Die Weltbevölkerung altert in rasantem Tempo

2008 ist die Zahl der Über-65-Jährigen monatlich um 870000 Menschen angestiegen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Waren im letzten Jahr etwa 506 Millionen Menschen älter als 65 Jahre, werden es 2040 schon 1,3 Milliarden sein, hat die US-Statistikbehörde ausgerechnet. Dann hat sich der Anteil der alten Menschen von jetzt 7 auf 14 Prozent verdoppelt. Besonders schnell nimmt die Zahl der ganz Alten über 80 Jahre zu. Bis 2040 wird ein globales Bevölkerungswachstum aller Alterstufen von immer noch 35 Prozent erwartet, die Über-80-Jährigen nehmen um 300 Prozent in derselben Zeitspanne zu.

In dem Bericht Why Population Aging Matters: A Global Perspective machen die Autoren deutlich, dass die Vergreisung alle Länder betrifft, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Da der Anteil der Alten in den reichen Ländern schon relativ groß ist, geschieht nun die Vergreisung in den Entwicklungsländern doppelt so schnell. In Singapur wächst die alte Bevölkerung mit 316 Prozent bis 2040 am schnellsten, auch in Kolumbien, Indien, Ägypten, Malaysia, Costa Rica und Bangladesch wird ein Wachstum von über 200 Prozent erwartet. Noch leben 62 Prozent der Alten in den reichen Ländern, 2040 werden 76 Prozent in den Entwicklungsländern leben. Nur in den Ländern Schwarzafrikas ist dies noch anders.

Grafik: US Census

Während Afrika die "jüngste" Weltregion ist, bleibt Europa die "älteste". Die 25 "ältesten" Staaten liegen mit Ausnahme von Japan und Georgien alle in West- oder Osteuropa. Japan steht im Hinblick auf den Anteil zur Zeit an der Spitze der Staaten – allerdings auch mit der Lebenserwartung von 82 Jahren. 21 Prozent der Bevölkerung sind in Japan bereits über 65. Italien und Deutschland folgen mit einem Anteil von 20 Prozent. Auch Griechenland, Schweden, Spanien, Österreich, Bulgarien und Estland gehören zu den "ältesten" Staaten der Erde.

Die USA sind mit einem Anteil von 13 Prozent relativ jung. Japan hat auch weltweit mit 1,2 die geringste Fruchtbarkeitsrate. Deutschland liegt mit 1,4 gleichauf mit Österreich oder Griechenland und vor Italien, Ungarn oder Polen mit 1,3. In Frankreich gibt es mit einer Fruchtbarkeitsrate von 2,0 am meisten Geburten, gefolgt von Norwegen mit 1,8. Die USA haben eine Fruchtbarkeitsrate von 2,1, Uganda liegt mit 6,8 an der Spitze. Indien liegt bei 2,8 und wächst damit schneller als China mit einer Fruchtbarkeitsrate von 1,8. Allerdings ist die Lebenserwartung in China mit 73,2 Jahren deutlich höher als in Indien mit 69,2. In Westeuropa liegt die Lebenserwartung um die 80 Jahre, etwa so hoch wie in Australien, Kanada oder den USA – und hat sich damit seit 1840 fast verdoppelt, wo die Lebenserwartung noch bei 45 Jahren lag. Noch ist der Trend zu einer weiter steigenden Lebenserwartung in den reichen Industriestaaten ungebrochen.

Die Menschen leben länger und sind auch oft gesünder als früher, während die Zahl der Geburten zurückgeht. Global werden bereits in 10 Jahren die Menschen über 65 Jahre die Zahl der Kinder unter 5 Jahren übertreffen. 20 Prozent der Frauen zwischen 40 und 44 Jahren habe keine Kinder. In manchen Ländern wie Russland, Japan, der Ukraine, Südafrika und Deutschland schrumpft die Bevölkerung mit der zunehmenden Vergreisung. In Russland wird es bis 2040 über 24 Millionen Menschen weniger geben als jetzt, in Deutschland sind es 5,6 Millionen weniger. Das lässt das Bild entstehen, dass die Menschheit in Gestalt der demografischen Pyramide vom Umkippen bedroht ist und stürzen könnte.

Auf jeden Fall hat die Vergreisung weitreichende Folgen, bei der es nicht nur darum geht, ob der Eintritt ins Rentenalter mit 65, 67 oder 69 Jahren geschieht. Allein schon an den Wahlurnen und damit in der Politik wird sich in demokratischen Staaten, wenn nicht irgendwann ein Altersfaktor eingeführt wird, noch einiges ändern. Dazu Verschiebungen wie der Trend, dass immer mehr alte Menschen allein leben und der Anteil derjenigen, der noch in der Familie lebt, stetig sinkt, während die Zahl der Alten, die in Institutionen versorgt werden, ansteigt. Schon die Hälfte der Frauen über 65 Jahren lebt in manchen europäischen Ländern wie Deutschland oder Dänemark alleine.