Der Jodel-Krieg

Star Wars geht in eine neue Runde

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Wenn am 19.5. der vierte Teil der StarWars-Nonologie in die US-Kinos kommt, dann geht für einen Großteil der 35-jährigen ein Kindheitstraum in Erfüllung. Unter dem Deckmantel der Zukunft wird ein Stück Heimatabend zelebriert.

Karl Moik heißt jetzt Obi Wan Kenobi, "May the force be with You" ersetzt "griaß enk" und die Wildecker Herzbuben jagen als imperiale Böslinge höchstwahrscheinlich wieder einen ganzen Planeten in die Luft. Lange hat sich George Lucas Zeit gelassen, um mit "Star Wars Episode I - The Phantom Menace" einen neuen Sternenkrieg anzuzetteln. Und nicht nur die Story ist rückwärts gewandt. Selbst in der nicht für Revoluzzertum gefürchteten "Welt am Sonntag" ahnt Gernot Griksch, daß sich der neue Schlag aus dem All nicht wesentlich von dem aus dem Jahr 1977 unterscheiden wird. Und er hat ein Problem damit.

Warum eigentlich? Das ist doch der Sinn der Übung. Ein digitaler Aufguß erwartet uns, kein neues Rezept.

Natürlich werden uns wieder sagenhaft fantastische Tricks und viel Schmalz um die Ohren fliegen, und Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi wird uns hoffentlich mehr an seine später in der Saga festgeschriebenen Heldentaten als an sein Auftreten in "Trainspotting" erinnern. Aber das war es schon fast mit dem Anklang an zukünftiges.

Böse Märchenonkelz

Star Wars ist ein Märchen und damit die konservativ ausgerichtete Essenz einer (christlich angehauchten) Gesellschaftsethik, die das ewig gleiche Gut-Böse-Spiel murmelt. Das Böse kommt von außen, das Gute scheint zuerst immer machtlos und wird doch obsiegen. Mehr darf man nicht erwarten. Ein paar Softwarekniffe erzeugen neue optische Effekte und überzuckern damit den alten Quark von Königinnen, die gerettet werden wollen.

Star Wars soll den Aufstand gegen das Imperium zeigen, aber irgendwie gearteter Umsturz durch diesen Film wäre so absurd wie die Gründung einer neuen Religion durch "Vier Fäuste für ein Halleluja". Die Marketing-Maschine zum Film (bzw. der Film zur Maschinerie, um in der Hierarchie zu bleiben) wäre empfindlich durch das Eigenleben seiner Userschaft gestört. So werden Homepage-Betreiber verklagt, wenn sie Material zum Film veröffentlichen, und sogar Spiegel online kriegt nichts ab vom digitalen Bilderreigen. Dieses Großprojekt hat ein Target von etwa 1 Milliarde Dollar Einspielergebnis und einer weiteren Milliarde für Merchandising (weltweit gerechnet). Allein Pepsi zaht 1 Milliarde Lizenzgebühren für das Spiel mit der altbekannten, neuen Fantasiewelt aus einer anderen Galaxie. Unter einer Milliarde knipst George Lucas nicht einmal mehr als Lichtschwert an. Um diese Schallgrenze cinematographischer Marktstärke zu erreichen, darf kein Krümelchen in die gut geölten Kanäle geraten. Kein Handlungsstrang darf die Kraft der Märchenerzählung brechen oder gar ironisch verfremden. Kein technisches Gimmick darf sich selbst in Frage stellen. Nur die Kompaktheit einer linearen Erzählstruktur führt den Film zum (Markt-)Erfolg.

Das ist die Nähe zu schunkelnden Volksmusikfreunden, denen ein ehrlicher Moik ("Heute Abend hören Sie die üblichen Dudeleien samt meinem Jodelsabber.") ebenso befremdlich wäre, wie ein gebrochener Held oder die Frage, wie groß die Ökoschäden durch eine Weltraum-Rebellion sein könnten.

Spielverderber wird die Macht entzogen. Ende. Punkt.

Wenn der Vater mit dem Sohne

Idealerweise sitzen Vater und Sohn (Mama kommt in dieser Rechnung nicht vor) mit leuchtenden Augen vor der gigantischen Leinwand mit THX (Lucas will nur in Kinos mit diesem Tonsystem den Filmstart zulassen.) und werden nach diesen natürlich "unglaublichen" 100 Minuten in den Laden rennen. Sohnemann bekommt einen Soldaten und ein Raumschiff aus dem Film, Vatern gibt sich mit mit einer Armbanduhr oder einer Yoda-Kondomschachtel zufrieden (Nein, das wäre zu ironisch).

Und wehe, einer brüllt. "Hab ich schon gesehen" oder "sieht aus wie der übliche Schotter". Dann bricht der Zauber, und das darf er nicht. Deshalb weiß Gernot Griksch heute schon, daß Star Wars der erfolgreichste Film aller Zeiten werden wird. Und daran werden Nestbeschmutzer auch nichts ändern. Die sollen sich doch ihren eigenen Film suchen.

P.S.: Übrigens wird der Autor sich am 2.9.99 auch in Deutschland verführen lassen. Und Motzen gehört ja zur Vorfreude. Dulliöh.