Der "Humor" der AfD

Die AfD will anders sein, weder rechts noch links, sondern ganz vorne - mitunter auch in der Geschmacklosigkeit

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Über den Kursschwenk der AfD wurde bereits berichtet. Zwei bekannte Mitglieder, die als liberal gelten, sind wegen der zunehmend konservativen Ausrichtung ausgetreten. In Hessen gärt es, weil man mitunter Bernd Lucke, Sprecher und Vorstandsmitglied der Alternative für Deutschland, als zu autoritär empfindet. Dort sind im Januar auch 11 Mitglieder ausgetreten, die "Mobbing, Intrigen, öffentlichen Denunziationen und Rechtsverstößen" monierten, was einer demokratischen Partei nicht anstehe (Kursschwenk bei der AfD).

Geworben wird für die AfD als eine Partei der Vernunft, nicht der Ideologie. Man verkauft sich wie andere (rechts)populistische Parteien als eine Partei, die eigentlich keine sein will, zumindest will sie angeblich ein neuer Typ Partei sein. Man will eine Alternative nicht nur für Deutschland, sondern eben auch für den abgelehnten "Parteienstaat" sein. Deswegen heißt es auch: "Wir sind Bürger, keine Berufspolitiker", man müsste allerdings dazu sagen, dass es Bürger sind, die gerne Berufspolitiker werden wollen. Und bürgernah ist auch der Slogan: "Wir sind nicht rechts und nicht links, sondern kommen aus der Mitte der Gesellschaft." Und dann ist noch eingefallen, dass man nicht in die alten politischen Kategorien eingeordnet werden will, weil man "ganz weit vorne" sei.

Ganz weit vorne heißt, die Partei ist neo- oder wirtschaftsliberal, aber gleichzeitig, zumindest wen es um die Innere Sicherheit geht, will man einen starken Staat. Irgendwie pflegt man die traditionelle Familienorientierung und will einem abendländischen Wertekanon folgen, ist also wertekonservativ, pflegt das nationale Bewusstsein oder den Patriotismus, neigt also zum Nationalismus, weswegen die Wende gegen Ausländer eigentlich logisch ist, aber auch schon in der EU- und Euro-Kritik angelegt war. Mit dem Slogan "Mut zu Deutschland" zieht die AfD denn auch in den Europawahlkampf, um im konservativen und rechten Wählerpotential Wähler anzulocken. Aber man fühlt sich falsch verstanden, vor allem vom "medialpolitischen Komplex", der "Selbstgedachtes" nicht mag.

Das sind halt Sprüche. Im Januar haben Mitglieder der Alternative für Deutschland in Hessen eine nicht offizielles digitales Info-Blatt für die anderen Mitglieder gestartet. Da wird denn Lucke auch als anmaßender König dargestellt, seine "totalitären Ansätze" werden gegeißelt, auch die eigenmächtige Entscheidung des Bundesvorstands, Lucke aus Parteimitteln seinen Verdienstausfall zu kompensieren. Insgesamt heißt es: "Die AfD braucht Lucke! Er ist unser bestes Aushängeschild. Aber bitte nicht als Alleinherrscher, sondern als Teil eines starken Führungsteams." Das weist alles darauf hin, dass die AfD keine alternative, sondern eine ganz gewöhnliche, zudem noch chaotisch geführte Partei ist.

Offenbar hat die angestrebte Bürgernähe doch auch eine Stammtischmentalität zur Folge, die nichts Gutes verheißt. In der ersten Ausgabe der Hessen-AfD-Publikation gibt es am Schluss ein Impressum - und die Rubrik Humor. Man will also witzig sein, was gründlich daneben gegangen ist, aber wahrscheinlich doch etwas von der Mentalität in der AfD herausstellt. Hier das Ergebnis, worauf uns ein Leser aufmerksam machte. Witzig ist es nicht, sondern Ausdruck der "Piefigkeit" dieser Partei, wie der Leser meinte, auch wenn es sich noch um kein offizielles Parteiorgan handelt, das von einem Hans-Peter Prill herausgegeben wurde. Die Ausgabe im März wurde allerdings bereits vom Landesverband Hessen herausgegeben und ist zum Magazin des hessischen Landesverbands geworden, dem der "Humor" allerdings ausgegangen ist: