Doch nur ein irakisches Märchen?

Die Geschichte vom alten Bauern, der mit seiner Flinte einen Apache-Helikopter abgeschossen hat

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Es war einmal ein alter armer irakischer Bauer, der jeden Tag genügsam sein Feld bestellte. Doch eines Morgens mitten im Krieg gegen die USA sollte sich für ihn die Welt verändern. Als an dem besagten Tag plötzlich ein finsterer amerikanischer Hubschrauber über sein Feld flog, wurde der Bauer richtig wütend. Zornig griff er zu seiner alten Flinte, schoss und traf. Und der Hubschrauber landete von einer einzigen Kugel getroffen genau vor den Füßen des alten armen irakischen Bauern.

Als davon das irakische Fernsehen erfuhr, schickte es schnell ein Kamerateam dorthin. Das filmte am 24. März den alten armen Bauern. Und die Bilder von diesem Mann, der mit einer alten Flinte eines der modernsten Kriegsgeräte abgeschossen hatte, gingen danach schnell um die Welt. Und als dies der Herrscher im fernen Bagdad hörte, lobte auch der Tyrann am 4. April in einer Rede seinen tapferen Bauern ("the gallant Iraqi peasant").

Doch die Geschichte vom alten armen Bauern hat vermutlich einen kleinen Haken. Sie ist, behauptet die Kuwaiter Zeitung "al-Rai al- Am", nur ein Märchen, das sich die Mitglieder der irakischen Baath-Partei ausgedacht haben. Einem Journalisten des Blattes soll nämlich der Bauer Ali Abid Minqash jetzt die Wahrheit verraten haben. Und die sieht angeblich so aus: Als Minqash morgens auf sein Feld ging, sah er plötzlich, dass dort ein Fluggerät und Menschen herumlagen. Erst traute er seinen Augen nicht. Doch als er feststellte, dass er sich nicht getäuscht hatte, bekam er große Angst und lief schnell zum nächsten Regierungsbüro, um die anwesenden Funktionäre zu informieren.

Und den Rest übernahmen dann die Märchenerzähler der Baath-Partei, die sich die Geschichte vom alten armen irakischen Bauern, der mit seiner Flinte einen amerikanischen Apache-Helikopter abgeschossen hatte, ausdachten. Dank des Fernsehens erfuhren auch wir im fernen Europa von dieser Heldentat, die vermutlich keine war. Und wenn die Märchenerzähler nicht gestorben sind, dann arbeiten sie noch heute in den Propagandaabteilungen der Kriegsherren unserer Welt.