Die Verfettung der Menschen schreitet voran, aber unterschiedlich schnell

Auf den pazifischen Inseln leben die meisten dicken Menschen

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Es ist wohl schon jedem einmal aufgefallen, der sich Statistiken über die Häufigkeit von Übergewichtigen und Fettleibigen in den unterschiedlichen Ländern angeschaut hat, dass die Bewohner der pazifischen Inseln besonders häufig zu dick zu sein scheinen.

Eine von der Zeitschrift The Lancet kürzlich veröffentlichte Studie ließ deutlich werden, dass die Menschen überall auf der Welt an Gewicht zunehmen, dass es eine Epidemie der Fettleibigkeit gibt. Fast 1,5 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig, davon etwa 500 Millionen fettleibig (s.a.:: Die Zeitbombe der Fettleibigkeit und die Sorge um den Körper und Von der allmählichen Verfettung der Menschheit).

Die USA liegen bei den reichen Ländern an der Spitze, doch am schnellsten weltweit ist das Körpergewicht bei den Menschen auf den pazifischen Inseln gewachsen, an erster Stelle liegt Nauru. Hier beträgt der durchschnittliche BMI erstaunliche 35.03 für Frauen und 33.85 für Männer. Ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig, ab 30 als fettleibig oder adipös. Und wenn in Nauru der durchschnittliche BMI bei 34 bzw. 35 liegt, dann kann man sich schon vorstellen, wie die Menschen in der Mehrzahl aussehen. Auf den Cook Islands, in Samoa, Tonga oder Palau sieht es nicht viel anders aus, auch auf einigen karibischen Inseln wie auf den Bermudas, Bahamas oder in Puerto Rico haben sich die Dicken vermehrt und liegt das durchschnittliche BMI im adipösen Bereich. Damit steigen auch die Risiken für alle möglichen Krankheiten und sinkt die Lebenserwartung. Ausnahmen von diesem Inseltrend sind die Länder Kuwait und Ägypten, wo die Frauen einen BMI von 30,1 haben, bei den Inseln etwa die Fidschi-Inseln oder die Seychellen.

Joshua Keating hat sich auf Slate Gedanken gemacht, warum Inselbewohner, vor allem die Ozeaniens, nicht nur am schnellsten in den letzten 30 Jahren zugenommen haben, sondern auch am dicksten sind. Schuld sei vor allem die Globalisierung meint er, und der Umstand, dass die pazifischen Inselbewohner nur ein paar Jahrzehnte hatten, um sich dem modernen, sesshaften Leben anzupassen. Dadurch wurde auch die Ernährung von früher Fisch, Obst und Gemüse auf die Importwaren Reis, Zucker, Mehl, Bier und Limonaden umgestellt, zudem kamen mit den Touristen auch Fastfood-Restaurants. Hauptargument ist allerdings die Behauptung, dass die Inselbewohner genetisch darauf angelegt seien, Fett besser zu speichern, weil sie früher öfter unter Hunger leiden und schwer arbeiten mussten.

Nun ja, das war letztlich überall nicht so viel anders, wo traditionelle Gesellschaften von der Lebensweise eingeholt oder in diese gezwängt wurden, die sich zuerst in den Industriegesellschaften ausgebildet hatte. Keating meint allerdings, dass der Einbruch des modernen Lebensstils mit seinen Essgewohnheiten sich deswegen auf den pazifischen Inseln so drastisch ausgewirkt habe, weil sie so klein sind und auch eine kleine Bevölkerung haben (was vielleicht auch auf Kuwait zutreffen könnte, aber nicht auf Ägypten). Die Eröffnung eines Touristenzentrums oder eines Fastfood-Restaurants habe hier sehr viel schneller erkennbare Folgen.