Davos im KI-Fieber: Lindners Visionen für ein intelligentes Steuersystem

Konferenz in Davos mit Diskussion über KI-Überwachung am Arbeitsplatz

Die Elite in Davos debattiert über den Einsatz von KI-Technologien, auch über Überwachung am Arbeitsplatz.

(Bild: KI-generiert)

In Davos diskutierte Finanzminister Lindner über KI im Steuersystem. Experten erörtern Chancen und Risiken. KI-Entwicklung standim Fokus des Weltwirtschaftsforums.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos über KI im Finanzsystem gesprochen: "Ich denke, dass Künstliche Intelligenz unser Steuersystem viel besser verstehen wird als menschliche Intelligenz."

Davos diskutierte: Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz

Das war nicht der einzige Beitrag zum Einsatz neuer Technik. KI ist großes Thema beim Treffen einflussreicher Politiker mit Unternehmenslenkern gewesen. Nicht alles war für die Öffentlichkeit bestimmt – Medienberichte machen aber deutlich: Breit wurde über KI-Risiken diskutiert.

Während MIT-Professor Max Tegmark befürchtet, KI könne Aufgaben besser lösen als ein Mensch und eine KI-Pause fordert, hält Yann LeCun, Leiter der KI-Forschung bei Meta, dagegen: Die heutige KI sei selbst von Katzenintelligenz noch viele Jahre entfernt.

Grenzen der heutigen KI: Eine realistische Einschätzung

Dass die KI-Möglichkeiten derzeit begrenzt sind, bestätigt in Davos auch die Informatikerin Daphne Koller. Sie bemängelt die vielen Herausforderungen, die überwunden werden müssen, um die heutige KI viel intelligenter zu machen, da "wir gerade erst anfangen, an der Oberfläche der verfügbaren Daten zu kratzen".

Heutige KI-Modelle wie Chat-GPT werden mit Daten trainiert, die öffentlich im Internet verfügbar sind. Die Informationen, die Koller mit KI verarbeiten will, gehen darüber hinaus: Es handelt sich um Daten von sogenannter "verkörperter KI", die in Agenten wie Roboter eingebettet ist und mit der physischen Umgebung interagieren kann.

Mensch oder Maschine: Lernfähigkeit im Vergleich

Derzeit gibt es bestimmte Fälle, in denen KI mit dieser Art von Umgebung interagiert, um Daten zu sammeln. Ein Beispiel hierfür sind autonom fahrende Autos, die Daten über den Straßenverkehr sammeln und analysieren. Heutige Chatbots erhalten nur wenige Daten von "verkörperter KI".

Die Fähigkeit, "mit dieser Welt zu experimentieren", ist Teil dessen, was den Menschen so lernfähig macht. Die Fähigkeit der KI, dies zu tun, sei im Vergleich dazu derzeit unzureichend, so Koller, der Mitglied der US National Academy of Sciences ist. Ein universelles KI-Modell, das all diese Daten zusätzlich zu den Informationen aus dem Internet analysieren und verarbeiten kann, existiere bisher nicht in nennenswertem Umfang, so Koller.

KI abkoppeln von Daten der Menschen

Für manche Beobachter ist es kein Zufall, dass diese Forderungen gerade dort erhoben werden, wo die Wirtschaftsbosse und politischen Entscheidungsträger sitzen. Eine Lösung des Datenproblems bestünde darin, Maschinen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Daten zu erzeugen, anstatt sich nur auf die von Menschen erzeugten Daten aus dem Internet zu verlassen.

Was das konkret bedeutet, war in Davos kein offizielles Thema. Für Beobachter ist jedoch klar: Das Sammeln und Auswerten von Daten durch Maschinen bedeutet aus menschlicher Sicht Überwachung und Kontrolle. Nützlich wären Kameras, die Informationen aufzeichnen, Datenmailverkehr etwa aus Online-Mailkonten oder die Kommunikation eines virtuellen Sprachassistenten in Form von Frage-Antwort-Spielen mit dem Besitzer der Maschine.

Überwachung am Arbeitsplatz: Eine neue Realität?

Da in Davos viele Manager anwesend waren, wäre auch die Nutzung der Daten von Angestellten in Unternehmen eine denkbare Variante. Tracking ist das Verfolgen anhand von Aufzeichnungen. Wenn Daten aus verschiedenen Quellen genutzt werden, entsteht der "gläserne Arbeitnehmer".

Beispielsweise können über ein Smartphone Aufenthaltsdaten ermittelt werden. Gesichtserkennung bei Videoaufnahmen, der Ort des Einloggens in den Computer oder die Kantinenabrechnung können kombiniert werden. Auch die Verfolgung des Kommunikationsverhaltens fällt unter Tracking. An wen werden E-Mails geschrieben, mit wem finden Videokonferenzen statt, wie oft wird der Betriebsrat kontaktiert?

So können bestimmte Daten aus der digitalen Personalakte automatisch in Beziehung gesetzt werden, um Personalentscheidungen zu treffen. Etwa die Frage, ob ein interner Bewerber überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Auch Auswertungen von Arbeitsprozessen könnten hier hilfreich sein.

Überwachung mit KI: Eine Möglichkeit, aber kein Masterplan

Ein "Experimentieren" im Sinne von Kollers Ideen müsste auch diese Daten einschließen – und würde datenschutzrechtliche Vorgaben infrage stellen.

Dass es sich um Ideen und keineswegs um einen Masterplan handelt, berichten andere Beobachter der KI-Veranstaltungen. Diese seien eher als Marketingveranstaltungen zu verstehen. "Die auf Technologiethemen spezialisierte Beratungsfirma Accenture schleust am WEF 130 Topmanager durch 13 verschiedene Workshops", berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ): Dies sei die "perfekte Ausgangslage für all jene, die Beratung und Dienstleistungen verkaufen".

NGOs sehen das Treffen in Davos skeptisch. "Die reichsten Milliardäre und die größten Unternehmen der Welt nutzen ihre Macht aus, um Verbraucher, Arbeitnehmer und Bürger abzuzocken und kleinere Unternehmen unter Preisdruck zu setzen", kritisiert Lobbycontrol. 14 der 20 größten Unternehmen sind "Partner des Weltwirtschaftsforums", das sich nach eigenen Angaben dafür einsetzt, "den Zustand der Welt zu verbessern".

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