Das Human Genome Project ist unter Druck

Deutsche Forscher angeblich dicht hinter Celera

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Nur um einen besseren Börsenkurz zu erzielen, habe Craig Venter von Celera gestern verkündet, dass es dem Unternehmen gelungen sei, das Genom des ersten Menschen fast vollständig zu sequenzieren und damit das Human Genome Project, ein internationales, durch öffentliche Gelder finanziertes Konsortium von Forschungsinstituten, im Wettlauf zu besiegen. Das sagte Rudi Balling, Leiter des Instituts für Entwicklungsgenetik an der TU München, das am deutschen Human Genome Project beteiligt ist, heute im Deutschlandrundfunk.

Da mag sicher der Konkurrenzdruck durchschlagen, in den die Forschungsinstitute der Universitäten geraten sind, nachdem Celera in Rekordzeit ein Genom nach dem anderen entschlüsselt. Während Venter dem HPG vorwirft, bislang nur eine ungeordnete Sammlung von Fragmenten vorgelegt zu haben und noch weit entfernt zu sein, eine vollständige Version des menschlichen Genoms vorzulegen, dreht Balling den Spieß um, warnt vor zu großer Euphorie und meint, die Fehlerrate bei den Sequenzierungsdaten sei noch sehr hoch.

Zwar seien die Ergebnisse von Celera "wichtig und wertvoll", doch die wirkliche Arbeit beginne erst nach dem Ende der Sequenzierung, wenn die Bruchstücke zusammengesetzt, Gene und ihre Funktionen identifiziert und gentechnische Anendungen entwickelt werden. Nach Balling seien allerdings, wie die dpa meldet, die deutschen Forscher den Amerikanern dicht auf den Fersen, da man Deutschland bereits 50 Prozent des Erbguts entschlüsselt habe. In den nächsten Monaten könne man auf 90 Prozent kommen. Das aber hat angeblich Celera bereits geleistet. Der Vorteil des HGP sei überdies, dass die Daten für alle zugänglich seien und nicht wie bei Celera nur gegen Gebühren. Der Professor beklagt sich überdies, dass mit öffentlichen Geldern geförderte Forscher durchaus schneller sein könnten, wenn sie nicht ständig Nachweise vorlegen müssten. Gerade mit der Geschwindigkeit und dem entsprechenden Unternehmensleitspruch "Speed matters" ist Celera in den Wettlauf mit dem HGP eingetreten, um zu demonstrieren, dass kommerzielle Forschung schneller, billiger und besser sei.