Die Jacke wird zur Waffe

Eine Elektrorüstung soll für mehr Sicherheit sorgen

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Jetzt rüsten auch noch die Frauen auf; und zwar wortwörtlich: In den USA soll nach einem Bericht von Wired noch dieses Jahr ein Produkt auf den Markt kommen, das ähnlich wie eine Ritterrüstung den Träger vor unliebsamen körperlichen Attacken beschützt. Und das Gute daran ist, wenn es sich nicht um einen Scherz handelt, dass das Teil nicht rostet und klappert, sondern richtig schick aussieht. Das Produkt trägt den viel versprechenden Namen No-Contact Jacket, und gemeint ist damit eine neue Jacke, die den Kontaktversuch eines bösen Buben mittels eines 80.000 Volt starken Elektroschocks abwehrt.

Möglich macht dies eine in dem Bekleidungsstück integrierte Batterie, die den Strom über eine feine Schicht aus leitenden Aracon-Fäden im Fall der Fälle zum Angreifer transportiert, um ihm dann einen heftigen, aber keineswegs tödlichen Schlag zu versetzen. Was natürlich im Vergleich zu den handelsüblichen Selbstschutzwaffen wie Messer oder Pistole enorme Vorteile hat. Schließlich kann die Jacke nicht gegen das Opfer selbst verwendet werden. Und durch ihren gezielten Einsatz wird verhindert, dass der Angreifer so schwer verletzt wird, dass man sich anschließend als Opfer mal wieder stundenlang vor der Polizei wegen eines erfolgreichen finalen Rettungsschusses rechtfertigen muss. Außerdem entstehen keine hässlichen Blutflecke, die bekanntlich ja nur äußerst schwer zu entfernen sind.

Die Entwickler dieses Produktes, Adam Whiton und Yolita Nugent, haben tatsächlich an fast alles gedacht: Damit die Jacke beispielsweise nicht den Falschen elektroschockiert, muss sie vorher mittels Kontaktstecker "scharf" gemacht werden. Und das sieht sogar recht hübsch aus, da beim Aufladen die Jacke hörbar knistert und kleine Lichtbögen über Schlitze im äußeren Futter flimmern. Um zu verhindern, dass die Abwehr- womöglich als Angriffsjacke missbraucht wird, wird sie zudem nur in kleinen Größen und mit sehr schmalen Armlöchern hergestellt. So können zwar Frauen (und Kinder) durchaus damit Unheil anrichten, Männer aber nicht. Und da Frauen eh die friedsameren Wesen sind, ist das vielleicht auch gut so.

Kurzum: die "No-Contact"-Jacke ist zweifelsohne eine feine, jedoch mit einem geplanten Preis von rund 1.000 Dollar recht teure Sache. Und mit ihr gerüstet, werden sich viele Frauen auf dunklen Plätzen und Straßen bestimmt ein Stück weit sicherer fühlen. Doch für die oft ersehnte Rund-um-Sicherheit sorgt auch sie leider nicht.

Im Unterschied zu Männern werden Frauen nämlich in den meisten Fällen Opfer von Gewalttätern, mit denen sie persönlich bekannt oder gar befreundet sind oder waren. Und da diese Fälle sich daher meist in privaten Räumen abspielen, in denen frau selten eine Jacke trägt, sollten die Entwickler dieser Elektrorüstung vielleicht mal über andere "No-Contact"-Bekleidungsstücke nachdenken. Es gibt also noch viel zu tun, auch und gerade in der zwischenmenschlichen Kontaktpflege. Jacken oder packen wir es an.