Disney Online im Flirt mit I-Mode

Disney's Internet Gruppe setzt auf den japanischen Mobilstandard zur Inhalteverbreitung

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Bei der Versteigerung der deutschen Lizenzen für die neuen Handys der UMTS-Generation wurde letzte Woche kein Science-Fiction-Szenario ausgelassen. Das UMTS-Handy sei mobiles Büro, Privatkino und Fremdenführer in einem. Nur die Erfolgsaussichten schienen weniger greifbar, rechnet man doch mit den 30 Millionen Nutzern großzügig nicht vor 2010. Und doch macht eine Handy-Technik bereits von sich reden, welche das kabellose Internet userfreundlicher als die bisherigen WAP-Angebote erscheinen lässt.

Die I-Mode-Technologie von DoCoMo, Mobilfunkableger des japanischen Telekomriesen NTT, ist in der Tat ein großer Erfolg. Seit dem 22. Februrar 1999 wird dieser Dienst angeboten. Seitdem sind knapp 250,000 neue Abonnenten monatlich dazugekommen. Anfang diesen Monats wurden mehr als 10 Millionen I-Mode-Nutzer registriert. Nun sollen die japanischen Konsumenten aber erst richtig in den Genuss dieser Technik kommen. Ein Partner in Übersee hat sich für die Verwirklichung weiterer Pläne gefunden: Disney Online.

Zwar vergleichbar mit dem WAP-Standard, können I-Mode-Handys schon jetzt immerhin Daten mit bis zu 64 Kilobit pro Sekunde übertragen. Deutlich schneller als die schneckengleichen 9600 Bit pro Sekunde der heutigen GSM-Handys. Ein großer Vorteil besteht darin, dass die Inhalte in HTML angeboten werden können und seitens der Informationsanbieter keine aufwendige Konvertierung der Inhalte stattfinden muss. Dadurch können Internet-Inhalte relativ problemlos auf die kleinen Handy-Displays übertragen werden. Und zwar nicht nur im Text-Format. I-Mode gestattet es Nutzern, mit speziellen Mobiltelefonen auf eigens aufbereitete Internetinhalte wie Chats, Ticketreservierung, Online-Spiele und Online-Banking zuzugreifen. Besonders beliebt ist es bei japanischen Teenagern, kleine Bildchen, meist von Manga-Cartoonhelden, als Bildschirmhintergründe auf ihre Handys zu laden, ebenso wie die neuesten Hits des Japanpop. Dafür sind mehr als 7000 I-Mode-fähige Seiten von privater Hand erstellt, während knapp 600 Firmen auf der DoCoMo-Portalseite ihre Dienstleistungen online gestellt haben.

Nach dem Riesenerfolg drängt der japanische Konzern nun nach Europa, Asien und in die USA. Unter anderem will sich NTT DoCoMo an der niederländischen E-Plus-Mutter KPN beteiligen. Japanischen Presseberichten zufolge verhandelte NTT DoCoMo auch mit America Online (AOL) über eine umfangreiche globale Kooperation bei Internet-Handys. Während die exportorientierte Expansion noch nicht abgeschlossen ist, hat nun die Walt Disney Internet Group an diesem Dienstag zugebissen.

Japanische Mobilfunknutzer mit I-Mode-Internetzugang werden schon ab diesem September auf ein umfangreiches Angebot an Disney-Inhalten zugreifen können: Videos, Bildschirmschoner, Musik und Disney-Nachrichten und Informationen. Damit dürfte sich der anlässlich des AOL-Time Warner Deals ins Hintertreffen geratene Konzern nun wieder etwas mehr Spielraum verschafft haben, um auch im Informationszeitalter die weltweite Verbreitung seiner Inhalte zu gewährleisten.