Die Zukunft der Mediennutzung

Oberster Bibliothekar prüft DMCA bis Ende Oktober

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Seit zwei Jahren soll der Digital Millenium Copyright Act, kurz DMCA, in den USA die leidigen Fragen des Urheberrechts klären. Problematisch scheint manchem Beobachter etwa das Verbot des Umgehens von Verschlüsselungstechnologie, da dadurch letztendlich ein Fair Use nicht mehr möglich wäre.

Da selbst dem Kongress bei dieser Gesetzesvorlage etwas mulmig zumute war, wurden die entsprechenden Passagen dem Obersten Bibliothekar des Kongresses und des Copyright-Büros für zwei Jahre zum Studium vorgelegt. Diese Zweijahresfrist endet am 28. Oktober dieses Jahres.

Jurist Peter Jaszi, der maßgeblich an der Gründung der Digital Future Coalition beteiligt war:

Die Zukunft der Mediennutzung wird ganz maßgeblich von dem zu erwartenden Gesetz beeinflusst. So wie es das DMCA vorsieht, wird den Rechteinhabern unter anderem die Möglichkeit an die Hand gegeben, ein Pay-per-Use-System zu entwickeln.

Das soll heißen, dass in Zukunft der Kunde ein Buch, einen Film oder einen Song nicht mehr durch den Erwerb des jeweiligen Mediums besitzen wird, sondern von der Industrie für jede einzelne Nutzung zur Kasse gebeten werden kann. Auf diese Weise entwickelt sich schleichend aus einem Kaufpreis eine Zwangsabgabe, eine "Nutzungssteuer". Die DFC versucht, ein Gegenmodell zu den Plänen der Industrie zu entwickeln, letztendlich eine Balance zwischen den Interessen der Rechtehalter und des Publikums zu schaffen.

"Access Control" ist ein weiteres Stichwort. Die unseligen Ländercodes bei DVD sind ein auch bei uns greifendes Beispiel: So kann etwa eine DVD aus Amerika nur auf einem Player aus Amerika abgespielt werden. Umgangen wird das von Nichtamerikanern in der Regel mit einem "codefreien" DVD-Player, der wiederum eigentlich nicht verkauft werden darf. Ein treffliches Beispiel, wie Konsumverhalten gelenkt und kontrolliert werden kann. Die Industrie denkt im Rahmen des DMCA natürlich schon einen Schritt weiter. "Mit Zugangskontrollen könnte man den Käufer einer DVD am mehrmaligen Ansehen des Films hindern", so Jaszi gallig, "natürlich nur, bis er sich bereiterklärt, für dieses Privileg wieder und wieder zu zahlen..."

Passend dazu hat Warner bereits erklärt, an einem System zu arbeiten, welches verhindern würde, dass DVD's überhaupt noch auf codefreien Playern laufen. Man sollte mal darüber nachdenken, ob das nicht einen Verstoß gegen die zumindest in der BRD garantierte Informationsfreiheit darstellt...

Was für die DVD gilt, lässt sich auch für alle anderen Medien sagen. Im Klartext bedeutet das, dass ein Buch (in elektronischer Form) zwar verliehen werden kann, der Leihnehmer allerdings wiederum seinen Obulus zu entrichten hat. Oder dass Premiere World sein Angebot so verschlüsselt, dass ein Aufnehmen auf VHS-Kassetten unmöglich wäre - das sei hier nur angedacht, um den naiven Gedanken, dass es hier ja "nur" ums Urheberschutzrecht ginge, zu widerlegen. In einer Welt in der man für jede einzelne Benutzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes zahlen muss, ist es kein weiter Weg mehr zum Verbot von "Umgehungstechnologie", sprich Videorekorder, Kassettendeck und so weiter.

Dass der Industrie diese Welt sehr gut gefallen würde, steht außer Frage. Für normale Menschen - nicht nur für Piraten - würde daraus eine völlige Veränderung im Umgang mit Medien entstehen. Man stelle sich vor: Die Hausbibliothek befindet sich nicht mehr im Bücherregal, sondern in digitaler Form auf der Festplatte. Jedes Mal, wenn der "Besitzer" eines der Bücher öffnet, wird sein Kreditkartenkonto belastet...