Der letzte Höllenkreis Gaddafis?

Heute sind Massendemonstrationen in Tripolis geplant - der Diktator zählt auf Todesschwadronen, die nichts zu verlieren haben

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Die letzten Tage des Dikators? In Tripolis soll es nach den heutigen Freitagspredigten zu einer Massendemonstration gegen die Herrschaft Muammar Gaddafis kommen. Da Gaddafi-Anhänger in der Hauptstadt noch immer Kontrolle über größere Gebiete haben sollen, riskieren die Demonstranten einiges. Gaddafis Sicherheitskräfte sollen die Straßen der Hauptstadt durchkämmen und Zufahrtsstraßen sperren, um den angekündigten "Marsch auf Tripolis" zu verhindern. Aus der nächsten Umgebung von Tripolis wird über Kämpfe berichtet, Panzer wurden aufgefahren.

Söldner im Dienst des libyschen Staatschefs setzten in den letzten Tagen mit Scharfschützen und äußerst brutaler Gewalt um, was Gaddafi in seinen Endphasenreden ankündigte: Keine Schonung der Regimegegner, Kampf bis zum letzten Blutstropfen.

"It's no longer about setting deadlines, it's about acting now," Westerwelle told Deutschlandfunk radio. "Therefore I have decided that sanctions should be prepared now."

Live Blog al-Jazeera

Während die internationale Gemeinschaft im UN-Sicherheitsrat über geeignete Maßnahmen, "No-Fly-Zone" und Sanktionen, berät - wie auch US-Präsidenten Obama mit europäischen Partnern über ein gemeinsames Vorgehen - und vom Sprecher des Weißen Hauses militärische Schritte "nicht ausgeschlossen" werden, gewinnt der militärische Widerstand gegen Gaddafi in Libyen an Terrain.

Gaddafis Tage sind gezählt. Wenn wir ihn fangen, wird er öffentlich in einer Gerichtsverhandlung für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Aber wenn ihn die Jugend zuerst findet, glaube ich nicht, dass ich Gaddafi in weniger als 40 oder 50 Teilen wiedersehe.

Das Zitat stammt von einem Colonel Hussein.Tareq Saad Hussein soll einer von sieben hochrangigen Überläufern aus der Armee sein, der sich an die Spitze der "Rebellen" in Bengasi gestellt hat und das Projekt "Sturz des Dikators" militärisch mitorganisiert. Seine Truppen seien hochmotiviert, sie würden jeden Tag mehr und besser organisiert, berichtet das Wall Street Journal. Man sei bereit für die Einnahme der Hauptstadt.

Andere Überläufer, etwa ein Major General namens Suleiman Mahmoud, früher Kommandeur der libyschen Streitkräfte im Osten, bestätigen dies. Genannt wird auch noch Abdel Fattah Younis, der früher der Verteidigungsminister Libyens war und sich am Sonntag abgesetzt hat. Der WSJ- Bericht macht bei allen militärischen Erfolgen der sogannten "Rebellen" jedoch auch deutlich, dass es Rivalitäten zwischen den Rebellen-Fraktionen gibt.

Asked about his views on Gen. Mahmoud and Mr. Younis, Col. Hussein would only say: "There are officers with high ranks who had very nebulous positions toward the revolution until the last minute. These officers should have declared their support earlier."

Die Berichte der Rebellen über ihre Erfolge seien nicht zu verifizieren, so Levinson. Doch fügen sie sich in ein größeres Bild, das gegenwärtig von anderen westlichen Medien bestätigt wird, wonach das Anti-Gaddafi-Lager allmählich die Überhand im Land gewinnt. So sollen die Ölfelder im Süden unter der Kontrolle der Rebellen stehen, der Osten soll weiträumig in der Hand des Widerstands gegen Gaddafi sein.

Die wichtige Stadt Bengasi wird von einem Kommitee aus Richtern, Anwälten, Geschäftsleuten und anderen Zivilpersonen selbst verwaltet. Staatschef Gaddafi soll dagegen nur mehr Teile der Haupstadt und einige Zonen im Zentrum des Landes kontrollieren (siehe Karte).

Söldner haben nichts zu verlieren

Demgegenüber legen allerdings Berichte über die paramilitärischen Kräfte im Dienste Gaddafis und vor allem über die Söldner nahe, dass der Kampf von dieser Seite aus zäh und langdauernd sein wird. Denn die Söldner, die meist aus dem subsaharischen Afrika, aus dem Tschad und dem Niger, stammen, haben nichts zu verlieren. Sie riskieren ihr Leben bei einer Rückkehr in ihre Heimatländer und in Libyen, wo es immer wieder zu Rassenunruhen gekommen ist, haben sie ohne Gaddafi keinerlei Sicherheit.

A history of racism fanned the flames. Libyans were slave-trading until the 1930s and, under Italian colonial rule, they saw themselves as Mediterranean, calling Africans chocalatinos. Black-bashing has become a popular afternoon sport for Libya’s unemployed youths.

Aus einem Bericht des Economist im Jahr 2000, Pogrom

Auf diese "Todesschwadronen" kann Gaddafi setzen, der in seiner gestrigen Rede erneut seine Sicht auf die Lage in Libyen mit eigentümlichen Sentenzen wiedergab, indem er Osama bin Laden für die Revolte in seinem Land verantwortlich machte. Drogenmissbrauch und Schießwütigkeit projizierte er in einem wirren Telefonanruf beim libyschen Fernseh-Sender, bei dem er sich mit der britischen Königin verglich, auf die Seite des Widerstands gegen ihn:

He said the young protesters were "trigger happy and they shoot especially when they are stoned with drugs".
"They put hallucinatory pills in their drinks, their milk, their coffee, their Nescafe."