Der Bau geht weiter

Die Besatzung der Raumfähre "Atlantis" bereitet die Ankunft des nächsten Moduls der Internationalen Raumstation vor

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Nach mehreren gescheiterten Startversuchen ist die US-Raumfähre Atlantis am Morgen des 19. Mai 2000 erfolgreich zur Internationalen Raumstation aufgebrochen, um dort Reparaturarbeiten durchzuführen und Ausrüstung für die erste permanente Crew abzuladen. Deren Ankunft wird gegenwärtig für Ende Oktober 2000 erwartet.

Ursprünglich hätte Atlantis erst den Start des russischen "Zvezda"-Moduls abwarten sollen, das als Kontrollzentrum für die Raumstation und Unterkunft für die Besatzung dient. Der Flug der Raumfähre war für etwa einen Monat danach geplant, um das Modul für die Ankunft der Astronauten vorzubereiten. Nachdem jedoch bereits finanzielle Probleme die Fertigstellung von Zvezda in die Länge zogen, sorgten zwei Fehlstarts von Proton-Raketen Ende letzten Jahres für weitere Verzögerungen. Das machte einen weiteren Flug erforderlich, um den Betrieb der bereits im Orbit befindlichen Module Zarya und Unity zu gewährleisten.

Hauptaufgabe der Atlantis-Crew ist der Austausch von vier fehlerhaften 800-Ampère-Batterien an Bord von Zarya. Außerdem sollen dort drei Feuerlöscher, zehn Rauchdetektoren und vier Ventilatoren ausgewechselt werden. Im US-Modul Unity wird eine Verteilerbox ersetzt, die für Kommunikationsstörungen verantwortlich gemacht wird. Insgesamt führt Atlantis etwa eine Tonne an Ausrüstung für die Raumstation mit, darunter auch Alltagsgegenstände wie Mülltüten, Dosenöffner, Russisch-Englische Wörterbücher sowie eine Imax-Kamera.

Zunächst aber haben die Astronauten James Voss und Jeffrey N. Williams während eines sechseinhalbstündigen Außenbordeinsatzes einen russischen Kran fertig gestellt, die Festigkeit eines amerikanischen Krans getestet, eine Antenne ausgewechselt sowie ein Kamerakabel und Handgriffe installiert. Am Montag wurde dann die Verbindungsluke zur Raumstation geöffnet und die Astronauten nahmen die ersten Luftproben, um die Qualität der Atemluft in den Modulen zu überprüfen. Die Luft erwies sich als in Ordnung, auch wenn eine Wärme von 30 Grad herrschte.

Neben den Bau- und Ausrüstungsarbeiten an der Raumstation führt Atlantis während des Fluges mehrere Mikrogravitations-Experimente durch. Davon wurden 30 von Schülern und Studenten in den USA und Argentinien im Rahmen des Getaway Special Program und des Space Experiment Module Program entwickelt. Andere Experimente untersuchen Gentransfer bei Keimen von Sojabohnen sowie das Wachstum von Proteinkristallen. Letzteres ist ein Forschungsfeld, dessen bisherige Ergebnisse erst kürzlich in einem Gutachten der National Academy of Sciences als "extrem begrenzt" und "nicht überzeugend" kritisiert worden sind.

Atlantis soll am 29. Mai früh morgens auf dem Kennedy Space Center landen. Der Start des Zvezda-Moduls ist für die Zeit zwischen dem 8. und 14. Juli geplant.