Disney-Portal Go im Netz

Are you ready to go?

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Portale sind zur Zeit der Renner, um im Web strategische Positionen für den erwarteten E-Commerce zu gewinnen. Nachdem AOL unlängst Netscape und dessen Netcenter aufkaufte, ging jetzt Disney mit einem neuen Portal ans Netz. Noch ist Go nur eine Testversion, aber zu Beginn des nächsten Jahres wird die neue Zugangstüre zum Internet offiziell eröffnet werden, wenn die Bugs beseitigt sind.

Vorausgegangen war der Aufkauf von Starwave von dem Microsoft-Mitgebründer Paul Allen im April 1998 und ein komplizierter Deal mit Infoseek im Juni dieses Jahres. Disney erwarb einen Anteil von 43 Prozent am Unternehmen der kränkelnden Suchmaschine im Wert von 900 Millionen Dollar und zahlte zusätzlich 90 Millionen Dollar an Cash, während Infoseek über 150 Millionen Dollar für die Bewerbung der neuen Website in Disney-Angeboten ausgeben wird. Auch wenn Go mit Nachrichten, Suchmöglichkeiten, Aktienkursen, Chat-Räumen, Email, Wetterberichten oder Angeboten zur Personalisierung nicht sehr viel anderes wie die anderen Portale etwa von Yahoo, AOL oder MSN bietet, werden gerade die Möglichkeiten des Disney-Konzerns, für das neue Angebot auf breiter und unübersehbarer Front auch außerhalb des Netzes zu werben, als attraktiv angesehen: "Disney gehört ABC, und sie können den Sender nutzen, um das Go-Netzwerk zu bewerben", sagt etwa Bill Bass von Forrester Research. "Sie haben nicht nur das Fernsehen, sondern auch Filmstudios und Themenparks. Go wird in Disney World, in Disney-Filmen, auf Disney-Kreutfahrtschiffen beworben. Das ist eine Werbung, die man nicht kaufen kann."

Auch wenn die anderen Portale noch keineswegs Gewinne einfahren, so meinte Disney-Chef Michael Eisner, daß man keine andere Wahl gehabt habe, als die Position im Web zu besetzen: "Wir wollen", so Eisner kürzlich in einem Interview, "ein wichtiges Unternehmen sein. Ich will nicht, daß unser Unternehmen sich mit dem Eisenbahnmarkt abgibt, während die Menschen darüber in Flugzeugen fliegen." Eisner glaubt, daß Go, im Gegensatz zu den anderen Portalen, einen Vorteil durch den "Content" habe, den man mit ABC, ABC News, Espn.com, Mr. Showbiz, Family, NBA, CelebSite oder Wall of Sound zur Verfügung hat und auf der Website zusammenführt. Dazu kommen natürlich die Angebote von Disney selbst. Wer dann beispielsweise unter der Kategorie "Kids" sucht, trifft vor allem auf Disney. Man will schließlich seine Schäfchen auf der eigenen Site halten und hätte am liebsten, daß das Portal wie ein riesiger Freizeit- oder Einkaufspark hinter geschlossenen Wänden ist, aus dem möglichst wenige Links hinausführen.

Ohne ein eigenes Portal scheint man bei Disney gefürchtet zu haben, daß die Menschen, wenn sie einmal woanders ihre Informationen bezogen haben, womöglich nicht mehr weitersurfen. Noch werden die Disney-Sites von über 20 Millionen Internetnutzern monatlich besucht (im Oktober kamen zu Disney Online 5 Millionen, zu Espn.com 4,5 Millionen oder zu ABC News 2,7 Millionen Besucher). Man gibt sich bei Go noch betont locker und will offenbar gleich einmal die viel geschätzte Community einläuten, denn "wir" wollen doch schließlich alle dasselbe: "Wir lieben, wie Sie, das Internet. Wir lieben seine Vielfalt und die Art, wie es uns bei Möglichkeiten hilft, die wir niemals für möglich gehalten haben. Es überrascht uns jeden Tag mit seinem Überfluß an Angeboten. Manchmal kann es uns sogar zu Helden in unserem Leben machen. GO Network wurde für Menschen wie uns gemacht. Es ist der einzige Platz, wo man das Beste im Internet an einem Ort verbunden findet ... Unser Ziel ist es, das Leben durch die Schaffung einer Site einfach zu machen, wo alles, was man braucht, an einem einzigen, bequem zu nutzenden Ort, ist."

Man verspricht, die Privatsphäre der Besucher zu wahren und keine Informationen an Dritte zu verkaufen. Das Truste-Logo ist bereits angebracht. Einigermaßen sauber vor Pornographie will man Go auch halten, doch die Suchmaschine führt alle doch wiederum ins schmuddelige Reich. Wer Entsprechendes sucht, erhält aber immerhin eine Warnung.

Mit dem Slogan "Are you ready to go?" will man offenbar auf den Spruch anspielen, mit dem Microsoft wirbt: "Where do you want to go today?" Der Konkurrenzkampf der Giganten wird mit Go noch einmal ein Stück härter.