Das RealityRun-Fiasko

Ein Fall für Mieze

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Nun sind fast sieben Tag herum, und die Betreiber der ersten virtuellen Menschenjagd "Reality Run" haben die anfänglichen Probleme (siehe: RealityRun) nicht nur nicht in den Griff bekommen, sondern sie haben sich sogar noch verschärft. Wer sich auf die Seite www.realityrun.de nämlich einwählt, um mit anderen Internet-Usern Jagd auf den Kandidaten Roger zu machen, der sich noch knapp drei Wochen lang in Berlin versteckt hält, der erfährt dort so gut wie gar nichts mehr über dieses zweifelhafte Vergnügen, bei dem am Schluss 10000 Dollar Preisgeld winken, entweder für den erfolgreichen Jäger oder für den Gejagten.

So ist beispielsweise das "Game-Forum", in dem eigentlich die Kopfgeldjäger Infos und Tipps austauschen sollen, seit mittlerweile zwei Tagen nicht (oder kaum noch) zu erreichen. Was uns auf Email-Anfrage auch von den Betreibern am heutigen Sonntag bestätigt wurde: "Hallo, unsere Techniker kümmern sich derzeit darum, die Foren wieder zum Funktionieren zu bringen. Es ist ein Kapazitätsengpaß aufgetreten. Zu viele User versuchen gleichzeitig in die Foren zu gelangen, weshalb diese überlastet sind. Derzeit ist nicht absehbar, wann ein Zugang wieder möglich ist."

Auch der angebotene Chat streikt konsequent, und auf die Web-Cams klicken wir schon gar nicht mehr, weil mehrere Versuche zu verschiedensten Uhrzeiten unseren Netzbrowser und sogar unser ansonsten überaus stabiles System (Mac OS 9.04) abstürzend in die Knie zwang. Selbst die vermeintliche "Internationalität" dieses "weltweiten" Spiels entpuppt sich als absolut hohles PR-Gerede, wie ein Klick auf die englischsprachigen Seiten zeigt. Dort herrscht nämlich auch in den Foren die sprichwörtliche tote Hose.

Was nicht verwundert, denn wer nur über das Internet auf Jagd gehen will, der kann es auch gleich mit Lotto spielen versuchen. Eine Chance haben bestenfalls die Berliner Teilnehmer, die über die Netzseite zumindest die Tagesaufgaben des RealityRunners erfahren. Und die danach, wie heute, vor dem Berliner KaDeWe herumlungern, weil der Gejagte dort die Kanaldeckel zählen soll, oder die, wie am vergangenen Donnerstag, öffentliche Damenklos belagern, weil Roger dort Damenfüße unter der Klotür durch fotografierten sollte.

Dennoch ist dieses völlig misslungene Spiel zumindest in Berlin ein Medienthema, besonders in den Boulevardblättern und einigen privaten Radiostationen. Und da will auch Spiegel-TV natürlich mitmischen, nachdem eine Redakteurin unter dem schönen Online-Namen "Mieze" in den Diskussionsforen hoffentlich erfolgreich recherchiert hat. Mieze, verriet sie uns, heißt übrigens ihre Katze, und ihre Sendung "Halali in der Hauptstadt - mit Menschenjägern im Internet unterwegs" läuft am heutigen Sonntag um 22.15 auf RTL. Na dann schnurr mal schön....