Donald Trump: Körperlich und psychisch alles in Ordnung

Natürlich immer in der Mitte. Bild: Weißes Haus

Nach seinem Arzt ist der US-Präsident in "exzellenter Verfassung". Hätte man anderes erwartet?

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Als Beobachter von Donald Trump muss man zwar nicht notwendig den Eindruck erhalten, dass der US-Präsident psychisch krank ist, man kommt aber kaum umhin zu vermuten, dass der Mann hochgradig narzisstisch ist und äußerst sensibel auf vermeintliche Kränkungen reagiert. Im Gegensatz zu anderen Staatsführern will Trump auch der Öffentlichkeit über seine Tweets direkten Einblick in seine Befindlichkeit geben, die er in den Twitter-Botschaften auch entsprechend inszeniert, weil er damit persönliche Aufmerksamkeit erfährt. Nicht so wichtig scheint ihm zu sein, ob sie positiv oder negativ ist. Das ist aufmerksamkeitsökonomisch tatsächlich auch erst einmal gleichgültig.

Trumps Arzt, Dr. Ronny Jackson, hat nach der vierstündigen Untersuchung am Militärkrankenhaus Walter Reed am vergangenen Freitag dem Präsidenten eine "exzellente Gesundheit" attestiert. Trump trinkt keinen Alkohol und raucht nicht. Sein Gesundheitszustand war schon schnell am Freitag verbreitet worden, schließlich war Trumps psychische Gesundheit in Zweifel gezogen worden, was Trump dazu verleitet hatte, sich als ein "Genie" zu bezeichnen. Das fand Jackson offenbar nicht auffällig, zumindest äußerte er sich nicht dazu, sondern versicherte, Trump habe einen kognitiven Test mit Bravour überstanden und könne daher als Oberbefehlshaber, also als einer mit dem großen roten Knopf, bis zum Ende seiner Amtszeit fungieren, was nicht allen gefallen dürfte.

Trump habe beim Test Montreal Cognitive Assessment alle Punkte erzielt, was bedeuten soll, dass er keine Anzeichen von Demenz oder Alzheimer zeigt. Das sagt freilich nichts darüber aus, ob er anderweitig psychisch auffällig ist. Das ist er unübersehbar. Dass er sich dem Test überhaupt unterzog, ist dem Druck von außen zu verdanken. Jackson meint jedenfalls, dass kognitiv an Trump nichts zu beanstanden sei, geistig sei er "sehr scharf". Der Kreislauf sei überdies gut und für das Alter ganz normal, sein Blutdruck sei 122/74, sein Puls 68. Das sind in der Tat Superwerte.

Allerdings bringt der 71-jährige Trump 108 kg auf die Waage. Er ist übergewichtig. Trump isst gerne Fast- oder Junkfood, Er müsse abnehmen, also weniger Fett und Kohlehydrate zu sich nehmen. Abgesehen von Golfspielen bewegt sich Trump auch kaum. Jackson sagt, der Präsident müsse 5-7 kg abnehmen und sich mehr körperlich betätigen. Nach Jackson sei Trump eher einverstanden mit einer veränderten Ernährung als mit mehr Bewegung. Das verlangt dann doch eine größere Umstellung, um den trägen Körper in Bewegung zu versetzen.

Trump schläft sehr wenig, vielleicht 4-5 Stunden. Das dürfte er mit Amtskollegen teilen, fördert aber auch die Bereitschaft, wild Tweets nächstens zu verbreiten. Jackson ist natürlich Trump unterwürfig. Der verspeist gerne Produkte von McDonald's und trinkt Coca Cola. Macht nichts, sagt der Arzt, Trumps Gene schützen ihn vor Risiken: "Er hat unglaublich gute Gene. Das ist so, wie Gott wie ihn schuf." Wenn gleich Gott seine Finger bei dem angeblich außergewöhnlichen Menschen im Spiel haben muss, darf man skeptisch werden. Trump nehme neben den Medikamenten Crestor (Rosuvastatin, ein Statin), Aspirin und Propecia gegen Haarverlust nur Multivitamine ein.

Im Weißen Haus ist also alles in Ordnung. Der Präsident ist nicht nur körperlich fit, sondern auch geistig. Allerdings traut ihm eine Mehrheit der Amerikaner nicht, auch sonst weiß man nicht, was wie man ihn einschätzen kann. Das medizinische Gutachten gehorcht dem Gebot der alternativen Fakten. Könnte man sich vorstellen, dass der Arzt dem Präsidenten geistige Verwirrtheit attestiert?