Drei Nachtwölfe durften in Berlin nicht einreisen

Angeblich bestünde die Gefahr der "Bedrohung der öffentlichen Ordnung", die russische Botschaft legte eine Protestnote ein, auch das russische Außenministerium protestiert

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In Berlin wurde gestern drei Mitgliedern der Rockergruppe "Nachtwölfe" am Flughafen Schönefeld die Einreise verweigert. Die deutschen Behörden sollen dies nach langwierigen Überprüfungen der Identität und Dokumente mit einer "Bedrohung der öffentlichen Sicherheit" begründet haben, die angeblich von drei Männern ausgehe.

Aufgehobenes Visum. Bild: Nachtwölfe

Die Reaktion der EU-Länder wie Polen, Litauen oder Deutschland, die die Einreise der Nachtwölfe auf ihrer "Siegesfahrt" nach Berlin zum 70. Jahrestag der Kapitulation den Naziregimes verhindern wollten, dient der Popularität der nationalistischen Antimaidan-Rockergruppe und wird auch, wie zu erwarten war, nun politisch benutzt.

Die russische Botschaft hat eine Protestnote an das Auswärtige Amt gerichtet und sich über das Einreiseverbot beschwert. Gefordert wird eine offizielle Erklärung. Angeblich durften sie trotz gültiger Visa nicht deutschen Boden betreten. Das russische Außenministerium bezeichnete die Entscheidung als "unbegründet, diskriminierend und politisch motiviert". Am Dienstag hatte bereits der russische Botschafter in Warschau das polnische Einreiseverbot kritisiert, für das es keine Begründung gebe: "Natürlich können solche Situationen für unsere künftigen Beziehungen nicht unberücksichtigt bleiben", sagte er mit Verweis auf den 70. Jahrestag des Siegs über Nazideutschland, der ein "sensibles Thema für uns" sei.

Zuallererst ist das Einreiseverbot vor allem von deutscher Seite ungeschickt, weil angesichts von drei Rockern der Gruppe, die bislang friedlich von Moskau aus russische Kriegsdenkmäler und andere Erinnerungsorte in Weißrussland, Tschechien, Ungarn und wohl auch trotz Einreiseverbots in Polen besucht hat, die Begründung an den Haaren herbeigezogen zu sein scheint. Gleichzeitig wird damit eine Aktion, die offenbar auch von Moskau gut geheißen und von russischen Medien begleitet wird, in ihrer Bedeutung hochgespielt.

Einer russischen Biker beim Warten auf dem Flugplatz. Bild: Nachtwölfe

Die Biker, die ihre Fahrt möglichst umfassend dokumentieren, beschweren sich darüber, dass sie lange warten mussten, zunächst keine Erklärungen der Grenzpolizei erhielten und den Botschafter nicht anrufen durften. Sechs Stunden seien sie insgesamt festgehalten worden. Erst als sie das russische Außenministerium kontaktieren konnten, sei es besser geworden. Sie werfen den Beamten "Russophobie" vor, die drohten, sie zu inhaftieren, wenn sie nicht den letzten Flug nach Moskau nehmen. Sie hätten sich eigentlich verhaften lassen wollen, die russische Botschaft scheint sie aber zurückgepfiffen zu haben. Um 20:30 Uhr flogen sie nach Moskau.