen ist das Gebot der Stunde, nachdem ein ehemaliger Armee-Angehöriger aus Rache fünf Polizisten in Dallas getötet hatte - ein Homefront-Amoklauf, der mit dem erstmaligen Einsatz einer für den Krieg außerhalb gedachten Waffe beendet wurde (Dallas: Umfunktionierter Bombenroboter zur gezielten Tötung eines Verdächtigen). Der Schütze, ein 25-jähriger Schwarzer, hatte laut Polizei als Motiv angegeben, dass er "Weiße töten" wollte, besonders "weiße Polizisten".

In einer Passage des LA-Times-Berichts heißt es zur Person des Amokläufers:

Die groben Konturen des Lebens von Johnson, die einen Tag nach der Schießerei in Dallas ans Licht kamen, zeichnen das Porträt eines US-Army-Veteranen, der in gewaltsamer Weise durch das verstört war, was er als Krieg der Polizei gegen schwarze Amerikaner begriff. Er war dazu entschlossen, zurück zu schlagen.

Der Chef einer Lobbygruppe, welche die Polizei vertritt, William Johnson, CEO der National Association of Police Organizations spricht in seiner Reaktion auf die Ereignisse in Dallas von einem "Krieg gegen Cops", für den Obama mitverantwortlich sei.

Das zeigt an, wie weit sich die Kriegs-Rhetorik aufschwingt. Das Boulevard-Blatt New York Post rief in Großbuchstaben den Bürgerkrieg aus und die Hashtag-Diskussionen polarisierten wie üblich mit deutlich "Kante zeigen" und Schuldige benennen. Ziel der Angriffe ist unter anderem die Bewegung Black Lives matter.

Ausschnitt aus einem Augenzeugen-Video, You-Tube

Es ist ein Spiel mit Spannungen, bei dem nicht klar ist, wo die Kipp-Momente genau liegen. Dass in den USA politische Diskussionen mit einer schärferen Polemik geführt werden, dass mit einer Mischung aus Toleranz, Indolenz und Begeisterung registriert werden, zeigt Trump in seinem Wahlkampf. Man ist, so scheint es, allerhand gewohnt, so dass man die Reden, die eine Bürgerkriegsgefahr heraufbeschwören oder andeuten, nicht beim Wort nehmen muss. Gleichwohl deuten sie auf eine Aufladung von Spannungen in einem entzündlichen Klima hin.

Dass der Täter getötet wurde und sehr schnell identifiziert, ist wichtig für die Botschaft, dass in der Notsituation rasch wieder die Kontrolle zurückerlangt wurde. Zur Beruhigungsbotschaft gehört auch, dass der Täter ein Loner war, alleine handelte, wie dies der Polizeichef Brown gestern verkündete. Eine "konzertierte Aktion mehrerer Schützen", wovon man anfänglich ausging (Link auf 48763), hat ein anderes Potential zur Beunruhigung.

Rätsel um die anderen Verdächtigen

Doch bleibt einiges an der bisherigen Aufklärung rätselhaft. Über die drei Verdächtigen, die im Zusammenhang mit der Tötung von Polizisten, in Polizeigewahrsam sind, gibt es keinerlei Informationen. Warum sind sie nicht längst auf freien Fuß gesetzt, wenn sie unschuldig sind? Oder stehen sie solch in Verbindung mit dem getöteten Schützen, waren sie an den Akten in irgendeiner Weise beteiligt. Von der Polizei gibt es dazu nicht die geringsten Angaben; einzig, dass die Festgenommenen nichts sagen.

Polizeichef Brown wird in längeren Berichten damit zitiert, dass er die Möglichkeit, dass doch mehr Personen am Angriff beteiligt waren, nicht gänzlich ausschließen will.

Auch dass der Täter ein Army-Veteran war, eingesetzt in Afghanistan, deutet auf ein Gewalt-Problem in den USA, das vor Jahren viele Schlagzeilen machte, aber in letzter Zeit in Vergessenheit geriet: die Schwierigkeiten von Rückkehrern aus Kriegsgebieten. Laut Medienberichten soll er ein "Waffenarsenal" zuhause angesammelt haben.

Die Polizei habe Gewehre entdeckt, Material zum Bombenbauen und ein Tagebuch mit Kampf-Taktiken. Zwar, so der Homeland-Minister Jeh Johnson, gebe es keine Verbindungen zu internationalen Terrororganisationen oder Hinweise auf Anregungen, die der Mann daraus bezog. Dafür entdeckte man, dass der Schütze ein augenfälliges Interesse an Gruppen wie New Black Panther Party, Nation of Islam und die Black Riders Liberation Party hatte. Medien wie Fox News bemühen sich nun, mit dem Hinweis auf die Entlassung des Mannes aus der Amee, den Ruf der Amry rein zu halten.