Die Hälfte aller Affenarten sind vom Aussterben bedroht

Nach einer ersten weltweiten Bestandserfassung steht es, mit wenigen Ausnahmen, nicht gut für die nächsten Verwandten des Menschen

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Bis auf wenige Überlebende in Reservaten oder in Zoos werden viele Primaten wohl bald ausgestorben und damit die Menschen einsamer sein, auch wenn die neuen künstlichen Verwandten, die Roboter, sich allmählich weiter entwickeln und an Komplexität zulegen. Nach der ersten weltweiten Erfassung aller 634 Affenarten, die für die International Union for Conservation of Nature (IUCN)durchgeführt wurde, ist nach den Kriterien der von dieser geführten Roten Liste der bedrohten Arten das Überleben der Hälfte aller Affenarten gefährdet, in Asien sind es gar 70 Prozent, in Vietnam und Kambodscha 90 Prozent. Die meisten Affenarten gibt es in Brasilien und Madagaskar.

Gelbwangen-Schopfgibbon, Kambodscha. Foto: CI/Sterling Zumbrunn

Die nun erstmals vorhandenen soliden Daten zeigen, so Russell A. Mittermeier, Präsident von Conservation International (CI), neben Margot Marsh Biodiversity Foundation, Disney’s Animal Kingdom und IUCN Mitunterstützer des Projekts, dass die Lage dramatischer ist, als man bislang befürchtet habe. Allerdings wurden in den letzten Jahren auch noch weitere Affenarten wissenschaftlich entdeckt.

Weltweite Verteilung der Affen (rot). In Prozent sind die jeweils vom Aussterben bedrohten Affenarten angegeben. Bild: Conservation International

Hauptgrund ist die Zerstörung der Lebensräume, die mit weiter wachsender Menschheit noch zunehmen wird. Das Roden und Abbrennen der tropischen Wälder bedroht nicht nur die Affen und andere Lebewesen, sondern trägt auch zur Klimaerwärmung bei. Dazu kommt die Jagd, die auch dort den Bestand der Affen gefährdet, wo der Lebensraum eigentlich noch intakt wäre. Manche Populationen würden, so IUCN, buchstäblich vom Menschen aufgefressen.

Im Scheinwerferlicht hätten bislang vor allem die Menschenaffen gestanden, die auch weiterhin ernsthaft bedroht sind, doch könnten zuerst kleine Affenarten wie Lenuren zuerst aussterben. Angenommen wird, dass etwa der Bouviers Stummelaffe (Procolobus pennantii bouvieri) unter der Waldrons Stummelaffe (Procolobus badius waldroni) schon ausgestorben sind. Beide Stummelaffen hatten in Afrika gelebt.

Goldgelbe Löwenäffchen, Brasilien. Foto: CI/Haroldo Castro

Es gibt aber auch Erfolge. So konnte das brasilianische Goldgelbe Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) und das Rotsteiß-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) als geringer gefährdet eingestuft werden, weil Schutzmaßnahmen gegriffen haben, auch wenn die Populationen noch sehr klein seien und dringend eine weitere Wiederaufforstung erfolgen müsse. Auch die Population der Berggorillas (Gorilla beringei beringei) ist in ihrem Lebensraum in Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo gewachsen.

Entdeckt wurde im Norden des Kongo, auch das gibt es überraschenderweise noch in der dicht besiedelten und weitgehend erschlossenen Welt, eine bislang unbekannte Population des Westlichen Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla). Sie soll bis zu 125.000 Gorillas umfassen, wodurch deren Gesamtpopulation doppelt so groß wäre, wie bislang geschätzt wurde.