Datenbank im Internet über Straftäter

Ein ehemaliger australischer Polizist hatte einen kreativen Einfall, wie man zu Geld kommen könnte ... und einen virtuellen Pranger einrichtet

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Es ist nicht das allererste derartige Angebot, dennoch aber hat der ehemalige australische Polizist Roy Hampton mit www.crimenet.com.au zumindest premierenartige Entschlossenheit gezeigt, systematisch umfassende Informationen über Straftäter, ungeklärte Verbrechen, Betrüger oder vermisste Personen bzw. Gegenstände über das Internet anzubieten. Unerkannt sollen Straftäter möglichst nicht mehr für ihre Nachbarn oder Arbeitskollegen bleiben

Das Ziel der Website, die gestern ins Netz gestellt und wegen des großen Andrangs der Neugierigen schon gleich einmal lahmgelegt wurde, ist nicht unbescheiden: "Unser Ziel ist es, den weltweit besten Informationsdienst über Verbrechen und Verbrechen anzubieten und so zu helfen, unsere Familien, Häuser, Arbeitsplätze und Straßen sicherer zu machen." Ein wenig Geld will man aber auch mit den Datenbanken verdienen, die für jeden Aufschluss über seine Bekannten, Nachbarn oder Arbeitskollegen geben sollen. Kaum in Australien gestartet, sucht man bereits nach Partnern, um ähnliche Angebote in den USA, in Kanada, Südafrika, Neuseeland oder Großbritannien zu eröffnen.

Damit wird das Dorf auf australischer oder gar globaler Ebene wieder hergestellt. Im Dorf weiß jeder alles über den anderen, was zumindest zu einer gewissen sozialen Kontrolle der "Gemeinschaft" beiträgt. Wer am Rande steht, wird in solchen Gemeinschaften auch nicht wieder integriert werden. Der Gang in die Städte bot da schon eine größere Anonymität, der sich auch viel der gesellschaftlichen und kulturellen Dynamik verdankt. Jetzt sollen also sich alle Menschen gegenseitig zumindest nach ihren Vorstrafen abchecken. Für 6 Dollar erhält man aus der Datenbank Einzelheiten über verurteilte Straftäter. Noch sind nur die Daten von 4000 Straftätern gespeichert, die vom achtköpfigen Team des kreativen Dienstleisters aus Urteilen und Zeitungen gesammelt wurden. Gesammelt würden nur die Daten von denjenigen, die sich als schuldig bekannt haben oder verurteilt worden sind: "Die Einzelheiten", so die Rechtfertigung, "der Strafurteile sind in den meisten westlichen Demokratien öffentliche Dokumente, und es ist ein allgemein akzeptiertes Prinzip des Rechts auf Datenschutz/Privacy, dass diese Informationen stets zugänglich sein sollen." Man habe, um nicht gegen das australische Gesetz zu verstoßen, ein System eingerichtet, das automatisch verjährte Straftaten aus der Datenbank löscht.

Neben der Datenbank mit den Straftätern gibt es weitere mit Betrügern und Betrügereien, mit Pädophilen und anderen Sexualtätern, mit vermissten Personen, mit verschwundenen Gegenständen, mit ungelösten Verbrechen und mit gesuchten Kriminellen. Als Schmankerl werden auch Belohnungen aufgeführt, die auf Hinweise ausgesetzt sind.

Obgleich es CrimeNet ansonsten nicht so sehr mit dem Datenschutz zumindest der Straftäter hat, die sozusagen am virtuellen Pranger bleiben sollen, verspricht man den Benutzern weitestgehenden Schutz. Noch gibt es erstaunlicherweise keine Cookies. Aber das könnte sich ja ändern, wenn einmal Werbung auftaucht, z.B. für private Sicherheitsdienste oder die ebenfalls boomende Branche der Überwachungstechniken. Wer nach Personen oder Gegenständen suchen will, müsse zwar Namen und Adresse angeben, aber man garantiert, dass man diese Daten auf keinen Fall weiter geben werde.

Natürlich wird CrimeNet kritisiert, weil die Daten von Straftätern gesammelt und zugänglich gemacht werden, was eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht gerade erleichtern und Misstrauen fördern wird. Doch Hampton meint, dass die gesamten Informationen sowieso bereits öffentlich zugänglich seien und dass er den Zugriff nur einfacher mache. Und überdies seien die Straftäter ja auch selbst Schuld: "Wenn jemand seine Bürgerrechte aufgegeben hat, indem er sich an einem größeren Verbrechen beteiligt, dann ist dies seine Schuld und die Öffentlichkeit hat ein Recht, dies zu wissen." Von der Datenbank aus aber wäre der Schritt nicht mehr weit, dass ehemalige Straftäter deutlich sichtbar Zeichen tragen müssen, damit alle erkennen, was sie begangen haben ...