Die Roboter kommen ...

... aber die vom jährlichen Bericht World Robotics schon länger erwartete explosive Zunahme der Dienstleistungsroboter lässt noch auf sich warten

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Jedes Jahr veröffentlichen die United Nations Economic Commission for Europe (UN/ECE) in Zusammenarbeit mit der International Federation of Robotics (FR) einen Bericht über den Stand und die Zukunft der Robotik. Waren früher nur die Industrieroboter interessant, so hat sich der Bericht mittlerweile an die Trends angepasst und nennt sich "World Robotics 2000". Der Boom der Roboter, so das wohl begrüßte Ergebnis des Berichts, hält weiter an.

Noch sind weltweit die Roboter noch keineswegs dabei, im Hinblick auf hre Zahl die Menschen zu übertreffen, geschweige denn in ihrer Intelligenz. Gerade einmal 742500 Roboter soll es in der Industrie weltweit geben.

Noch dominieren auch die in der Industrie eingesetzten Roboter gegenüber den Dienstleistungsrobotern. Gleichwohl setzt man in diesem Bericht wie schon in den letzten beiden darauf, dass die Zahl der Heimroboter jetzt doch endlich bald explosionsartig ansteigen werde. Stets wird der Durchbruch demnächst vermeldet, also spricht man auch im diesjährigen Jahr davon, nur dass der prophezeite Aufstieg der Heimroboter, von denen man beispielsweise letztes Jahr angekündigt hatte, sie würden bald so verbreitet wie Handys sein, sich eher zögerlich zeige: "Still hesitant but expected to take off." Ende 1999 seien an die 6000 Dienstleistungsroboter weltweit im Einsatz gewesen, davon 50 Prozent Heimroboter, 14 Prozent Unterwasserroboter und 12 Prozent Roboter, die in der Medizin Verwendung finden. Putzroboter machen 6 Prozent aus. Sollten Putzroboter wirklich noch in diesem Jahr zu vernünftigen Preisen auf den Markt kommen, würde der Verkauf explodieren. Bis zu einer Viertelmillion Putzroboter könnte es dann zusätzlich zu den 50000 Dienstrobotern bis zum Jahr 2003 geben. Auch die erwarteten Roboter, die für alte und behinderte Menschen sorgen, hätten noch nicht den Weg zum Markt gefunden, seien aber ein zentraler Bereich für Dienstleistungsroboter.

Der schnellen Verbreitung stehe hauptsächlich der Preis im Weg, aber auch die Kunden sind schuld, denn sie wüssten "nicht immer die Leistungskraft und Verlässlichkeit sowie die möglichen Kostenersparnisse" einzuschätzen. Gleich wohl ist man wie jedes Jahr weiterhin optimistisch: "Der weitverbreitete Gebrauch von PCs und Handys sowie die Herstellung von 'intelligenten Küchen' und 'intelligenten Häusern', in dem unterschiedliche Geräte mit PCs und Handys verbunden sind und von diesen gesteuert werden, wird die Einführung von Heimrobotern stark unterstützen."

Dafür fällt die Volkszählung der in der Produktion eingesetzten Roboter offenbar zufriedenstellender aus. Die Roboterzählung ist natürlich nur eine Schätzung. Man geht davon aus, dass seit Ende der 60er Jahre, als die ersten Industrieroboter auf den Markt kamen, an die 1100000 Roboter aller Typen verkauft wurden, die natürlich teilweise mit einer durchschnittlichen Lebensdauer zwischen 12 und 16 Jahren bereits verschrottet wurden. Über 742000 soll derzeit weltweit geben, am meisten noch immer in Japan mit 400000, gefolgt von den USA (155000) und Deutschland (81000). Von 1998 bis 1999 sei die Zahl der neu verkauften Industrieroboter um 15 Prozent angewachsen auf über 80000 Stück, wozu vornehmlich die USA (+ 38 Prozent) und die EU (+16 Prozent) beigetragen haben. In Korea sind es gleich um 70 Prozent mehr geworden, allerdings hatte hier ebenso wie in Japan die Wirtschaftskrise erst 1998 zu einem fast ebenso gewaltigen Rückgang geführt, der jetzt wieder langsam wett gemacht wird. Der Boom hat im ersten Halbjahr 2000 weiter mit 12 Prozent im Plus angehalten, die Europäer sind hier noch mit + 14 Prozent dabei, in den USA ließ sich eine Abnahme um 9 Prozent feststellen. Absolut ist die Zahl der Industrieroboter aber nur 3 Prozent gestiegen.

Man kann natürlich auch, wie man die Zahl der Patente, der Internetanschlüsse, der Computer oder der Bandbreite pro Kopf der Bevölkerung als Entwicklungsstandard benutzt, auch die der Roboter pro Angestellten ansetzen. In der Produktion steigt der Anteil der Roboter langsam, aber stetig, vornehmlich in der Autoindustrie, in der Japan schon ein Roboter auf 6 Angestellte kommt, in Italien 1:13 oder in Deutschland 1:16. Auch insgesamt ist Japan noch das führende Roboterland: 280 Industrieroboter kommen hier auf 10000 Arbeiter, in Singapur sind 148, in Korea 116 und in Deutschland an vierter Stelle 102.

Der Bericht geht davon aus, dass die Investition in Industrieroboter auch weiterhin interessant bleibt, denn die Kosten seien radikal gesunken. Ein durchschnittlicher Roboter, der 1999 verkauft worden ist, habe mit derselben Leistung nur noch ein Fünftel des Preises gekostet, den man 1990 hätte zahlen müssen. Mit dem Kostenrückgang ist gleichzeitig eine Leistungssteigerung einhergegangen: Innerhalb von 10 Jahren habe die Geschwindigkeit oder die Tragelast um das 100fache, die Rechenkapazität gar um das 200fache zugenommen.

Für 2003 geht man davon aus, dass es dann weltweit 892000 Industrieroboter geben wird. Da ist man also schon vorsichtiger geworden, denn im letzten Jahr ging man noch davon aus, dass es bis zum Jahr 2002 fast eine Million Industrieroboter geben werde. Zum wachsenden Einsatz von Roboter trage der Arbeitskräftemangel bei, aber auch die Notwendigkeit, dass die Montage in der Industrie mit einer hohen und konstanten Qualität durchgeführt werden müsse, was oft nur Roboter leisten könnten. Und ein Argument für den Einsatz von Robotern, das seit langem ins Feld geführt wird, darf hier natürlich auch nicht fehlen: "Wer ist wirklich daran interessiert, beispielsweise die schweren und immer wiederkehrenden Hebearbeiten auszuführen, die beim Hantieren mit Getränkekisten vorkommen?" fragt Jan Karlsson von der UN/ECE. "Hier sind Roboter am besten, weil sie Arbeitsbedingungen verbessern. Es gibt noch viele weitere derartige Arbeitsplätze, die robotisiert werden sollten."