Der Tod kam und kommt aus dem All

Fällt uns der Himmel auf den Kopf?

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Es sieht so aus, als wäre die Bedrohung aus dem All durch Meteroiden und Asteroiden entschieden größer als zunächst angenommen. US-Astronomen haben kürzlich gleich 1.165 gefährliche, bis dato unbekannte Asterioden lokalisiert, die unserem Planeten eines Tages theoretisch in die Quere kommen könnte. Was vor 65 Millionen Jahren den Anfang vom Ende der Dinosaurier einleitete, könnte auch der Spezies Homo sapiens sapiens dereinst drohen

Dreidimensionale Karte des Chicxulub-Kraters in Yucatan

Riesige Staub- und Schwefelwolken umhüllen den Globus und verdunkeln den Himmel. Flutwellen und Feuerstürme toben, Asche und Ruß regnen herab. Ein dichter Wolkenteppich schirmt Sonnenstrahlen, Licht und Wärme ab - eisige Kälte hält Einzug. Pflanzen und Tiere sterben. So hat das urzeitliche Szenario ausgesehen, als sich vor 65 Millionen Jahren ein 10 bis 14 Kilometer großer Asteriod oder Komet mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 15 Kilometern in der Sekunde in den Erdboden bohrte. Mit der milliardenfachen Kraft der Hiroshima-Atombombe sprengte er einen 200 Kilometer großen und 10 Kilometer tiefen Krater. Dreiviertel der damals lebenden urzeitlichen Geschöpfe verendeten - unter ihnen die größten Kreaturen, die unseren Planeten jemals bewohnt haben: die Dinosaurier.

Selten wurde das plötzliche Verschwinden einer Tierart derart mythisch verklärt und wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Alles entzündete sich an der Frage, warum Tyrannosaurus Rex und Co. nach über 150 Millionen Jahren erfolgreicher Regentschaft mit einem Mal das Zepter abgaben und sich aus der Erdgeschichte verabschiedeten. Besiegelte irdischer Vulkanismus, eine Explosion eines erdnahen Sterns in Form einer Supernova ihr Schicksal? Oder war es gar doch ein Komet?

Heute gilt als gesichert, dass ein aus den Tiefen des Alls kommender Gesteinsbrocken den Dinos zum Verhängnis wurde. Und nach neuesten Erkenntnissen amerikanischer Wissenschaftler spricht vieles dafür, dass eine solche Katastrophe sich jederzeit wieder zutragen könnte.

Nach Ansicht von Wissenschaftlern des MIT Lincoln Laboratory ist die außerirdische Bedrohung durch einfallende Asterioden etc. größer als bisher angenommen. Im Rahmen des Forschungsprojekts "Lincoln Near Earth Asteriod Research", das von der US-Air Force unterstützt wird, lokalisierten US-Forscher mit dem GTS-Teleskop in White Sands Missile Range in Socorro (Neumexiko) 1.165 erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer, die der Erde einmal gefährlich nahe kommen könnten. Ein solcher Wert übertrifft bisherige Schätzungen um das Doppelte (Entwarnung vor Asteroidenbedrohung).

GTS-Teleskop

Würde einer dieser Brocken auf die Erde fallen, wären die Folgen kaum absehbar: Milliarden von Menschen könnten Opfer von Flutkatastrophen und globaler Klimaveränderungen werden. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Treffers immer noch recht gering, dennoch liegt eine abermalige Katastrophe im Bereich des theoretisch Möglichen, nicht zuletzt deshalb, da solche Geschosse im Verlaufe der Erdgeschichte gleich mehrfach Pflanzen- und Tiergenerationen vernichteten. Wie dies einst ausgesehen haben könnte, studierten Astronomen 1994 beim Aufprall der Shoemaker-Levy-9-Kometen auf dem Jupiter. Wenn auch aus beruhigender Entfernung, so zeigte sich die verheerende Wirkung von Kometeneinschlägen in dramatischen Bildern. Doch auch in jüngster Vergangenheit gab es "Beinahe-Kollisionen". So im April 1988, als ein Komet in "nur" 800 000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbeizog. Und 1996 näherte sich ein rund 500 Meter großer Asteroid der Erde bis auf 450.000 Kilometer Nähe. Von dort waren es gerade noch 70.000 Kilometer bis zum Mond. Für Warnungen, geschweige denn Abwehrmaßnahmen wäre es für den undenkbaren Fall eines Einschlags viel zu spät gewesen. Die Astronomen entdeckten ihn nur vier Tage vor seinem Vorbeiflug.

Von den lokalisierten 1.165 Asterioden werden 227 als potentiell gefährlich eingestuft Rein statistisch gesehen ist mit einem größeren Einschlag alle 500.000 bis zehn Millionen Jahre zu rechnen. Bereits 400 Stück dieser Kategorie konnten Astronomen bisher identifizieren. Allerdings sind Ereignisse in dem Ausmaß, wie vor 65 Millionen Jahren, als das kosmische Bombardement das Schicksal der Dinosaurier besiegelte, wohl nur einmal in 100 Millionen Jahren zu erwarten. Trotzdem fallen jedes Jahr immerhin zirka 20.000 Meteoriten auf die Erdoberfläche, wovon die meisten aber nur etwas größer als Kieselsteine sind.

Eine Vielzahl von erdgeschichtlich erhaltenen Kratern legen davon Zeugnis ab, dass unser Heimatplanet in der Vergangenheit schon mehrfach mit weitaus gefährlicheren Vagabunden aus dem All Bekanntschaft gemacht hat. Hierzu zählt der Chicxulub-Krater in Yucatan/Mexiko, der wohl die Vertiefung ist, wo einst jener kosmische Brocken niederging, der die Saurierära schlagartig beendete. Historisch bezeugt ist auch der Aufprall am 30. Juni 1908, als über der sibirischen Region ein blass-blauer Feuerball niederging, dessen Druckwelle rund 2.000 Quadratkilometer Wald dem Erdboden gleichmachte. Seinerzeit waren die Luftdruckschwankungen noch in England messbar. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um einen Asteroiden mit etwa 50 Metern Durchmesser handelte, der in 6.000 Metern Höhe explodierte.

Aber auch die Zukunft verheißt wohl nichts Gutes, da im Jahre 2028 der 1,6 Kilometer große Asteriod 1997 XF 11 so dicht an unserer Heimatwelt vorbeifliegen soll, dass ein Einschlag denkbar wäre. Doch die NASA hat längst wieder Entwarnung gegeben, da der Irrläufer den Erdball wohl in einem Abstand von 960.000 Kilometern passieren wird. Anders als unsere riesenechsenartigen Vorfahren werden wir "vorerst" noch einmal davonkommen.