Der Auszug von Jaish al-Islam aus Ost-Ghouta

Jaish al-Islam-Kämpfer. Bild: Qasioun News Agency / CC BY 3.0

Die unendlichen Kriege in Syrien: Saudi-Arabien und die verlorene Hoffnung des Westens

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Mit dem Abzug der Miliz Jaish al-Islam aus Ost-Ghouta fällt eine Bastion des Widerstands gegen die syrische Regierung. Damit ist eng verknüpft, dass für alle daran Interessierte die wahrscheinlich nicht mehr so leicht wiederkehrende Möglichkeit verloren geht, Damaskus aus nächster Nähe mit vergleichsweise unaufwändigen Mitteln empfindlich zu treffen.

Am Fall von Baschar al-Assad haben viele Staaten Interesse, was sie auch schon früh durch die Unterstützung seiner Gegner mit Waffen, anderem Kriegsmaterial, Geld, politische Bühnen und PR dokumentiert haben - so zum Beispiel Saudi-Arabien, das zu den großen Förderern der Jaish al-Islam gehört.

Saudi-Arabien: Enge Kontakte mit den Herrschern in Ost-Ghouta

Die Kontakte wurden früh geknüpft. Der frühere Führer von Jaish al-Islam, Zahran Alloush, der maßgeblich die bis zu seinem Tod im Dezember 2015 (den die USA betrauerten) weit ausgedehnte Herrschaft seiner Miliz in Ost-Ghouta aufgebaut hatte, hatte neben politischen auch starke religiöse Anknüpfungspunkte mit Saudi-Arabien, was die Zusammenarbeit erleichterte.

Der Salafist gehörte - anders als Dschihadisten der al-Qaida - einer fundamentalistischen Richtung an, die dem mit Wahhabisten verbundenem Herrscherhaus Saud keine Probleme bereitete, eher im Gegenteil. Der zum Hass zwischen Sunniten und Schiiten aufwiegelnde Prediger Adnan Arour, der nach Saudi-Arabien geflohen war, mit dem Zahran Alloush in bester Verbindung stand, illustriert die Gemeinsamkeit der religiösen Auffassung.

Dass Zahran Alloushs Bruder Mohammed eine prominente Rolle der syrischen Oppositionsvertretung von Saudis Gnaden, dem High Negotiations Committee (Hohes Verhandlungskomitee), bekam, ist ein weiteres Zeichen der Verbindung zwischen den Interessen Saudi-Arabiens in Syrien und der Miliz Jaish al-Islam.

Der Prinz und tausendundeine Freundschaft

Wenn nun, wie Syria:direct, eine der Opposition zu Baschar al-Assad nahestehende Publikation, berichtet, die Evakuierung der Milizenkämpfer mit Bussen aus Douma tatsächlich begonnen hat, dann ist das keine Nachricht, die der Kronprinz in Riad, Mohammad Bin Salman, gerne hört.

Der Prinz ist, wie in den letzten Monaten auf tausendundeiner Veröffentlichung illustriert und berichtet wurde, zu einem wichtigen internationalen Player geworden. Auf ihm liegen die Hoffnungen der Trump-Regierungen wie auch der Regierung Netanjahu; Frankreichs Präsident Macron erwartet demnächst Besuch vom wichtigsten Mann in Saudi-Arabien, mit dem er bereits mehrere längere vertrauliche Gespräche geführt hat.

Anfang März gab es eine Gala-Bilderstrecke in der Financial Times über den Besuch des Mannes, der "ein neues vibrierendes Saudi-Arabien schafft", in London. Auch bei diesem Anlass war wie bei anderen zuvor von Milliardengeschäften in Verbindung mit Waffen die Rede (Großbritannien verkauft den Eurofighter an Saudi-Arabien, Saudi-Arabien: Weiter Waffen für den Gegner Irans).

An einem Strang ziehen

Es ziehen bedeutende aktuelle Einflussmächte der Region, die USA, Israel und Saudi-Arabien, und ehemalige, Frankreich und Großbritannien, an einem Strang. Und sie teilen den Schmerz über den Verlust einer strategischen Zone, die nah genug am verhassten Baschar al-Assad war, so dass ihn die islamistischen Milizen mit ihren selbstgebastelten Bomben aus dem Schlaf oder aus Plänen zur "Vernichtung seines eigenen Volkes" haben schrecken können. (Die Opfer dieser Bomben waren immer Zivilisten).