Das Jahr des Würfels

Spaceworld 2000: Nintendo enthüllt Gamecube Konsole und Game Boy Advance

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Die Monate zuvor waren reif mit Spekulation. Während sich mehrere Spielzeitschriften mit dem amerikanischen Markenregister herumplagten, blieb Nintendo - im Gegensatz zu ihren redseligen Konkurrenten Microsoft und Sony - weitgehend stumm. Nun ist es aber raus, und die Vermutungen, dass Nintendo ihre neuste Konsole im Zeichen des Würfels getauft hätten, wurden bestätigt.

Auch Nintendo folgt mit dem Gamcube dem Trend zur Würfelform

Nach Macintoshs würfelförmigen G4 Rechner und Sonys StarCube-Workstation soll das neue Konsolenbollwerk von Nintendo nun "Gamecube" heißen. Das gab die Firma heute in Japan auf der Spaceworld-Messe bekannt. Zeitgleich wurde auch der neue Gameboy Advance enthüllt. Der Grund: Die zwei Komponenten wurden so ausgestattet, dass sie miteinander arbeiten und so eine Spieleinheit bilden können. Der Game Boy Advance ist mit einem 32-bit Prozessor ausgestattet und hat einen 50% größeren Bildschirm als sein Vorgänger Game Boy Colour. Auch ist die Bildschirmauflösung 60% höher auf Grund eines reflektierenden TFT Farb-LCD, der 32.000 Farben gleichzeitig darstellen kann. In Zeiten des allmächtigen Netzwerkzockens, und Sonys Einzug in den "Handheld"-Bereich, kann das Advance System zudem bis zu vier Maschinen zwecks Multiplayer-Spielen miteinander verlinken.

Da mal - entegegengesetzt den Prognosen - die Japaner doch den Vorrang haben, wird der Advance im März nächsten Jahres auf den Markt kommen. In Europa und Amerika soll die Markteinführung aber bereits recht zügig im Juli folgen. Kostenpunkt: $90 oder ca. DM 180,-. Einer der Gründe jedoch für die Verzögerung des Launch-Termins liegt darin, dass Nintendo immer noch wie bekloppt seine Game Boy-Hardware verkauft. Bis dato wurden weltweit über 100 Millionen Game Boys verkauft, ohne eine Trendwende in Sicht. Um den Markt nicht zu untergraben, werden alte Game Boys rückwärts kompatibel auf dem Advance System abspielbar sein. Aber, wie David Gosen, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Nintendo Europa zugibt, ist "die Game Boy Colour kaum zu toppen gewesen. Dennoch wird das Game Boy Advance neue Maßstäbe setzen und den Handheld Spielbereich neu definieren".

Viele kleine Würfelchen in bunten Farben

Ob das der neuen Gamecube Konsole gelingen wird, ist eher fraglich. Obwohl die Konsole mit einem 405 Mhz Kupfer Prozessor von IBM, Grafik Koprozessor von ATI und 40 MB Speicherkapazität ausgestattet die üblichen Next-Generation-Konsolenstandards erfüllt, wird sie gleich zur Markteinführung mit Microsoft um die Dominanz ringen müssen. Nintendo plant nämlich vorerst im Juli 2001 in Japan und im Oktober in Amerika die Gamecube-Konsole zu launchen. Microsoft hingegen plant einen weltweit simultanen Launch mit einem Werbe- und Produkteinführungsbudget von einer halben Milliarde Dollar. Bis dato konnte Nintendo nicht sagen, wann europäische Fans die ersten Gamecubes zu sehen bekommen. Da sich der Großteil der Hysterie vorerst in der Presse abspielt, sind allerdings gebeutelte Fans - wie im Falle der Rücksetzung der Playstation2-Einführung - bislang noch nicht zu Wort gekommen.

Zur Verteidigung des Systems sagte Shigeru Miyamoto, Chief Game Designer Nintendo:

"Die Erfahrung hat gezeigt, dass trotz theoretischer Behauptungen von hohen Leistungen nicht einmal ein Zehntel dessen, was versprochen wurde, mit den Produkten tatsächlich geleistet wurde. Voraussetzung der Gamecube ist, dass sie bessere grafische als auch Soundleistung bringen soll. Aber viel wichtiger: Das System wird Entwicklern die Freiheit geben, sich auf kreative Arbeit zu konzentrieren ohne sich über technische Einschränkungen Sorgen zu machen."

Was aber eindeutig Spielerherzen an der Konsole ansprechen wird, sind die Vernetzungsmöglichkeiten. Zusätzlich zu einem geplanten Breitbandmodem für Internet-Zugang wird die Konsole mit dem Game Boy Advance andocken können; eine Facette, die erst jetzt von Sony mit der PS One angegangen wurde. Als Einheit können demnach Spieldateien (Spielstände, Charaktere, usw.) zwischen den beiden Systemen ausgetauscht und gespielt werden. Zusätzlich kann der Game Boy als weiterer "diskreter" Controller an der Gamecube eingesetzt werden. Falls Microsoft nicht weiter die Konsolenwelt mit der Ankündigung eines "Handheld"-Gerätes aufmischt, dürfte diese Tatsache noch so etwas wie ein Lichtblick am Ende des Tunnels sein, sowohl für Nintendo als auch für die Spieler!